Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Roger Stein: Lieder ohne mich (Review)

Artist:

Roger Stein

Roger Stein: Lieder ohne mich
Album:

Lieder ohne mich

Medium: CD
Stil:

AufgeWECKtER Liedermacher der besonderen Art

Label: Sturm & Klang
Spieldauer: 63:03
Erschienen: 27.09.2013
Website: [Link]

Wer seine Promotion an der Wiener Universität mit dem Thema „Das deutsche Dirnenlied“ abschließt, der wird sicher nicht nur seines abgeschlossenen Germanistikstudiums, sondern auch seiner einfallsreichen Themenwahl wegen eine Menge in seinen eigenen Liedern zu sagen und zu singen haben!
Eine Vermutung, die schon bei dem ironischen – oder doch schon sarkastischen (???) - Eröffnungstitel zu 100% bestätigt wird. Auf „Klassentreffen“ erklärt der singende Ich-Erzähler seiner ehemaligen Schulfreundin, wie extrem Scheiße sie jetzt aussieht, mit ihrem „dumpfen Reihenhaus-Gesicht“ und fragt, ob ihre Kinder wirklich so „uncharmant und hässlich“ geplant waren, wie sie jetzt aussehen.
Nicht gerade nett, oder?
Aber trotzdem einfallsreich und selten in dieser Form und Zeit, in welcher sich so viele Sänger als Liedermacher bezeichnen, die höchstens ein paar Liederfabrizierer sind.
ROGER STEIN gehört garantiert zu den wirklichen „Machern“, die nicht nur texten, sondern auch richtig gut singen, komponieren und musizieren können.

Seine musikalischen Kinder bewegen sich auf einem STEINigen Weg, irgendwo zwischen Chanson, Liedermacher, Pop und Hip Hop, zwischen KLAUS HOFFMANN, ANDRÉ HELLER (besonders von seiner Stimme her) und RAINHARD FENDRICH sowie KONSTANTIN WECKER bis XAVIER NAIDOO und TIM BENDZKO. Stein erzählt über Geschichte in Musik-Geschichten, über die Liebe in Liebesliedern, über die Ungerechtigkeit in Protest-Songs, über das Volk in „Volks“-Liedern oder Makaberes in stimmungsvollen Pop-und-Reggae-Melodien.

Und dieser musikalische STEIN des Anstoßes lügt uns auch noch mit dem Titel seines Albums die Hucke voll, indem er es „Lieder ohne mich“ nennt. Denn ich halte jede Wette, dass jedem dieser Songs mal ein persönliches Kiesel-STEINchen, mal ein riesiger STEINblock innewohnt. Doch es ist nicht die Pinocchio-Nase, die einen an ROGER STEIN so begeistert, sondern seine scharfe Zunge und seine Einstellung: „Humor ist das letzte Mittel, mit dem man gegenüber dem Schmerz Würde bewahren kann.“ oder: „WECKER ist und war immer ein Fixstern für mich, sowohl künstlerisch, als auch menschlich“.

Und so kann man nur sagen: „Alles Roger – du bist deinem Fixstern verdammt nahe!“ Wer KONSTANTIN WECKER gerne hört, wird garantiert auch ROGER STEIN nicht nur mögen, sondern in STEIN meißeln.
Er wird sich die Zeit nehmen für jeden einzelnen Text, egal, ob es um Liebe und Schmerz, eine Familien-Saga oder die großen und klein(er)en Schwächen der menschlichen EigenART geht. Auch wird er STEIN glauben, wenn dieser mit einem verbalen Arschtritt in Richtung Bildungspolitik behauptet: „Entscheidend ist doch, was man macht und nicht, was auf irgendeinem Zeugnis steht.“ Und er wird sich nicht nur an den Texten erfreuen, sondern auch an der zum STEINe erweichen klingenden Stimme – selbst wenn die eine oder andere hier zitierte Musikrichtung nicht immer jedermanns Sache sein wird.
Nur ging's uns bei einem KONSTANTIN WECKER nicht immer ganz ähnlich?

FAZIT: „Lieder ohne mich“ - das sind Lieder mit ganz viel Herz und einer gehörigen Portion Sarkasmus geworden, die so persönlich sind, dass es einem mal das Herz zerbricht oder auch die Hoffnung gibt, genau da weiter zu machen, woran man zwar glaubte, doch ein wenig den Mut verlor, weil man gegen den Strom schwimmen musste und dabei einem so viele tote Fische entgegenkamen. Lieder voller Tiefe für Menschen, für die Oberflächlichkeit ein Fremdwort, aber keine Einstellung ist.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5264x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Klassentreffen
  • Heimweh nach woanders
  • 1890 (Berner Oberland)
  • Regen im August
  • Alfred
  • Die Statistik
  • Unscheinbar
  • Salz
  • Liebesbriefe ohne Namen
  • Fußgänger
  • Peinlich
  • Verweigerung
  • Mängelexemplar
  • Manchmal
  • 1890 – Dialekt Version (Bonus Track)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Monate hat das Jahr?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!