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Roger Stein: Alles vor dem Aber (Review)
Artist: | Roger Stein |
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Album: | Alles vor dem Aber |
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Medium: | CD | |
Stil: | Liedermacher, Folk, Pop, Jazz |
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Label: | Sturm & Klang | |
Spieldauer: | 57:05 | |
Erschienen: | 07.09.2018 | |
Website: | [Link] |
Erst singt er 2013 seine „Lieder ohne mich“ und dann offenbart er uns fünf Jahre später, dass „Alles vor dem Aber“ nicht wichtig, völlig egal, nur Gelaber und schlechtes Füllmaterial ist. Live singt er den Titelsong seines neuen Albums sogar mit KONSTANTIN WECKER, bei dessen Label „Sturm & Klang“ er „Alles vor dem Aber“ zugleich veröffentlicht. Und spätestens nach dem Hören des zweiten Albums dieses österreichischen Liedermachers, der sich auch hinter dem Klavier verdammt wohl fühlt und deutsche Texte schreibt, die einen in ihrer einerseits lyrischen und andererseits sehr direkten Sprache sofort gefangen nehmen und zugleich sehr nachdenklich machen, beschleicht einen das Gefühl, dass Herrn Wecker bestimmt ein echter (Roger) Stein vom Herzen fällt, wenn er diesen Musiker hört und begleitet. Denn er verbreitet eine Atmosphäre und ein Lebensgefühl, wie es nur ganz wenige neben KONSTANTIN WECKER können – dieser ROGER STEIN!
Musikalisch klingt „Alles vor dem Aber“ sehr angenehm nicht nach einem Nur-Liedermacher-Album, sondern trägt jede Menge Folk-, Jazz- und ein paar Rock-Element in sich, während die leidenschaftlichen, lyrisch wie inhaltlich gelungenen Texte zum Zuhören zwingen, denn ROGER STEIN hat etwas zu sagen und zu singen – dabei ist er immer auf der Suche nach dem „Glück“: „Woran misst man Güte / Im Ganzen oder nur als Stück / Am Gelingen, ob man sich bemühte / Und woran misst man Glück / Woran misst man Glück?“
Aber er ist auch der ironische Warner vor dem, was man sich immer wieder schönredet oder wünscht, ohne etwas dafür zu unternehmen, seine Wünsche zu verwirklichen, weil man irgendwann mit seiner eigenen Bequemlichkeit auf der Strecke bleibt: „Ist dein Warten wirklich warten / Oder bloß Bequemlichkeit?“ („Worauf willst du warten“)
Das bissigste Lied in dieser Beziehung ist dabei eindeutig das „Hochzeitslied“, eine Vorab-Absicherung von ROGER STEIN, damit niemand jemals auf die Idee kommt, ihn zu einer Hochzeitsfeier als Musiker einzuladen, der die Schönheiten der Ehe besingt: „Momente wie dieser – mit Romantik getränkt / Sind schuld daran, dass man sein Leben verschenkt.“
Noch dazu ist die warme Stimme von ROGER STEIN, die vom Schlager bis zum Rock-Song wohl alles überzeugend intonieren könnte, beim Hören ein Genuss, die zwar nicht so charismatisch wie die eines KONSTANTIN WECKER klingt, aber eine Ausstrahlung hat, der man ganz ähnlich verfällt. Stein ist ein singender Pianist und Poet, der noch immer mit einem spitzbübischen Lächeln im Gesicht seine „Mission hinter seiner Musik“ formuliert: „Der Weg ist nicht das Ziel, sonst hieße er ‚Ziel‘. Der Weg ist immer nur der Weg. Doch genau mit solch verklärten Sinnsprüchen versucht man, uns zu kompromissbereitem Konsumenten-Nutz-Vieh zu erziehen, das sich bereits mit der halben Strecke zufrieden gibt. Es stimmt aber nicht. Die Entschlossenheit, die man braucht, um an ein Ziel zu gelangen, gilt es, jeden Tag neu zu pflegen und zu hüten. Denn sie ist ein zerbrechliches Gut – und ihr größter Feind heißt: Bequemlichkeit.“
So wird „Alles vor dem Aber“ die musikpoetische, fest entschlossene Kampfansage gegen die Bequemlichkeit, welche uns zwar animiert, mit klugen Sprüchen um uns zu werfen, wenn‘s aber aufs Handeln ankommt, gleich ein paar Ausreden für unsere Untätigkeit hinterherzuschieben.
Mit den drei Live-Titeln, die nach der „Septemberwinde“-Ballade als Boni folgen, ätzt Stein gegen das dumpfe „Reihenhausgesicht“ einer Ex-Freundin, die früher mal eine Superbraut war, nimmt sich dann die bieder-alt-gewordenen „Pensionierten Punks“ vor, welche den 80er-Jahren bereits bei einem morgendlichen Bier nachtrauern, um am Ende seine eigene Philosophie von dem zu entwickeln, was ihn wohl erwartet, „Wenn ich mal Rentner bin“ („...ist die Sintflut ziemlich nah!“).
FAZIT: Er steht einem KONSTANTIN WECKER sehr nahe – in textlicher wie musikalischer Hinsicht. „Alles vor dem Aber“, das zweite Solo-Album von ROGER STEIN, ist nicht nur eine hochwertige Liedermacher-Scheibe, sondern auch ein sehr einfallsreich und breit instrumentiertes Werk zwischen ruhigen und flotten Stücken, denen man gerne bei schwungvollen Bewegungen zuhört.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Glück
- Worauf willst du warten
- Alles vor dem Aber
- Man sagt
- Detlef
- Gesichter aus gar nichts
- So viele Überalls
- Sie schaun in deinen Kopf
- Junifeld
- Hochzeitslied
- Dauabbauu (feat. Suchtpotenzial)
- Septemberwinde
- Bonustracks (Live):
- Reihenhausgesicht
- Pensionierte Punks
- Wenn ich mal Rentner bin
- Bass - Ferdinand Roscher
- Gesang - Roger Stein, Julia Gámez Martin
- Gitarre - Freddy Hau, Willi Leinen
- Keys - Roger Stein
- Schlagzeug - Roger Stein
- Sonstige - Lee Caspi (Cello)
- Lieder ohne mich (2013) - 12/15 Punkten
- Alles vor dem Aber (2018) - 12/15 Punkten
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