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Karfagen: Solitary Sandpiper Journey (Review)
Artist: | Karfagen |
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Album: | Solitary Sandpiper Journey |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Caerllysi Music/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 75:05 | |
Erschienen: | 28.05.2010 | |
Website: | [Link] |
Niemand soll behaupten, der ehemalige Ostblock (muss man das Gebiet nach so langer Zeit immer noch so nennen?) sei flächendeckend ein Hort für düstere Musik allgemein und akustisch wie ideologisch extremen Metal. KARFAGEN aus der Ukraine scheint nämlich die Sonne aus dem Hintern. Mit ihrem ungemein farbenfrohem Prog ziehen sie nahezu gleich mit den großen Eklektikern und Klangmalern des Genres. Alte CAMEL lassen ebenso grüßen wie skandinavischer Neuprog aus dem Umfeld von KAIPA und Konsorten.
Das lyrische Gitarrenspiel im gut acht Minuten langen Instrumental "Spirit of Revelation" dient als wahrlich sprechende Einleitung. Dazu reichen KARFAGEN geschmackvolle Keyboard- und Bassfiguren sowie beschwingte Leichtigkeit in Gestalt von Handklatschern und unverzerrten Klampfentönen. Marina Zacharova liefert den ersten Gesangsbeitrag im Folgestück "Magic Moment" ab, einem von Klavier und Flöte getragenen Akustikrocker im Radioformat, zu dem Madame neben sehr verständlich dargebotenen Texten auch expressiv lautmalt. Fusionistisch wird es hiernach im zweiten Teil von "Silent Anger" (der erste stand auf dem Vorgängeralbum "Continuum"). Sein Titel täuscht; im Mittelteil kanalisiert man keine Wut, sondern angesichts der wilden Geräuscheffekte wohl eher einen Dschungelstrom, aus dem sich ozrische Tentakel winden. Wie auch im nächsten Lied vernimmt man keinen Gesang. Dafür baut "Solitary Sandpiper King" zwischenzeitlich fast bedrohliche Spannung auf, die sich aber - nur zu angemessen für dem bunten Stilflitter zugeneigte Künstler wie diese - in Wohlgefallen auflöst. Wie passend erscheint es da, dass "Searching For Love" nicht nur einen hippiesken Titel trägt, sondern auch mit allerlei verschmitztem Getröte und Georgel aufwartet. Dazu trällert einer der beiden Herrn Hofnarren ähnlich kauzig, wie Blumenkönig Roine Stolt es manchmal zu tun pflegt. Jazzbezüge stellt das Saxophon gen Ende her, und dennoch wirken die beinahe neun Minuten nicht zuletzt des Stimmeinsatzes wegen keinesfalls sperrig.
"Carpathians" als Heimatode kommt erstaunlich beliebig, fast schon wie Fahrstuhlbeschallung aus dem Quark, bevor Tastenmann Kalugin die Sounddatenbank plündert. Schließlich verstummt er zugunsten einer ostinaten Bassfigur im folkloristischen Rhythmuskleid. Daneben verankert das durchgängige Piano KARFAGEN jedoch weiterhin fest im Prog, woran auch einige Quetschkommoden-Chor-Unisoni nichts ändern. Über 14 Minuten erstreckt sich das Gebirge, ohne den Hörer zu überfordern. Wer sich nicht daran stößt, dass nur selten Gesang erschallt, wird auch mit der stummen "Ode to a New Life" warm sieht sich auch mit dem mehrteiligen Abschlussmonster nur anfänglich für seine Geduld belohnt. Vom Junge-trifft-Mädchen-Schmachtfetzen reitet man zunächst über nur gelegentlich improvisiert klingende Instrumentalspielplätze und ungefährliche Traumgassen, hinter denen umso kräftiger auf den Putz gehauen wird - durchaus schon einmal mit knalligem Bass und flirrenden Soloeskapaden. Folglich spielen sich auch die härtesten Momente der Platte im Laufe dieser 23 Minuten ab, wobei ein mäanderndes Keyboardmotiv immer wiederkehrt und einen Zusammenhang herstellt, der ansonsten ob der Gesangsarmut ausbliebe. Dass man nur mit einstweiligen Kehl- und Klicklauten Vorlieb nehmen muss, weckt doch ein wenig den Eindruck, als beschäftigten sich KARFAGEN nur ungern und im besten Fall um eines Alibis Willen mit Gesangsarrangements. Dabei haben sie doch drei gut klingende Stimmen im Kader …
FAZIT: KARFAGEN feiern ein Fest für Anhänger des klassischen Progressive Rock der Siebziger, dessen Protagonisten besser spielen als singen konnten beziehungsweise wollten. Dabei speist sich die ukrainische Interpretation des Althergebrachten zu gleichen Teilen aus virtuosen sowie einfach nur zweckdienlichen und damit in erster Linie Wonne oder Erhabenheit vermittelnden Passagen. "Solitary Sandpiper Journey" ist Schönklang ohne New-Age-Zahnschmerz.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Spirit of Revelation
- Magic Moment
- Silent Anger (part 2)
- Solitary Sandpiper King
- Searching for Love
- Carpathians
- Ode to a New Life
- Kingfisher and Dragonflies (part 2)
- Mystery a) Solid Ground
- Mystery b) Rising Sun
- Mystery c) Destruction
- Mystery d) Redemption
- Mystery e) Spirit of Revelation (reprise)
- Bass - Kostya Shepelenko, Sergey Balalaev, Vadik Samosyuk
- Gesang - Antony Kalugin, Alexandr Pavlov, Marina Zacharova
- Gitarre - Alexandr Pavlov, Roman Gorielov
- Keys - Antony Kalugin
- Schlagzeug - Kostya Ionenko, Alexandr Tyunyakin
- Sonstige - Sergey Kovalev, Antony Kalugin (percussion), Oksana Podmaryova (cello), Lesya Kofanova (flute), Helen Bour (oboe), Alexandr Pastuchov (basson), Max (viola), Dasha (violin)
- Continium (2006) - 8/15 Punkten
- Solitary Sandpiper Journey (2010) - 11/15 Punkten
- Lost Symphony (2011) - 10/15 Punkten
- 7 (2015) - 11/15 Punkten
- Spektra (2016) - 12/15 Punkten
- Messages From Afar: First Contact (2018) - 11/15 Punkten
- Echoes From Within Dragon Island (Limited Edition) (2019) - 12/15 Punkten
- The Key To Perception – Deluxe Edition (2019)
- Birds Of Passage (2020) - 11/15 Punkten
- Principles And Theory Of Spektra (2021) - 11/15 Punkten
- Land Of Green And Gold (2022) - 13/15 Punkten
- Messages From Afar: Second Nature (2024) - 11/15 Punkten
- Land Of Chameleons (2024) - 13/15 Punkten
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