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Seventh Angel: The Dust Of Years (Review)
Artist: | Seventh Angel |
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Album: | The Dust Of Years |
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Medium: | CD | |
Stil: | Doom Metal |
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Label: | Bombwork Records | |
Spieldauer: | 59:06 | |
Erschienen: | 23.06.2009 | |
Website: | [Link] |
Ganze 17 Jahre haben sich SEVENTH ANGEL Zeit gelassen, um nun mit „The Dust Of Years“ ihr drittes Album zu veröffentlichen (abgesehen von der Compilation „Heed The Warning“). Stilistisch knüpft man trotz der langen Pause teilweise an die ersten Alben an, ist aber gleichzeitig weit davon entfernt, sich zu wiederholen. So klingt das neue Material noch Doom-lastiger und schleppender, die wütenden und manchmal abrupt wirkenden Thrash-Ausbrüche werden etwas sparsamer eingesetzt. Diese Entwicklung leitete bereits der Vorgänger „Lament For The Weary“ ein, allerdings wurden die auf jenem Album noch stark vertretenen Akustikpassagen auch reduziert. So gibt es mit „Oswiecim“ (mehr oder weniger ein Outro) und „Abelard And Heloise“ lediglich zwei Tracks, die auch die ruhigere, leicht folkloristisch angehauchte Seite von SEVENTH ANGEL zeigen.
Insgesamt tendieren die meisten Songs jedoch einheitlich in eine etwas härtere Richtung. Dafür sorgt nicht nur Schlagzeuger Tank, der immer noch recht stumpf, aber effektiv auf sein Kit einprügelt, sondern auch Ian Arkley: Sein früher sehr leidenschaftlicher Gesang, irgendwo zwischen verzweifeltem Schreien und halbmelodischem Thrash-Shouting, ist lupenreinen Death-Metal-Growls gewichen. Zwar war dies anhand seiner zwischenzeitlichen Projekte (etwa MY SILENT WAKE) abzusehen, trotzdem ist es bedauerlich, dass SEVENTH ANGEL dadurch ein wenig an Wiedererkennungswert und Abwechslung eingebüßt haben. Die immer wieder eingestreuten klaren Vocals werden auf „The Dust Of Years“ anscheinend von Gitarrist Simon Bibby beigesteuert und wirken ein wenig blass. Ian Arkley dagegen scheint das richtige Singen ganz aufgegeben zu haben. Dafür sind seine tiefen, aber verständlichen und ausdrucksstarken Growls um so gelungener und erinnern etwas an Dan Swanö. Tatsächlich klingt nicht nur der Gesang nach dessen Ex-Band, auch in vielen der düsteren, aber immer melodischen Gitarrenriffs und –harmonien ist eine leichte Schlagseite zum frühen schwedischen Death Metal auszumachen. „In Ruins“ etwa könnte tatsächlich eine langsame Nummer von EDGE OF SANITY sein.
Musikalisch bemüht man sich also um Abwechslung, die Songs sind recht komplex und verspielt gehalten. Die meisten Kompositionen bestehen aus einer Vielzahl an Riffs und verschiedener Parts, so dass es anfangs etwas schwierig ist, Zugang zu „The Dust Of Years“ zu finden. Meist wechselt man zwischen schleppenden Doom-Passagen, vereinzelten Thrash-Riffs und flotteren Rhythmen, den schon genannten, düsteren Death-Metal-Anklängen und vor allem jeder Menge melancholischer Gitarrenmelodien, was manchmal ein wenig an Bands wie die frühen ANATHEMA erinnert. Auch wenn es selten richtige Hooks zu hören gibt und keine typischen Strophe-Refrain-Schemata, kristallisieren sich doch nach und nach in jedem Song Gesangs- oder Gitarrenparts heraus, die sich langsam festsetzen.
