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Borknagar: Universal (Review)

Artist:

Borknagar

Borknagar: Universal
Album:

Universal

Medium: CD
Stil:

Progressive Metal

Label: Indie Recordings
Spieldauer: 46:54
Erschienen: 26.02.2010
Website: [Link]

BORKNAGAR hätten ihr achtes Album nicht passender betiteln können. Einerseits ist „Universal“ ein Fingerzeig zu dem gleichnamigen, herausragenden Stück auf „The Archaic Course“ von 1998 und damit ein Hinweis auf die wieder verstärkte Verwendung warmer, emotionaler und melodischer Klänge, die stellenweise auch folkloristisch angehaucht sein dürfen. Andererseits hat man es keinesfalls nur mit einer Rückbesinnung auf alte Tage zu tun, sondern mit der abwechslungsreichsten und vielschichtigsten Veröffentlichung der Bandgeschichte. „Universal“ umspannt alles, was BORKNAGAR ausmacht, und ist damit sozusagen das „universelle“ Album. Da gibt es Black-Metal-Raserei und –Gekeife (wenn auch nicht mehr allzu oft), jede Menge klare Gesangslinien und schöne Harmonien, immer wieder eine Prise Epik und Dramatik, ohne jedoch auch nur ansatzweise ins Kitschige abzudriften, ruhige und folkloristische Passagen mit entsprechender Instrumentierung, Hammond-Orgeln und viele Progressive-Rock-Einflüsse. Wenn man die Band heutzutage kategorisieren müsste, würde wohl nur eine Konstruktion wie „Epic Progressive Folk Black Metal“ reichen. Aber auch das würde ihr nicht gerecht, denn letztendlich hat man es nicht mit einer Aneinanderreihung von Stilen, sondern einer schlüssigen, ganz eigenen Mischung zu tun. So fallen beispielsweise die gelegentlichen Black-Metal-Ausbrüche keinesfalls aus dem Rahmen, sondern sind auch weniger extrem veranlagten Hörern zumutbar. Umgekehrt dürften Fans der schwarzen Stilarten keine Probleme mit den verspielten Prog-Rock-Ausflügen haben, da auch dort die dunkle Herkunft der Band immer noch stimmungsvoll durchschimmert. Dass diese Mischung funktioniert, ist nicht zuletzt ein Verdienst der Produktion, die angenehm warm klingt und allen Instrumenten ihren Raum lässt. Hier gibt es weder einen fett ballernden, zu stark komprimierten Extrem-Metal-Sound mit unnatürlichen Trigger-Drums, noch eine kraftlose Prog-Rock-Produktion zu hören. Das Ganze ist genau ausbalanciert und klingt wie aus einem Guss, so dass alle Elemente zu ihrem Recht kommen, ohne dass es jemals unangenehm in eine Richtung ausschlagen würde.

Aufgrund der beiden ersten Tracks könnte man noch meinen, der Black Metal gewinne auf „Universal“ mit schnellen Schlagzeugpassagen, sirrenden Gitarren und aggressiven Vocals die Oberhand. Doch auch hier machen sich bereits ungewöhnliche, aber eingängige Gesangsmelodien oder an die Siebziger Jahre erinnernde Orgelklänge bemerkbar. Mit zunehmender Spieldauer wird dann der extreme Anteil der Musik geringer, wenn er auch nie ganz verschwindet. Stattdessen überwiegt klarer Gesang, es gibt viele ruhige und progressiv-verspielte Passagen zu hören, manchmal sogar leicht beschwingte Rhythmen und Melodien (z.B. in „Fleshflower“ oder „Worldwide“).

Andreas Hedlund versucht der musikalischen Vorgabe gerecht zu werden und bemüht sich hörbar um Abwechslung, so dass man manchmal fast meinen könnte, verschiedene Stimmen zu hören (in „Fleshflower“ unterstützt ihn tatsächlich Keyboarder Lars Nedland). Die klaren Vocals sind oft gelungen, manchmal scheint der mit seinem Projekt VINTERSORG bekannt gewordene Sänger jedoch etwas zu hoch hinaus zu wollen. An einigen Stellen klingt er gar ein wenig schräg oder seltsam quäkig, wie etwa in „The Stir Of Seasons“.

Am besten klingen BORKNAGAR immer dann, wenn es Ihnen gelingt, alle Elemente ihrer Musik in einem Track zu bündeln, wie etwa „For A Thousand Years To Come“. Obwohl man hier wie so oft auf klassische Strophe-Refrain-Strukturen verzichtet, wirkt der Song sehr eingängig, da das Hauptthema immer wieder in verschiedenen Arrangements angedeutet wird. Der Song steigert sich somit mehrere Minuten lang, bis dieses Thema schließlich gegen Ende in einer Art Refrain aufgelöst wird.

Der eigentliche Höhepunkt folgt jedoch zum Schluss des Albums mit einer weiteren Referenz zur eigenen Vergangenheit: Der ehemalige Sänger Simen Hestnæs (auch bekannt als I.C.S. Vortex) singt den eigentlich damals für „The Archaic Course“ geplanten Track „My Domain“. Der eher gemäßigte, sehr melodische Song wirkt melancholisch und dramatisch, was hervorragend mit der unvergleichlichen Stimme und den ungewöhnlichen Gesangslinien von Simen harmoniert. Für mich persönlich wird „My Domain“ dadurch sogar zu einem der schönsten BORKNAGAR-Stücke überhaupt.

FAZIT: „Universal“ ist gleichzeitig eingängig und emotional, aber auch verspielt, progressiv und experimentell. Obwohl die Black-Metal-Wurzeln nicht verleugnet, sondern immer wieder hörbar gemacht werden, kann man die Band diesem Genre längst nicht mehr zuordnen, und auch sonstige Schubladen sind mittlerweile viel zu klein. Mit dieser Veröffentlichung könnten BORKNAGAR letztlich sogar alle aufgeschlossenen Hörer mit Sinn für ungewöhnliche Melodieführungen und anspruchsvolle Kompositionen abseits ausgetretener Pfade erreichen. Auf einem guten Album gibt es somit lediglich einen Wermutstropfen: Das großartige „My Domain“ liefert die Erkenntnis, dass die Band und Simen Hestnæs sich nie hätten trennen sollen, denn mit ihm am Mikro sind BORKNAGAR etwas ganz Besonderes.

Daniel Fischer (Info) (Review 8558x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Havoc
  • Reason
  • The Stir Of Seasons
  • For A Thousand Years To Come
  • Abrasion Tide
  • Fleshflower
  • Worldwide
  • My Domain

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Ralphi
gepostet am: 01.03.2010

User-Wertung:
13 Punkte

Vintersorg singt so gut wie nie. Die Lieder sind abwechslungsreich, streifen verschiedene Stile und sind kompositorisch auf höchstem Niveau. Simens Gesang ist gut, aber an Vintersorg reicht er nie heran. Denn Vintersorg bringt gemeines Fauchen ebenso wie Klarvocals allerbestens zur Geltung. Es ist eine der besten CDs von BORKNAGAR.
Ellnath
gepostet am: 26.02.2011

User-Wertung:
12 Punkte

Ich bin auch ein bisschen satt von der ewigen Gegenüberstellung von Vintersorg und Vortex und v. a. die unendliche Verehrung von dem zweitgenannten. Beide sind sehr gut, das wissen wir alle. Aber nicht nur Simens Vokal, sondern auch Vintersorgs ist auf der Metal-Szene ganz einzigartig. Hestnaes hat seine schwache Seite gezeigt, als er Borknagar verlassen hat, um die kommerz-orientierten Dimmu Borgir zu bevorzugen...
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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