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Porcupine Tree: Fear Of A Blank Planet (Review)
Artist: | Porcupine Tree |
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Album: | Fear Of A Blank Planet |
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Medium: | CD | |
Stil: | Prog Rock / Art Rock |
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Label: | Roadrunner Records | |
Spieldauer: | 50:52 | |
Erschienen: | 2007 | |
Website: | [Link] |
Daß PORCUPINE TREE seit Jahren zu den größten Hypes der Prog Rock Szene gehören, dürfte seit längerem Kritiker ärgern und Fans frohlocken lassen -daß Steven Wilson und seine Mitverschworenen aber ein glückliches Händchen für das Verbinden von eingängigen Melodien mit relativ komplexen Prog Arrangements bewiesen haben, das wird hingegen kaum jemand abstreiten können.
Eines vorweg: „Fear Of A Blank Planet“ ist ein Brocken. Alle sechs Songs bilden im Rahmen eines Kozeptalbums eine feste Einheit, echte Hitsingles befinden sich keine auf diesem neuen Opus, das auf den ersten Blick langweilige Albumcover spiegelt des bedrückende Gefühl der Musik bestens wider. Die Texte drehen sich um Jugendliche ohne Perspektive, um das Verlieren von Lebensmut und vor allem -sinn, um den Unterschied zwischen Leben und Überleben. „Xbox is a god to me / A finger on the switch, my mother is a bitch / My father gave up ever tryin´ to talk to me“; heißt es dort und verwoben in lyrischer Rhythmik „Sullen and bored the kids stay / And in this way wish away each day / Stoned in the mall the kids play / And in this way wish away each day“;. Man spürt keinen erhobenen, moralischen Zeigefinger, der sich unangenehm in die Nase bohrt, das würde ein junger Mensch einem beinahe 40jährigen Wilson sowieso nicht abnehmen, der sich hier auf das nüchterne Wiedergeben und Beobachten vom Untergang im Alltäglichen beschränkt und so eine Menge Glaubwürdigkeit für sich verbuchen kann.
Musikalisch setzen PORCUPINE TREE ihre tristen Visionen abwechslunsreich um und rücken ihre Stärken so gut wie selten in den Fokus: „Fear Of A Blank Planet“ ist gespickt von wunderschönen, herzerwärmenden Melodien, die in Moll und Harmonie und Schwermut und Einsamkeit schwelgen. Im Kontrast dazu steht die schwergewichtige Instrumentierung: Es gibt zwar auch ruhige Momente mit Klavier und gefühlvollem Gitarrenspiel, doch hauen die Briten dem Hörer genügend sperrige Soundlandschaften, industrial-artige, von schweren Rhythmen getragene, von Elektronik und Streichern durchwobene Klangbrocken und -sind das wirklich PORCUPINE TREE? -Knüppelparts um die Ohren, daß von süßlichem Selbstmitleid nicht die Rede sein kann. Unmittelbare Eingängigkeit und experimentelle Instrumentalpassagen schließen sich auf „Fear Of A Blank Planet“ keineswegs aus und gehen vielmehr eine wunderbar intensive Symbiose ein, die vor allem beim gleichzeitigen Erforschen der intelligenten Texte zum echten Erlebnis mutiert.
Longtracks sind oft eine zweischneidige Angelegenheit: Zwar freut man sich auf richtigen Spannungsaufbau, Variationen von Themen und ausgiebige Instrumentalpassagen, doch verlaufen sich Songs jenseits der zehn oder fünfzehn Minuten Marke leider allzu oft in sich stets wiederholender Einfallslosigkeit. Das beinahe achtzehn Minuten lange „Anesthetize“ zeigt, daß es auch ganz anders geht: Harmonischer Einzel- und Chorgesang, dramatischer Aufbau, ein herrliches Gitarrensolo von RUSH Gitarrist Alex Lifeson, derbe Prügelpassagen und Ambientparts als dringend benötigte Ruhepole greifen so kompakt ineinander, daß die lange Laufzeit das Tracks erst auffällt, wenn zufällig ein Blick auf die Minutenanzeige des CD Players geworfen wird.
Was unterscheidet eigentlich Art Rock von „normalem“ Rock? Wann kann man Musik hochtrabend als Kunst bezeichnen? „Fear Of A Blank Planet“ lädt zu einer Erklärung ein: Beim Hören dieses Werkes ergeht man sich nicht im bloßen Konsumieren von Rhythmen und Melodien, man spürt irgendwie einen Widerhall in sich, man verfolgt die Texte und entdeckt, wie sich diese in der Musik widerspiegeln, es entsteht eine Wirkung, die -ganz wichtig -über die Laufzeit der CD hinaus bestehen bleibt. Vorraussetzung dafür ist natürlich auch der Wille, sich ganz auf dieses Album einzulassen und keine andere Ablenkung zuzulassen.
FAZIT: PORCUPINE TREE erschaffen mit „Fear Of A Blank Planet“ ein schwergewichtiges, gänzlich unkommerzielles Album, das an seinem Anspruch zu keinem Zeitpunkt zu ersticken droht, weil die Sperrigkeit der Stücke regelmäßig aufgebrochen wird von diesen wunderschönen Melodien, die von den PT-Fans dort draußen so geliebt werden. Wer hätte gedacht, daß die Briten nach dem durchwachsenen „Deadwing“ vielleicht sogar ihr Magnum Opus abgeliefert haben?
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Fear Of A Blank Planet
- My Ashes
- Anesthetize
- Sentimental
- Way Out Of Here
- Sleep Together
- Bass - Colin Edwin
- Gesang - Steven Wilson
- Gitarre - Steven Wilson, Alex Lifeson
- Keys - Richard Barbieri, Steven Wilson
- Schlagzeug - Gavin Harrison
- Sonstige - Robert Fripp (Soundscapes Track 5)
- Voyage 34 - The Complete Trip (2000) - 6/15 Punkten
- In Absentia (2002) - 13/15 Punkten
- The Sky Moves Sideways (Re-Release) (2004)
- Stupid Dream (Special Edition) (2006) - 11/15 Punkten
- Fear Of A Blank Planet (2007) - 12/15 Punkten
- Nil Recurring (EP) (2008) - 10/15 Punkten
- Lightbulb Sun (CD + DVDA) (2008)
- The Incident (2009) - 12/15 Punkten
- Anesthetize (DVD) (2010)
- Octane Twisted (2012)
- Closure/Continuation (2022) - 13/15 Punkten
- Closure/Continuation. Live. (2023)