FAZIT: „The Dust Of Years“ klingt ausgereifter und runder als viele der frühen Aufnahmen von SEVENTH ANGEL. Man hört jetzt eine deutlich erfahrenere Band, was sowohl den Arrangements, als auch der Produktion zu Gute kommt. Leider hat die Band gleichzeitig durch den veränderten Gesang ein wenig an Originalität verloren. Dieser Kritikpunkt kann aber nur im Vergleich mit den Frühwerken gelten, für sich selbst betrachtet ist „The Dust Of Years“ ein gutes Album, das einen gelungenen Querschnitt durch die dunklen Spielarten des Genres bietet. Somit könnten sich sowohl Liebhaber von Doom- und Gothic-, aber auch Thrash- und Death-Metal angesprochen fühlen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Chaos Of Dreams
- The Turning Tide
- Exordium
- Weep Not For Us
- Abelard And Heloise
- In Ruins
- Lamentations
- The Raven Sky
- Oswiecim
- Bass - Mark Broomhead
- Gesang - Ian Arkley, Simon Bibby
- Gitarre - Ian Arkley, Simon Bibby
- Schlagzeug - Tank
- The Dust Of Years (2009) - 10/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
TheMattes
gepostet am: 22.10.2009 User-Wertung: 14 Punkte |
Ich halte dieses Album für schlichtweg hervorragend, weil genau so ein Zeug ist gerade das Richtige für mich. Îch kann viele deiner Einschätzungen so nicht teilen, weil ich gerade das, was Du kritisierst, gut finde. Aber Geschmack ist Glückssache und darum geht es mir nicht.
Du schreibst über "Oswiecim", das der Song mehr oder weniger ein Outro ist. Diese Einschätzung ist nun aber ganz falsch und ist grob daneben geschossen. "Oswiecim" ist der polnische Name für das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und dieser Track ist auf keinen Fall nur ein schlichtes "Outro", sondern durchaus ernst gemeint. Höre ihn Dir mal unter diesem Aspekt an! Ich gebe allerdings zu, dass ich das auch nicht sofort wusse. Mir fiel nur diese komische Buschstabenkombination auf, die mich eben an die polnische Sprache erinnerte, und würde daraufhin auf Wikipedia fündig. Ich habe gerade nen Interview für squealer-rocks fertig und dann werden wir mal sehen, was die Jungs in dieser Hinsicht sagen werden. |
Daniel [musikreviews.de]
gepostet am: 22.10.2009 |
Danke für Deinen Kommentar, ich würde mich durchaus als Fan von Seventh Angel bezeichnen und denke, dass mein Review im Großen und Ganzen auch sehr positiv ist, es gibt nur Kleinigkeiten zu kritisieren. Trotzdem ist natürlich nicht jedes gute Album ohne große Kritikpunkte für mich subjektiv ein herausragendes. Das kann für Dich persönlich ganz anders sein, was mich dann auch ehrlich freut, nicht zuletzt für die Band.
Das mit dem Outro war rein musikalisch gemeint. So gesehen ist es kein vollwertiger Track, worauf ich die Hörer hinweisen wollte. Das hat nichts mit dem evtl. Inhalt zu tun. Übertrieben gesagt, wenn ich einen Schrei aufnehme und ihn "Weight of the world" nenne, kann das evtl. Auch sehr ausdrucksstark und bedeutungsvoll sein, ist jedoch rein musikalisch kein vollwertiger Song. Aber Danke, freut mich ehrlich, dass Du das Album so schätzt. |
TheMattes
gepostet am: 23.10.2009 |
Selbstverständlich ist das alles subjektiv. Darüber brauchen wir kein Wort mehr zu verlieren.
