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Mike Dimareli Artical: Horizon (Review)
Artist: | Mike Dimareli Artical |
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Album: | Horizon |
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Medium: | CD | |
Stil: | Neoclassical Power Metal |
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Label: | Burning Star Records | |
Spieldauer: | 43:56 | |
Erschienen: | 2007 | |
Website: | [Link] |
Wer glaubt, dass der Job als Metalsänger reines Zuckerschlecken ist, dem sei das aktuelle Studiowerk „Horizon“ des griechischen Gitarristen Mike Dimareli empfohlen. Der hat sich nämlich Bill Aksiotis, den Sänger von PHANTOM LORD, ans Mikro geholt. Dieser wiederum hatte bei den Aufnahmen für den zweiten Streich des virtuos veranlagten Saitenbearbeiters seine liebe Mühe, die vom Bandleader bevorzugte Tonlage über die gesamte CD-Länge darzubieten. Wie er singt? Nein, nicht hoch. Eher saumäßig hoch, würde ich sagen. Die Vergleiche mit Männern ohne Hoden erspare ich mir an dieser Stelle. Das wäre auch nicht gerecht, denn ich bin mir sicher, er hat welche. Und genau deshalb muss man sich mal klar machen, was hier geleistet wurde.
Ok, jetzt kann sich vermutlich jeder halbwegs vorstellen, was einem da für eine knappe dreiviertel Stunde erwartet. Aber langsam. Es wird ja nicht nur gesungen. An den Keyboards hat sich nämlich ein in der Szene nicht mehr unbekannter Multiinstrumentalist eingefunden. Bob Katsionis. Er ist nicht nur ein überdurchschnittlicher Tastenvirtuose, sondern kann auch bestens mit der Sechssaitigen umgehen. Was er hier jedoch ganz seinem Arbeitgeber überlässt. Schade eigentlich, denn es fällt recht schnell auf, dass man bei der Produktion einen eher unüblichen Weg eingeschlagen hat. Bezogen auf die Gitarrenaufnahmen.
Bei den meisten modernen Produktionen vermehrt sich eine einzige Rhythmus-Gitarre im Studio auf „wundersame“ Weise in mehrere. Dort kann ja Spur für Spur aufgenommen werden, so dass der alleinige Gitarrist einer Band einfach zwei- oder mehrmals das gleiche spielt. Oder, noch besser, zusätzlich noch eine etwas unterschiedliche und gut dazu passende Variante. Je gekonnter das komponiert und umgesetzt wird, um so besser ist in der Regel das Ergebnis. Und jetzt kommt das etwas Eigenartige. Mike Dimareli verzichtet komplett darauf. Stattdessen benutzt er allerlei Delay, um mehr Räumlichkeit und Weite zu erreichen. An das oben beschriebene Doppeln der Gitarre kommt das aber bei weitem nicht heran. Aber egal. Schauen wir uns mal ein paar der acht Songs genauer an.
Los geht es richtig vielversprechend mit dem Midtempo-Titeltrack „Horizon“, der direkt im 7/4-Takt startet. Das macht gleich mal Lust auf mehr! Das Stück baut sich schön langsam über die treibende Rhythmik der Gitarre und den darauf aufsetzenden Keyboardakkorden auf und steigert sich mit Strophe und Bridge in den Refrain. Dieser fällt aber so schwach aus, dass er dem guten ersten Eindruck etwas den Wind aus den Segeln nimmt. Der hohe Gesang hat hier noch genügend Reserve für die noch höheren Gefilde, so dass diesbezüglich noch alles im grünen Bereich ist. Wie nicht anders zu erwarten war, lässt man es sich bereits beim ersten Song nicht nehmen, diesen mit technisch anspruchsvollen und melodiösen Solos von Keyboard und Gitarre zu veredeln.
