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Miss Behaviour: Last Woman Standing (Review)

Artist:

Miss Behaviour

Miss Behaviour: Last Woman Standing
Album:

Last Woman Standing

Medium: CD
Stil:

Melodic Rock

Label: Avenue Of Allies
Spieldauer: 50:32
Erschienen: 28.01.2011
Website: [Link]

Mandy Behaviour sieht geschafft aus. Drei Stunden hat sie beim Friseur und der Kosmetikerin verbracht. Blieb nur noch Zeit, den kurzen Rock, die schwarze Lederjacke und ein paar Accessoires von der Stange mitzunehmen. Die Knarre war wichtiger. Gebraucht, nicht zurück zu verfolgen, aber gut in Schuss. Mandy ist jetzt 37, aber im Schatten des neonfunkelnden Wolkenkratzers geht sie glatt als Twentysomething durch. Hofft sie. Doch die hochtoupierten Haare, die auffällige Schminke, das tiefe Dekolleté betonen eher ihre verzweifelte Flucht vor den Spuren des Alters, als sie zu kaschieren.

Wenn bloß diese blöden Zeitreisen nicht so schlauchen würden. Aber Mandy ist süchtig. Süchtig nach Thomas Magnum, T. J. Hooker, David Hasselhoff, Robocop und Miami Vice. Was kümmern sie qualitative Unterschiede? Hauptsache Action. Quietschebunt oder Pastell. Wohin soll’s heute gehen? Noch steht sie mit dem Rücken zu den mannshohen Neontafeln. Aber sie wird sich für Miami Vice entscheiden. Immerhin hat sie die Kanone dafür. Und ein Album. Glaubt sie.

Am Zeitportal stehen schon Crockett und Tubbs. Mustern sie. Abfällig. Hören die Musik, die sie im Schlepptau hat. „Sorry Schätzchen. Damit kommst du hier nicht rein!“ Crockett meint nicht die .45er in ihrer Hand. „Mit dem Soundtrack versuchst du es besser bei Hasselhoff. Der steht auf so einen AOR-Scheiß mit klebrigen Keyboards.“
„Würde gerne selbst solche Musik machen“, raunt Tubbs.
„Aber nicht mal das schafft er“, meint Captain Castillo aus dem Hintergrund.
„Aber ihr habt doch EUROPE in eurer Serie gespielt.“ Mandy ist perplex. Passiert ihr nicht oft.
„Haben wir?“ Crockett schaut Tubbs an. Der zuckt die Achseln.
„Und wenn es so wäre“, sagt Castillo, „da reichst du nicht ran. Die paar progressiven Momente, der gefönte Hardrock; das haben hunderte von Bands ähnlich drauf. Braucht das eigentlich irgendjemand?“
„Aber ich…“, stammelt Mandy. Das kann sie gut.
„Wir haben Gina und Trudy“, sagt Tubbs.
Und Sheena Easton“, fügt Crockett hinzu. „Unter anderem…“.
„Aber selbst, wenn du die letzte aufrecht stehende Frau wärst, kämst du hier nicht rein.“
„Bitte!“ flüstert Mandy.
„Keine Chance“, sagt Crockett und legt die Kette vor den Einlass, bevor er sich mit Tubbs verzieht.
„Mist!“ Mandy stampft mit dem Fuß auf. „Bleibt doch wieder nur Michael Knight. Oder ich versuche es mal mit T.J. Hooker. Dessen Toupet ist schließlich auch nicht echter als die Musik von MISS BEHAVIOUR.“
Sie wagt es. Hasselhoff grinst siegesgewiss.

FAZIT: Halbwegs objektiv: „Last Woman Standing“ ist das zweite Album der schwedischen Band MISS BEHAVIOUR. Wer jetzt angesichts des Covers (Beschreibung s.o.) politisch inkorrekten, sexistischen Dirty Ass-Rock’n Roll, bzw. -Hard Rock erwartet, dürfte sich getäuscht sehen. MISS BEHAVIOUR spielen keyboardlastigen AOR. Mal mit leicht progressiven Einschlag, mal wird so getan, als könne man auch eine Axt rausholen und holzbrechenden Rock spielen. Das wird aber schnell wieder schaumgebremst. Viel zu oft wird mit Songstrukturen geliebäugelt, die auch eine der besseren Boybands hinkriegen würden. Im selbst gesteckten Wirkungskreis wird das Plansoll erfüllt, technisch gibt es wenig auszusetzen, die ein oder andere Melodielinie bleibt sogar hängen („Average Hero“). Es gibt mit Sicherheit populäre Bands, die schlechtere Alben mit ähnlicher Musik rausgebracht haben. So Mitte der 80er bis Anfang der 90er. Letztes Jahrtausend.

Völlig subjektiv: Pathetische, sülzige, jammerlappige Grützwurst. Diese Musik hat weder einen Arsch in der Hose, um richtig abzugehen, noch genügend Hirn im Gepäck, um den Kopfhörer zu befriedigen. Von allem ein bisschen, aber nie genug. Baby, it hurts – aber anders als du glaubst.
Der AOR-Freund mit weichem Herzen und einem Bein in vergangenen Jahrzehnten gibt 10 Punkte, der Verächter trantütigen Schlock-Rocks lässt sich zu 2 Punkten hinreißen. Ergibt insgesamt eine freundliche Endwertung…

Jochen König (Info) (Review 5612x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
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Tracklist:
  • 1988
  • Cynthia
  • Give Her A Sign
  • Perfect War
  • Average Hero
  • Till We Meet Again
  • Taking Hostage
  • Emergency
  • Living The Dream
  • Last Woman Standing
  • 11th Hour

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Sascha D. [musikreviews.de]
gepostet am: 19.01.2011

Einfach nur grandios gut geschrieben :)
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 31.03.2011

Genauso sehe ich es auch - eine grandiose Kritik zu einem wenig grandiosen Album, das kaum ein Mensch braucht!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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