Aber ich kenne von SA nix anderes, deshalb hatte ich gar keine Erwartungshaltung an die Platte. Das ist wohl mein Vorteil bei der Sache. Aber in Bezug auf den "Song" "Oswiecim" muss ich Dir trotzdem widersprechen. 1. Zu was ist das ein Outro? Dies ist kein Konzeptalbum, also hat der Song keinen Bezug zu den anderen und ist auch zu lang dafür, meine ich. Und ein Outro zu sich selbst? 2. Okay, der Begriff „Song“ muss hier gedehnt werden, ist aber im Allgemeinen ein Oberbegriff für die Tracks auf einem Album. Und „singen“ ist in vielen Genres sowieso wohl kaum die richtige Bezeichnung was die „Sänger“ da so tun. Auch wenn es hier nicht permanent kracht wie in einem Actionfilm und irgendein Hirsch waidwund ins Mikro röhrt ist dies trotzdem ein vollwertiger „Song“ bzw. Track trotz des nur gesprochenen und auch sehr kurzen Textes. Der aber ist der Ernsthaftigkeit der Situation durchaus angemessen. Denn Ausschwitz ist ein Mahnmal für die millionenfachen Mordtaten des NS-Regimes! Und dieser Track ist mit Sicherheit nicht nur eine die CD füllende Nebensächlichkeit, oder ist eben KEIN Outro! Ich bin ja mal gespannt, was SA dazu sagen werden. Hoffentlich lassen die mich nicht auflaufen, dann habe ich hier nämlich ganz umsonst so rum geklugscheißert. |
Daniel [musikreviews.de]
gepostet am: 24.10.2009 |
Ich glaube, wir verstehen einfach den Begriff "Outro" völlig unterschiedlich. Ich fasse diesen Begriff keinesfalls so auf und verwende ihn nicht so, wie Du ihn verstehst. Für mich ist das weder etwas Negatives oder Minderwertiges, noch inhaltlich gebunden, sondern rein musikalisch und zeitlich. Beispiel: Ein zweiminütiger, instrumentaler Track, der am Anfang eines Albums steht, ist für mich ein musikalisches Intro für dieses Album, auch wenn es kein Konzept ist. Das heißt nicht, dass der Track deswegen schlechter oder unbedeutend ist. So ist z.B. "Crystal Ann" von Annihilator einer meiner absoluten Lieblingstracks, genau wie das Intro auf "Keeper II" von Helloween, die für mich unheimlich wichtig für die Alben sind, trotzdem sind das Intros.
In diesem Fall wollte ich lediglich ausdrücken, dass die ruhigen Akustikparts bei Seventh Angel zurückgegangen sind und in den meisten Tracks kaum noch vorkommen, im Gegensatz zu früher. Nur deshalb habe ich darauf hingewiesen, dass einer der Tracks, in denen diese Einflüsse noch vorkommen, eher das Album ausklingen lässt (was für mich Outro bedeutet) und nicht eine mit den anderen vergleichbare Nummer ist. Ich habe aber nie gesagt, dass "Oswiecim" schlecht oder unbedeutend ist, das hast Du falsch aufgefasst. |
TheMattes
gepostet am: 25.10.2009 |
Okay, jetzt habe ich es kapiert. Es gibt ja noch nen Outro, was sich mehr auf das Ende eines einzelnen Songs bezieht.
Aber auf die Platte bezogen, könnte ich Dir Recht geben. Auf der anderen Seite gibt es keine Begriffe ohne Wertigkeit! Mir ist das wohl deshalb so wichtig, weil es in "Oswiecim" um dieses spezielle Thema geht. Bei dieser Thematik aber ist höchste Wachsamkeit und Sensibilität im Umgang mit Begriffen gefragt. Zum Beispiel brach in den 80er Jahren ( so `86) der sogenannte "Historikerstreit" in einigen deutschen Printmedien aus, wo es um die Einzigartigkeit der Nazi-Verbrechen an den Juden ging. Es ging in vielen Artikeln und auf vielen, vielen Seiten (zu vielen!)um Begriffe, ihre Definitionen und ihre Wertigkeit. Und das Ergebnis aber war quasi so eine Art Unentschieden. Viel Lärm um nix, denn wissenschaftlich hat das leider keinen Millimeter weiter gebracht. Mir schien es, als hättest Du nicht bemerkt, um was genau es geht. Da konnte ich einfach nicht anders als mich zu Wort zu melden. |