Partner
Services
Statistiken
Wir
The Balmung: Le Porta Della Noia (Review)
Artist: | The Balmung |
|
Album: | Le Porta Della Noia |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
|
Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 68:54 | |
Erschienen: | 23.11.2012 | |
Website: | [Link] |
Auch mal etwas Neues … Italiener, die sich auf Richard Wagner einschießen. Dabei bleiben alle Käuze auf dem Prog-Baum hocken, die man unterhalb der Alpen erwartet: Englisch-Verweigerung, hohes instrumentales Ausdrucksvermögen sowie ein recht eigenständiger Zugang, was das Genre und seine Historie betrifft.
THE BALMUNG stehen kein Stück weit abseits der Tradition italienischer Prog-Dinos von PFM über BANCO hin zu den letzten beiden JUMBO-Alben. Der Opener „Brown Jenkin“ entspricht vor diesem Hintergrund den selbstgenügsamen Azzurri: zwölf Minuten lang Eile mit Weile, ausschweifende Instrumental-Passagen bei gleichzeitiger Erdung im Hardrock. Die Musiker verstehen sich auf markante Riffs, unterfüttert von Hammond-Orgel, und mögen rasch zugängliche Hooks statt krummer Taktarten. Pelliccioni singt ebenfalls nur parterre, statt sich in vergeistigte Höhen zu jaulen, woraus sich ein kurzweiliger, weil innerhalb dieses Rahmens verspielter Einstieg ergibt.
„St. Patrick's Day“ macht als Kombination aus spukhaftem Plätschern, synthetischem Dudelsack und etwas, das nach Kehlkopfgesang klingt, nicht wenig Stirnrunzeln, erweist sich aber als kleiner Ohrwurm, ehe das mit mehrstimmigem Gesang aufwartende „Sogno Fugale“ der Disziplin Ballade nicht nur Rechnung trägt, sondern das Prinzip eingedenk des unterm Kopfhörer wunderbar zur Geltung kommenden Sounds der Produktion (klingt sehr analog und dennoch zeitgemäß) erweitert, indem speziell Gitarre und Keyboard die Strukturen bedächtig andicken, bis am Ende ein psychedelisches Glanzstück dasteht, das den seligen Finnen KINGSTON WALL zur Ehre gereicht hätte.
Mit „Il Dono“ gemahnt man an David Gilmours Echo-Gitarren, doch der kraftvolle Orgel-Hardrock von URIAH HEEP ist nicht weit entfernt von dem, was sich daraufhin entspinnt, bloß dass THE BALMUNG einen „richtigen“ Sänger haben müssen statt eines Gelegenheits-Storytellers. Dennoch: Der Frontmann kitzelt das Hook aus seinem Hals, und der Rest der Gruppe trägt dem ohne virtuose Schlenker, aber mit keltischem Versatz (Flöte) Rechnung. „Sola“ imitiert zu Beginn dem Klampfen-Sound von Mike Oldfields „Shadow On The Wall“ und verbleibt insgesamt vergleichbar sphärisch, obschon die angeschlagenen Akkorde hier die härtesten des Albums sind. Pelliccioni sing wenig, sodass der Track ein wenig Kopfkino heraufbeschwört.
Passend zum Titel „Quelli Come Me“ („Menschen wie ich“) zeigen sich THE BALMUNG im entsprechenden Lied und dem folgenden „Frammenti Di Una Vita“ sowie während des Titelstücks besonders prosaisch im positiven Sinn, also allgemeinverbindlich – Classic Rock mit viel Text und einer Ausrichtung auf den Refrain, der tatsächlich sofort zündet. Mittig gesetzt wurde ein Erzähl-Part, in dem der Sänger herrlich schimpft, wie man es von seinen Landsleuten zu kennen glaubt (Klischee). Die „Suite For Siegfried“ ist dann der erwartbare Viertelstünder mit allem drum und dran: Schlachten-Getümmel, Zitaten aus Wagners Oeuvre, atonalen Trips und entspannten Akustik-Passagen … ganz ohne Text. Ansonsten jedoch bleibt dieser Einstand vor allem ein Song-Album, zu dessen Erschließung man nur Freude am Italo-Rock haben muss und kein Diplom in Philosophie oder Musikwissenschaft – auch trotz des aus Stimmen zusammengesetzten Drone als Abschlussstück.
FAZIT: THE BALMUNG bezeugen, dass mit Italien als Nest spannender Prog-Bands im weitesten Sinn auch nach der glorreichen Zeit während der Siebziger noch zu rechnen ist. Dabei stehen die Musiker jeweils zur Hälfte auf festem Hardrock-Boden und dem Terrain der Innovatoren von einst, was wiederum Originelles für die Gegenwart ergibt. Achillesferse bleibt noch der Sänger.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Brown Jenkin
- St. Patrick's Day
- Sogno "Fugale"
- Il Dono
- Sola
- Quelli Come Me
- Frammenti Di Una Vita
- Suite For Siegfried
- Le Porte Della Noia
- Thoughtful Himalaya
- Bass - Luigi Nespeca
- Gesang - Claudio Pelliccioni
- Gitarre - Claudio Pelliccioni, Patrik Auletta
- Keys - Francesco Galvan
- Schlagzeug - Alessio Pompei
- Le Porta Della Noia (2012) - 11/15 Punkten