Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Blagresi: Hvad Ef Himininn Brotnar (Review)

Artist:

Blagresi

Blagresi: Hvad Ef Himininn Brotnar
Album:

Hvad Ef Himininn Brotnar

Medium: CD
Stil:

Vertonte Gedichte, balladesk zwischen Country, Bluegrass und Folk vorgetragen

Label: Nordic Notes / Beste Unterhaltung
Spieldauer: 36:14
Erschienen: 25.10.2013
Website: [Link]

So also klingt es, wenn DANIEL AUDUNSSON von ARSTIDIR fremd geht!
Natürlich nur musikalisch fremd – und zwar mit TINNA MARINA JONSDOTTIR.
Da wird viel durch's Country geritten und ordentlich Blue Gras zu sich genommen. Alles natürlich ausschließlich musikalisch gemeint.
Damit nicht etwa Missverständnisse entstehen.

Allerdings könnten doch einige Missverständnisse aufkommen, wenn ein paar Fans von ARSTIDIR vielleicht in Erwartungen schwelgen sollten, dass „Hvad Ef Himininn Brotnar“ ähnlich klingt wie die ARSTIDIR-Alben. Denn BLAGRESI ist eher das Kind von Tinna als von Daniel. Und die isländische Sängerin besitzt nicht nur eine zarte, das Ohr des Hörers umschmeichelnde Stimme, sondern auch einen besonders ausgeprägten Sinn für Gedichte. Die Gedichte von EINAR MÁR GUDMUNDSSON, einem zeitgenössischen Lyriker, der mit seinen kleinen Poemen oftmals den Finger in die Wunde legt und sogar über die Finanzkrise 2008, den „Kalten Krieg“ oder den Beinahe-Staatsbankrott Islands schreibt. So eine Art Theodorakis der isländischen Gegenwart, welcher mit seinen Texten bewegt oder nachdenklich macht und durch die BLAGRESI-Vertonung seiner Gedichte garantiert noch mehr Interessierte erreicht. Dabei erscheint der Band-Name, der übersetzt Wald-Storchschnabel bedeutet, nicht gerade kritisch-progressiv. Die Übersetzung des Albumtitels gibt da schon mehr her: „Was, wenn der Himmel zerbricht?“

Zerbrechlich sind auch die zehn Songs auf „Hvad Ef Himininn Brotnar“, deren Titelnamen schon einiges verraten:

1. Auf einer Bettseite
2. Die funkelnden Sterne
3. Ich habe Hoffnung gegeben
4. Ein blauer Pinselstrich
5. Die gleiche alte Geschichte
6. Rüttle die Welt wach
7. Vergiss sie nicht
8. Ein Traum gibt Hoffnung
9. Alles ist so alt, nichts mehr neu
10. Diese blutroten Lippen

Es geht also nicht nur um die musikalisch und lyrisch vertonten Schönheiten isländischer Natur und Landschaften, auch um das Leiden von Menschen, die in Situationen geraten, welche für sie unerträglich erscheinen, wie für den Häftling, der im 2. Song in einem Gefängnis sitzt, die Sterne beobachtet und sich unendlich nach seiner Geliebten sehnt. Beim Funkeln der Sterne reist er in seinen Gedanken zu seiner Geliebten, bis sich schwarze Wolken vor die Sterne schieben und er wieder allein und einsam seiner Zelle ausgeliefert ist. Dass die passende Musik dazu natürlich ruhig, traurig und sogar folkloristisch klingt, wird wohl niemanden überraschen. Dafür aber ist das Magische an dem Song der Gesang, den Tinna & Daniel regelrecht ergreifend vortragen, dass einem beim Hören das Herz blutet. Nun werden wir also von den beiden gefangen genommen, die uns über den Gefangenen ihr Lied singen. Am Ende des Albums gilt diese Aussage aber nicht nur für „Stjörnur Hlaeja“, sondern die gesamten knapp 40 Musik-Minuten.

Wir bekommen hier also nicht nur 10 Lieder, sondern auch zehn Geschichten geboten, die durch Gundmundsson, der sogar 2012 mit dem Nordischen Preis der schwedischen Akademie ausgezeichnet wurde, in den höchsten lyrischen Tönen verfasst wurden. Auch die Musik dazu ist lyrisch. Sie klingt sehr ruhig, beinahe zerbrechlich. Lebt von akustischer Gitarre, Violine und Kontrabass, oder in seltenen Momenten auch mal von einer Hammond Orgel oder E-Gitarre. Und natürlich Stimmen, die mal wieder nicht von dieser Welt, sondern aus einem fernen Universum stammen, in dem normalerweise die Bewohner Flügel tragen.

FAZIT: Der isländische Wald-Storchschnabel ist los. Er singt uns seine traurigen Lieder zu wundervollen Gedichten. Endlich mal ein Storch, der uns keine Kinder, sondern musikalische Traumgebilde bringt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4253x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Vid Gaflinn
  • Stjörnur Hlæja
  • Ég Hef Eignast Von
  • Pensildrættir Blámans
  • Alltaf Sama Sagan
  • Vekjum Heiminn
  • Gleymdu þeim Ekki
  • Ljós Úr Draumi
  • Allt Svo Gamalt, Ekkert Nýtt
  • þessar Blóddraudu Varir

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!