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Transport League: Boogie From Hell (Review)

Artist:

Transport League

Transport League: Boogie From Hell
Album:

Boogie From Hell

Medium: CD
Stil:

Blood Sucking Filthy Rotten Cosmical Satanical Super Evil Boogie From Hell, Baby!

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 44:46
Erschienen: 15.05.2013
Website: [Link]

Um an den wirklich guten Stoff zu kommen, kann man sich nicht zwangsläufig auf Plattenfirmen verlassen. Da wird, statt Originalität einzukaufen, vielfach lieber auf Nummer sicher gegangen und die 743. Kreator-Kopie gesignt, während originelle Bands entweder zusammenpacken oder ihre Scheiben selber unters Volk bringen müssen. Schließlich minimeren bekannte Formate (vermeintlich) das Risiko eines Flops. Vielleicht traut man den Fans da zu wenig zu, zumindest bringt man viele Menschen um die Kenntnis großartiger Bands abseits gängiger Kategorien und schränkt zudem die kulturelle Vielfalt ein. Vielleicht schätzt man den Niedergang der durchschnittlichen Aufmerksamkeitsspanne aber auch treffend ein und ein Wahnsinnsalbum wie “Boogie From Hell” der reformierten Spätneunziger-Hoffnung TRANSPORT LEAGUE ist tatsächlich zu abseitig, um eine große Zahl Menschen anzusprechen.

Das wäre dann allerdings vollkommen unverständlich.

So vielfältig die Einflüsse der Schweden auch sind, so logisch machen sie sich jeden einzelnen davon zu eigen und konvertieren ihn in ihre dichte und unverwechselbare “From Hell”-Version. Metal klingt hier null komma nix nach irgend einer Metal Band, ebenso sind Blueszitate zwar an Tonfolgen festzumachen, jedoch würde kein Bluesman je auf die Idee kommen, sowas so zu spielen. Desgleichen geschieht mit einem bunten Strauß aus Hardcore, Breitbeinrock, Doom, typischen NOLA-Vibes oder dem titelgebenden Boogie. Und selbst wenn man erkennt, dass die Truppe schonmal was von Black Sabbath, C.O.C. oder Danzig gehört hat, werden diese Einflüsse so lange durch den Wolf gedreht, bis der einzigartige TRANSPORT-LEAGUE-Groove dabei heraus kommt.

Und der ist, bei aller Vielfalt, nicht kompliziert. Im Gegenteil. Die mächtigen, kellertiefen und tonnenschweren Riffs sind simpel, gehen aber, einmal im Hirn, da nie wieder weg. Überhaupt erzeugt die instrumentale Umsetzung einen derartigen Druck, dass die Wände wackeln, der Putz von der Decke bröselt, im Motorcortex die Jahrhundertsause steigt und mein Phrasenschwein jetzt gleich platzt. Ein Teil der Lorbeeren dafür geht an Stammproducer/Engineer Roberto Laghi, der zwar dieses Mal nur aufgenommen und nicht gemischt, aber im knalligen, voluminösen und doch natürlich warmen Klang trotzdem seine Handschrift hinterlassen hat. Wer bei diesem grollenden Testosteron-Overkill still sitzen bleiben kann, ist taub oder – ja was eigentlich? Man muss schon taub sein, um den Einschlag nicht zu schnallen, liebe Plattenfirmen.

Die Jungs können aber mit noch mehr Pfunden wuchern, eins davon spielt nicht nur Gitarre, sondern singt auch. Hier muss ich mich mal als Fanboy von Tony Jelencovich outen. Sein Organ ist nicht nur eins der eigenständigsten, sondern auch dynamischsten und intensivsten der Szene, was er durch Over-The-Top-Leistungen bei B-THONG, MASSIVE AUDIO NERVE oder den von weiten Teilen der Szene zutiefst missverstandenen C-187 (um nur eine Auswahl zu nennen) unter Beweis gestellt hat. Hier hagelt es Hooklines am laufenden Band, und das ist wörtlich zu nehmen. Es kann schon allein die gesammelte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, seine Art zu verfolgen, stufenlos und innerhalb weniger Wörter durch alle Lagen zu schalten. Diese Stimme packt bei den Eiern, fesselt den Hörer an jede Zeile und erzeugt Ausdrucksstärke und emotionale Vereinnahmung, wie sie nur wenige erreichen (Kenn Nardi, Martin Walkyier oder Gus Chambers etwa können oder konnten das auch). Seine Phrasierungen sind akzentuiert und so sorgfältig in die Songs hinein arrangiert wie bei kaum einem anderen Sänger, dazu hat er ein gnadenlos präzises Timing und peitscht die Stücke mit seinen tight auf den Punkt genagelten Vokal-Salven immer weiter vorwärts – als ob sie nicht eh dahin unterwegs wären.

Es ist ein Charakteristikum der Band, dass die Songs trotz ihrer vordergründigen Einfachheit ziemlich unterschiedlich ausfallen. Weil die Band ihren Stil aber perfekt durchdrungen hat, ist jeder ein Feuerwerk für sich, wodurch sich zumindest ihre „Trilogie aus der Hölle“ („Superevil“, „Satanic Panic“, „Boogie From Hell“) keinen einzigen Ausfall leistet.

Folglich macht es wenig Sinn, einzelne Stücke hervorzuheben. Hört euch unter all den Wuchtbrummen einfach gleich den Opener „Swing Satanic Swing“ an.

Take a dance with the devil – Swing Satanic Swing – Move to the cloven beat
Bring the horns oft he devil – Swing Satanic Swing – Move to the dirty feet

Diese unwiderstehliche Kombination aus alles überrollendem Groove und augenzwinkernd appellativem Text ist die richtige Stimulation, um einem den Saft in den Lenden zusammenlaufen zu lassen. Mehr Rock’n‘Roll geht nicht.

FAZIT: Wer auf Musiker mit Signatur und Bands mit Stil steht, liegt hier goldrichtig. Was auf „Boogie From Hell“ – passender könnte das Album dieser konzeptionell zu Ende gedachten Band nicht betitelt sein – an Kompositionskunst und individuellem Können aller Beteiligter stattfindet, ist eine Klasse für sich und stellt im Übrigen das erste nicht enttäuschende Comeback seit Ewigkeiten dar. Im Zuge meiner vermutlich deutlich gewordenen Begeisterung wäre ich geneigt, die Höchstnote zu zücken. Da aber über meinen subjektiven 15. Punkt immer erst der Langzeittest entscheidet, spare ich ihn mir mal für so zwei Jahre auf und belasse es bei, äh, objektiven 14. Ich kann mir allerdings schwer vorstellen, dass der Letzte nicht noch dazu kommt – bei den Vorgängern ist das auch passiert. In diesem Sinne also: Blood Sucking Filthy Rotten Cosmical Satanical Super Evil Boogie From Hell, Baby!

Hendrik Lukas (Info) (Review 7264x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Swing Satanic Swing
  • Blood Inn
  • Bitter Sand
  • Electric Wolf
  • Holy Motherfucker
  • Fight Back
  • Barabbas Venomous
  • Demon Apparatus
  • Hi-Octane Slave
  • Snake Infested Swamp
  • Doctor Demon

Besetzung:

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