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Ihsahn: Eremita (Review)

Artist:

Ihsahn

Ihsahn: Eremita
Album:

Eremita

Medium: CD
Stil:

Progressive Metal

Label: Candlelight Records
Spieldauer: 54:01
Erschienen: 18.06.2012
Website: [Link]

Es ist anscheinend zur Pflicht geworden, bei Kritiken zu IHSAHN über zentrale Fragen der Einstellung zu debattieren. Ist das nun Kopf- oder Bauchmusik? Avantgarde, Post – zu welchem Ausgangsmaterial? Wie intellektuell muss einer sein, der solche Musik schreibt? Ist die Musik damit auch im gleichen Maße individuell? Ist IHSAHN tatsächlich Künstler im Sinne eines Malers? In den Medien wird dieses Bild zumindest vermittelt. Ich mag mich diesbezüglich nicht festlegen Ich weiß mittlerweile nur: Es braucht viel Zeit, um seine Alben einordnen und bewerten zu können. Doch die Zeit lohnt sich.
Zu vergleichen fällt schwer. Unterschiede zu benennen dagegen leichter. Wie Max Cavalera scheint auch Vegard Tveitan mit jeder Scheibe mehr Elemente aus dem Sound seiner alten Band zu integrieren. Blasts und Black Metal-Vocals nehmen auf „Eremita“ einen festen Platz ein und bilden zusammen mit dem Saxophon von Jorgen Munkeby einige der Grundpfeiler der neuen CD. Neben den ganz eigenen Strukturen, die sich durch IHSAHNs gesamtes musikalisches Schaffen ziehen, kommen immer Einflüsse aus dem modernen, extremen Prog zum Tragen. Devin Townsend hat seinen Auftritt auf „Eremita“ somit in gewohnter Umgebung. So taucht plötzlich auch eine Hammondorgel in „Arrival“ auf, einem Song, der beständig rotiert, begleitet vom Krächzen IHSAHNs, bis sich der clean gesungene Refrain Bahn bricht. Meisterhaft wie fast immer ist die Soloarbeit mit ineinandergreifenden, bisweilen sich verwebenden Stimmen, die sich nicht scheuen, tatsächlich Leadstimme zu sein.
Der Black Metal, den IHSAHN zum ersten in „The Paranoid“ zelebriert, ist inhaltlich nicht anders, aber leichter, weniger verbissen und damit variabler als früher. Die vielen, auch akustischen Einschübe sollten eine Offenbarung für alle sein, denen die späten EMPEROR zu undurchsichtig sind.
Herzstück von „Eremita“ ist „The Eagle And The Snake“. Auf diesen Höhepunkt bereiten die ersten drei Stücke vor, alles, was danach kommt, scheint immer verrückter zu werden. Dazu passt, dass „Eremita“ ein Konzeptalbum über Friedrich Nietzsche ist. Zu einem hypnotischen Beat und morbiden halbakustischen Passagen bellt der Meister sein Manifest, begleitet vom Kreischen des Saxophons. Im Kontrast dazu stehen der melodische OPETH-Chorus und die ideenreichen Solos. Ein großartig choreographiertes Werk.
„Catharsis“ nimmt sich dazu wie ein kleiner Bruder aus und ist in den Mitteln noch reduzierter. „Something old“ beginnt mit alter EMPEROR-Raserei und glänzt mit dem nächsten Ohrwurm-Refrain, bevor die Gitarrenarbeit immer vertrackter wird. Der Prolog zu „Grief“ ist ein Stück Kammermusik mit Streicher- und Bläserklängen, bereits jenseits von Dur und Moll, irgendwo zwischen Charles Ives und Paul Hindemith. Dann schleppt sich der Track dahin. IHSAHN schreit noch kranker, die ruhigen Momente von SHINING sind hier ganz nah. Im Folgenden stellt sich wieder die „Kunst oder Käse?“-Frage, wenn die immer gleichen Elemente auf die Spitze getrieben werden: Kälte, gezupfte Gitarren, Beklemmung, Saxophon, Geschrei, Langsamkeit. Die Stimmung, die nötig ist, um über die gesamte Länge im Bann der Musik zu bleiben, will sich bei mir nicht einstellen.
Der Schlusstitel ist „The Door“. Tod und Erlösung? Entspannte Bläsersounds zu Beginn, dann völliges Durchdrehen à la EPHEL DUATH, jazzig-melodischer Refrain dazwischen – hatten wir die Melodie nicht schon mal? Dann Achtsaiter-Ihsahn-Groove again, sieh an, der Bursche kann auch vorhersehbar. Doch eine kleine Überraschung hat der Norweger noch im Ärmel, den engelsgleichen Erweckungsgesang seiner Frau Heidi Tveitan mit Bläserchoral. Das Ende knüpft nochmals an „The Arrival“ an und hinterlässt einen geplätteten Hörer.
FAZIT: Man muss IHSAHN nicht zwingend für Kunst halten. Man muss vielmehr eher zufällig auf seiner Wellenlänge liegen, um sich von seiner speziellen, wohlüberlegten Ausdrucksweise fesseln lassen und die Höchstnote zücken zu können. Doch die Elemente, die für musikalische Qualität sprechen, Ideen, Melodien, packende Rhythmik, Atmosphäre, sind zahlreich und gut genug vertreten. Somit ist „Eremita“ ein empfehlenswertes Album für jeden Metalfan, dem das Wort Avantgarde ansonsten herzlich egal wäre.

Joe A. (Info) (Review 6139x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Arrival
  • The Paranoid
  • Introspection
  • The Eagle And The Snake
  • Catharsis
  • Something Out There
  • Grief
  • The Grave
  • Departure

Besetzung:

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