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Introitus: Anima (Review)
Artist: | Introitus |
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Album: | Anima |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock / Melodic Rock |
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Label: | Progress Records | |
Spieldauer: | 66:12 | |
Erschienen: | 20.08.2014 | |
Website: | [Link] |
Wenden wir zum Einstieg mal Namedropping an, das in dieser Form garantiert nie wieder zusammenkommt: GLASS HAMMER, VANGELIS, ABBA, ASIA, KELLY FAMILY. Irgendwo dazwischen frönt Familie Bender plus Anhang gregorianisch angehauchtem Kitsch mit griffiger Handwerkskunst aus dem Neoprog der 80er, aber auch einer Spur New Age, Folk und bekömmlichem Pop.
Selbst das megakäsige Frontcover ist selbstgemacht: Tochter Johanna, die auch ein wenig begleitenden Gesang beisteuert, liegt da in den Armen ihres mutmaßlichen Mannes oder Freundes, denn in den Produktionsnotizen wird herzallerliebst verkündet „love you both so much!“. Papa Mats beschwört mit seinen Keyboardtasten reines Pathos und Mama Anna behält es mit ihrem kristallklaren Hauptgesang bei. Beide sind auch für Lyrics und Kompositionen verantwortlich. Sohnemann Mattias haut enthusiastisch aufs Schlagzeug und die Nicht-Benders Dennis Lindkvist und Per Helje sorgen mit Bass und Gitarre für eine rockige, angenehm handgemachte Note. Mit Henrik Björlind ist sogar noch ein Siebter im Bunde, er steuert zusätzliche Keyboards bei und hat einige starke Auftritte an der Flöte – insbesondere im Irish-Folkrock-inspirierten „Free“ zeigt er ein prägnantes Solo.
INTROITUS haben einen Hang zur großen Geste, und so verwundert die Laufzeit der einzelnen Tracks nicht: Nimmt man In- und Outro mal heraus, geht hier (fast) nichts unter sieben Minuten. Erfreulicherweise ist die Zusammenstellung variantenreich genug, um auch bei zweistelliger Minutenanzahl die Spannung zu wahren. Manchmal jedoch geht der Plan nach hinten los: Die Slow-Tempo-Nummer „Slipping Away“ nervt gerade bei mehrfacher Wiederholung auf eine ähnliche Art wie manch allzu süße Dream-Theater-Ballade, denn der zweistimmig gesungene Refrain zieht sich enorm in die Länge. Aber dann wechselt nach viereinhalb Minuten unverhofft das Tempo, ein Keyboardsolo übernimmt das Ruder und plötzlich wird das Stück wieder interessant, steigert sich sogar in eine orgiastische Demonstration von Fingerfertigkeiten, bis vier Minuten später leider doch wieder der Refrain zurückkehrt.
Da die anschließend folgende Ballade „You Will Always Be My Girl“ leider hundertprozentig glänzende Klebrigkeit ohne versöhnliche Passagen nachliefert, ist der Mittelteil des insgesamt dritten Albums der Schweden sein unverhohlener Schwachpunkt. Die 7-8-Minüter „Free“ und „Who Goes There“ sind dagegen die von Gitarre und Bass getriebenen Groover und Spaßmacher, auf den beiden äußeren Longtracks geht es derweil experimenteller zur Sache. Auf „Broken“ kann man in eine beliebige Passage skippen, man wird immer wieder etwas Neues entdecken, und der Titeltrack „Anima“ verhält sich kurz vor Ende ebenso unberechenbar. Der intimen Eröffnung folgen düstere Chöre wie von Steven Wilsons „Grace For Drowning“ entliehen, die wie ein Portal in eine Welt funktionieren, in der man jedes Strophe-Refrain-Muster nach Wunsch auf links drehen kann. Da ist plötzlich giftiges Growl-Echo möglich, Glockenturm-Gongs und dann ein weiteres dieser wilden, minutenlangen Instrumentalsoli, in denen INTROITUS immer wieder ihre Highlights setzen.
FAZIT: Man muss schon kitschresistent sein, um sich auf ein Album wie „Anima“ einzulassen, das seine Natur aber ja glücklicherweise schon in allen Warnfarben vorab verrät. Die stilistischen Mittel sind meist Werkzeuge, um naive Inhalte zu vermitteln, die sich in der gesamten Präsentation widerspiegeln. Glücklicherweise kriegen die Benders, deren Annäherung an Melodik und Rhythmik einen breitgefächerten Einflusskatalog verrät, immer mal wieder einige starke Kompositionen auf die Reihe, trotz manch fragwürdiger Strophe-Refrain-Basis. Wenngleich Anna Jobs Bender auf dem Gesangsposten überzeugen kann, sind es doch die Instrumentalpassagen, in denen die besten Momente entstehen, denn hier zelebrieren INTROITUS die wilden und hemmungslosen Zeiten des Neoprogs.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Initiare
- Broken Glass
- Who Goes There
- Slipping Away
- You Will Always Be My Girl
- Free
- Anima
- Exire
- Bass - Dennis Lindqvist
- Gesang - Anna Jobs Bender, Mattias Bender, Johanna Bender
- Gitarre - Pär Helje
- Keys - Mats Bender, Henrik Björlind
- Schlagzeug - Mattias Bender
- Sonstige - Henrik Björlind (Flöte)
- Anima (2014) - 9/15 Punkten
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