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P.O.D.: Murdered Love (Review)
Artist: | P.O.D. |
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Album: | Murdered Love |
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Medium: | CD | |
Stil: | Christian Metal / Reggae / Hardcore Punk |
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Label: | Razor & Tie Recordings | |
Spieldauer: | 40:46 | |
Erschienen: | 20.07.2012 | |
Website: | [Link] |
Seit „When Angels And Serpents Dance“ sind lange vier Jahre verstrichen. Die Welt hat es schadlos überstanden; genauso unbeeindruckt wird sie auch nach „Murdered Love“ ihre Runden weiterdrehen.
Aber. Den Erfolg mit „Satellite“ zu Nu-Metal-Hochzeiten beiseite gestellt, sind P.O.D. eigentlich prädestiniert dafür, auch ohne aufblühendes Genre im Rücken vor ein paar unerschrockenen „Warriors“ in kleinen Underground-Clubs ihren Überlebenskrampf auszutragen und ihn als ihr tägliches Brot zu verstehen. Sie sind die Kerle, die in zwanzig Jahren wieder verfilzte Dreadlocks tragen und ihre Tattoos nach wie vor mit Überzeugung tragen, unabhängig davon, dass sie auch im Booklet zur neuen Platte wieder für peinliche Fotoshootings herhalten müssen. Sie sind die Typen, die dir in zwanzig Jahren in einer düsteren Kneipe von ihren Erfolgen erzählen, um diesen dann einen Nebensatz später augenzwinkernd die Bedeutung zu nehmen und darauf hinzuweisen, dass Gott alles ist, was Bedeutung hat. Du gibst ihnen daraufhin ein Bier aus, sie schwingen ihre zotteligen Dreads zur Seite, nicken, kippen es herunter und klopfen dir auf die Schulter, als sie wieder zu ihren Kumpels gehen.
Die Phase, in der das Hitalbum noch heiß war und ein paar lauwarme Kopien alles waren, was die Band nachzulegen verstand, sind vorbei – nicht unbedingt der Rückkehr Marcos Curiels vor fünf Jahren wegen, sondern weil auch das Hitalbum inzwischen so weit zurückliegt, dass es kalt geworden ist. Mit „Murdered Love“ treten die Kalifornier spätestens in die Post-Underground-Phase ein – P.O.D. zu hören ist für den Mainstream so uncool geworden, dass der Underground langsam wieder seine Arme ausbreitet – ein Prozess immerhin, der einer Band wie LINKIN PARK, die sich ihren Underground zu Marketingzwecken selbst basteln musste, verwehrt bleiben würde.
Bedeutet: „Murdered Love“ ist kein von Auftragsnummern wimmelnder Weichspül-Radiorock mehr. Es ist aber auch kein zweites „Elements Of Southtown“.
Beim Studium der Tracklist könnte man meinen, die vielen Verträge und Awards des zurückliegenden Jahrzehnts haben P.O.D. dafür konditioniert, gewisse Erwartungen automatisch erfüllen zu müssen. „Lost In Forever“ als Rock-Hymne, „West Coast Rocksteady“ als Party-Kracher, “Beautiful” als einfühlsame Ballade und “Murdered Love” als einprägsames Titelstück klingen wie mutierte Abwandlungen vergangener Erfolge – „Alive“, „Boom“, „Youth Of The Nation“ und „Satellite“, alles Single-Auskopplungen des Albums „Satellite“, lassen grüßen. Drumherum legen sich Hardcore Punk, Metal, Rap und Reggae in teils gnadenlos schlecht geschriebenen Füllsongs nieder, die im günstigsten Fall wie abgegriffene Repliken wirken (die RAGE AGAINST THE MACHINE-Nummer „On Fire“ beispielsweise), im schlimmsten Fall einfach nur hilflos (etwa „Bad Boy“, das Textgülle wie aus der Bravo-Redaktion in einen zweistimmig gesungenen Chorus integriert, der auf sehr seltsame Weise an den Alternative Rock von COHEED AND CAMBRIA erinnert).
Was dem Album an Klasse fehlt, macht es immerhin durch seine wuchtige Produktion und den Elan in Sandovals Stimme wett. Was Letzteres angeht, sind allerdings Einschränkungen zu machen – zwar ist der Frontmann mit Herz und Seele dabei, dennoch klingen seine Flows mitunter eher überambitioniert als souverän, speziell in den Strophen vom Titelstück, in dessen Chorus er außerdem zu den Leads von Gast-Rapper Sick Jacken (PSYCHO REALM) merkwürdiges Backing-Gebrüll absondert, das klingt, als wolle er Kartoffelbrei daran hindern, aus seinem Mund zu laufen. Ansonsten ist die Platte von Howard Benson mit viel Druck und Detail ausgestattet worden. Sie klingt weder glatt noch blechern, sondern findet irgendwo das nötige Mittel, um noch das Beste herauszuholen.
FAZIT: Fakten auf den Tisch – Die meisten Songs auf „Murdered Love“ sind einfach Mist. Sei es, weil sie wie unausgebildete Rümpfe ehemaliger Bandklassiker rüberkommen oder weil sie schon von Natur aus Mist sind. Das Gespür für packende Hymnen wie „School Of Hardknocks“ oder „Youth Of The Nation“ scheint auch verflogen in den Winden von Southtown. Aber eines muss man P.O.D. 2012 zugestehen: Was sie falsch machen, machen sie wenigstens mal wieder mit voller Überzeugung falsch. Wenn man will, kann man das gut finden. Und darauf ein kühles Helles.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Eyez
- Murdered Love
- Higher
- Lost In Forever
- West Coast Rock Steady
- Beautiful
- Babylon The Murderer
- On Fire
- Bad Boy
- Panic & Run
- I Am
- Bass - Traa Daniels
- Gesang - Sonny Sandoval, Wuv Bernardo, Marcos Curiel, Traa Daniels, Jamey Jasta, Sick Jacken, Sen Dog
- Gitarre - Marcos Curiel, Wuv Bernardo
- Keys - Howard Benson
- Schlagzeug - Wuv Bernardo
- Sonstige - Marcos Curiel (Glockenspiel)
- Murdered Love (2012) - 6/15 Punkten
- SoCal Sessions (2014)
- The Awakening (2015) - 10/15 Punkten
- Circles (2018) - 11/15 Punkten
- Veritas (2024) - 12/15 Punkten
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