„Find My Soul”, der zweite Track des Albums, besticht durch vorzügliches Riffing im Stile von SYMPHONY X. Auch der trockene Rhythmussound der Gitarre drängt einem diesen Vergleich förmlich auf. Was den Gesang betrifft würde ich mir an dieser Stelle wünschen, dass die in diesem schnellen Song dominierende Stimmlage des Sängers das gesamte Album bestimmt. Bill Aksiotis hat nach nur zwei Songs gezeigt, welchen Stimmumfang er parat hat und dass er die etwas rauheren Töne ebenfalls beherrscht und in der Lage ist, ihnen Ausdruck zu verleihen. Bass und Schlagzeug liefern durchgehend Standardkost und fallen weder positiv noch negativ auf. Weiter geht´s mit dem an STRATOVARIUS und ANGRA erinnernden „The Rising Sun“. Die fast durchgehende und sehr vordergründige Double-Bass-Begleitung bearbeitet mir in nicht aufzuhaltender Manier die Gehörgänge und beseitigt derweil gründlich alle dort angelagerten Schmalzreste. Der Gesang ähnelt in dieser Nummer dem ANGRA-Leadsänger Edu Falaschi.
Natürlich ist dem griechischen Gitarristen auch YNGWIE MALMSTEEN ein Begriff. Nicht so sehr was sein Solospiel angeht. Vielmehr lassen sich in „Madness“ und dem darauf folgenden „Rising Shadows“ in Punkto Songwriting starke Parallelen zum extrovertierten Schweden ausmachen. Und auch zu diesen Songs möchte ich kurz etwas zum Gesang sagen. Konnte man den ersten drei Stücken diesbezüglich noch so allerhand abgewinnen, so ist nun doch das Maß langsam voll. Zunehmend gequält und jammernd wirken die nun immer häufiger mit allerhöchster Kopfstimme modulierten Textzeilen. Man hört die Anstrengung förmlich heraus und sieht ein, dass das auf Dauer nicht funktionieren kann. Einfach zu viel des Guten.
Der beste Song des Silberscheibchens ist das fast siebenminütige „Awake“, das sich einiger progressiver Elemente bedient. Sehr abwechslungsreich, u. a. durch den spannenden 6/4-Takt sowie die zahlreichen Tempowechsel. Der mit ausgefeilten Riffs eingeleitete lange Soloteil zeigt noch einmal klar das Kaliber des Songschreibers und der restlichen Truppe. Prima! Den Abschluss der CD markiert ein kurzes Instrumentalstück. Schönschnulzige Melodie über schwebendem Keyboardteppich und clean gezupfter Gitarre. Irgendwie hat es was, aber letztendlich sträubt sich bei so viel Schmalz doch mehr dagegen als einem lieb ist.
Was man sich bei der Auswahl des Covers gedacht hat lässt sich aus der Ferne nicht mal erahnen. Ich muss echt ernsthaft überlegen, ob mir schon mal ein unpassenderes Artwork einer Metalband untergekommen ist. Die Berglandschaft erinnert mich eher an die olympischen Winterspiele oder an eine Jubiläumssendung des Musikantenstadels als an das, was auf der CD zu hören ist. So ein Fehltritt in der Aufmachung bzw. im Marketing kann dann auch mal richtig dünnflüssig in die Hose gehen.
FAZIT: Mike Dimareli ist einer der bekanntesten griechischen virtuosen Gitarristen und präsentiert sich auf seiner zweiten Soloscheibe mit kompletter Bandbesetzung incl. Keyboard und Sänger. Der zelebrierte Power Metal mit neoklassischen und progressiven Elementen bewegt sich irgendwo zwischen MALMSTEEN, STRATOVARIUS, ANGRA und SYMPHONY X und zeigt sich zwar teilweise mutig und ideenreich, jedoch fehlt es dem Werk insgesamt an Eigenständigkeit und Überzeugungskraft. Der über weite Strecken extrem hohe Gesang ist zuweilen sehr anstrengend und sollte vor dem Kauf durch Hörproben auf Kompatibilität überprüft werden. Mit dem herausragenden und progressiven „Awake“ beweisen die Griechen jedoch klar, dass man für die Zukunft gewappnet ist und das Nachfolgealbum potentiell für eine Überraschung gut ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Horizon
- Find My Soul
- The Rising Sun
- Madness
- Rising Shadows
- Awake
- Vengeance
- Winter Night
- Bass - Thomas Tserkezo
- Gesang - Bill Aksiotis
- Gitarre - Mike Dimareli
- Keys - Bob Katsionis
- Schlagzeug - Tuomo Dimareli
- Horizon (2007) - 9/15 Punkten
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