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Lucerne Jazz Orchestra: Still Now (Review)
Artist: | Lucerne Jazz Orchestra |
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Album: | Still Now |
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Medium: | CD | |
Stil: | Jazz / Big Band |
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Label: | Unit Records / Alive | |
Spieldauer: | 77:59 | |
Erschienen: | 19.10.2012 | |
Website: | [Link] |
Der eine oder andere Leser dieser Seiten mag das LUCERNE JAZZ ORCHESTRA von Claudio Puntins staunen machendem 2010er Album „Berge versetzen“ kennen. Dieses zweite eigene Album der Bigband wurde in nur drei Tagen eingespielt und zeugt somit nicht nur von Spontaneität, sondern ebenso – es mag wie ein Widerspruch klingen – aufwändigen Kompositionen, bei denen wenig dem Zufall überlassen wurde.
Das längste Stück „Geht einzig der Ostwind“ ist gleichzeitig und erstaunlicherweise das mit Hinblick auf die Stimmung einheitlichste. In seinem beinahe heiteren Duktus, der zwischenzeitlich zu verhaltener Melancholie verkehrt wird und zum Ende hin mit wunderschönen Melodien aufwartet, steht es dem mystisch anmutenden „Unser einziges Lied“ gegenüber, das den stets feudalen Bläsersatz mit der motivischen Sprache des spirituellen John Coltrane verschränkt. Selten nehmen die Tastenklänge eine tragende Funktion ein wie während „Final Thoughts“, wo zum Ende hin doch wieder die Mundstücke für Fundstücke sorgen.
Nach Fanfaren-Beginn schleicht„Rated X“ zunächst, doch insbesondere die Klarinetten sorgen alsbald für ein verschmitztes Flair, das durch die spannenden rhythmischen Akzente bisweilen ins Dramatische übergreift. Mit domianten Tenor-Impressionen zerfasert die Komposition in der Hälfte, bevor die Musiker angeführt von urbaner Trompete und Fender Rhodes („Bitches Brew“ lässt grüßen) auf ein triumphales Ziel hinarbeiten. Ähnlich fiebrig fällt nur der Mittelteil von „The Zone“ aus, in dem die Gitarre eine gewichtige Rolle einnimmt, derweil die Combo tonal ungezwungen mit Free Jazz kokettiert. Hibbelig wird es erst wieder im Finale „The Junior President“, doch hier halten sich die getragenen Passagen die Waage mit den forschen, wo ansonsten jeweils hier oder dort Schwerpunkte gesetzt werden.
„Lord Of The Night“ ist ähnlich wie das altertümlich swingende Titelstück anfangs ein beinahe materialhafter Frauenchoral aus gehauchten Silben, bevor Blech, Holz und Rhythmusgruppe eine hibbelige Atmosphäre heraufbeschwören, zu der die Leadstimme ein englischsprachiges Gebet der anderen Art vorträgt. Spätestens hier wird ersichtlich, dass das ORCHESTRA nicht nur die Grenzen der Musik großer Ensembles ausloten möchte, sondern das Machbare in der Moderne generell. Einzige Einschränkung? Es darf nicht ungenießbar kopflastig werden. Umso besser.
FAZIT: Seinen Namen gab sich das LUCERNE JAZZ ORCHESTRA nicht in einem Anflug von Vermessenheit: „Still Now“ wartet mit dynamisch bis ins Detail komponierter Orchestermusik auf, die nicht Klassik ist und vom Jazz nur das Beste nimmt, nämlich improvisatorische Strahlkraft an Stellen, wo es notwendig erscheint, und eine hörbare Dringlichkeit, ohne die jeder Musiker eigentlich von seinem Instrument ablassen sollte. Hier darf hingegen gerne weitergemacht werden – gleichsam zum „Berge versetzen“.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Unser einziges Lied
- Rated X
- Lord Of The Night
- Geht einzig der Ostwind
- The Zone
- Still Now
- Final Thoughts
- The Junior President
- Sonstige - Karin Meier, Dave Blaser, Linus Hunkeler, Aurel Nowak, Lukas Wyss, Lukas Briggen, Silvio Cadotsch, Jan Schreiner, Florian Egli, Tobias Meier, Christoph Irniger, Rafael Schilt, Matthias Tschopp, Hannes Bürgi, Dave Gisler, Raffaele Bossard, Dominic Egli
- Still Now (2012) - 13/15 Punkten
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