Die zweite MANNGARD-Platte lässt sich mit der aktuellen Raging Speedhorn vergleichen: willkürlicher, nur schwer erträglicher Brüllsound mit zahlreichen Brüchen, aber ohne kompositorische Stringenz.

Textlich üben die Norweger sich im Populismus der Kritik an amerikanischer Außenpolitik. Da man meistens aber ohnehin nicht versteht, was Sänger Iversen so aufbringt, ist dies unerheblich. Das die schreiverschlüsselten Botschaften untermalende musikalische Werk ist prinzipiell energisch bis hektisch, nimmt also je nach Hörerpräferenz für sich ein oder stößt ab. Unabhängig persönlicher Bevorzugung überwiegt aber bei offenem Ohr und bemühtem Gebrauch desselben Gleichgültigkeit, weil die Stücke an sich nicht stimmen: Es sind Ideencollagen, deren Bestandteile sich zwar nicht abstoßen, jedoch ebenso wenig gute Songs zusammenstellen. Ein zähflüssiges Ding wie in Teilen „Expulsion of the Assailants“ kommt leider zu selten, um Struktur herzustellen (nicht, dass der Kram nur zu schnell wäre, um bedachte Kompositionen zu erkennen – Songwriting fand hier wenig im klassischen Sinn statt); stattdessen überwiegt mitunter nicht einmal kurze Atemlosigkeit. Vieles wäre mit weniger Noten auch genauso eindringlich gesagt, wobei das Material nicht einmal sonderlich komplex oder virtuos ist.

Thrash-Versatzstücke, Hardcore-Brüllen und leider zu wenig Aussagekraft, um ein Album mit dem zu füllen, was man zu sagen hat, machen aus „European Cowards“ eine Veröffentlichung unter vielen, der es an nichts mangelt außer am deutlichen Ausrufezeichen hinter dem Satz: ‚So und nicht anders ist es um die Welt bestellt, und wir liefern dazu die definitive Musik.´

FAZIT: Viel Verzerrung, und doch kein Rock, Punk oder Heavy Metal; viel Gebrüll, und doch kein Hardcore, Death oder Black Metal; viel Ton, und doch keine Melodie; viel Musik, und doch kein Lied. MANNGARD laufen mit, ohne zu fallen, doch am Ziel sind bereits andere.