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Kids Of Adelaide: Byrth (Review)
Artist: | Kids Of Adelaide |
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Album: | Byrth |
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Medium: | CD | |
Stil: | Folk-Rock, Singer-Songwriter-Melancholie und Indie-Pop, aber keine Kinderlieder |
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Label: | Green Elephant Records / Soulfood | |
Spieldauer: | 52:58 | |
Erschienen: | 02.05.2014 | |
Website: | [Link] |
Stuttgart (Deutschland) und Adelaide (Australien) liegen manchmal nur einen Katzensprung voneinander entfernt - zwar nicht in Bezug auf Luft-, Straßen- und Wasserlinien, sondern auf den Wellen, die uns aus unseren Boxen entgegenfluten. Zumindest immer dann, wenn sich ein „kindliches“ Duo aus Darmstadt in ihrem Bandnamen mit einer australischen Stadt schmückt. Die KIDS OF ADELAIDE schlagen ihre Wurzeln aber auch tief im britischen und amerikanischen Folk der ganz besonderen Güteklasse, welche uns in ähnlicher Weise eine musikalische „Lausbubenband“ mit familiären und eine mit tierischen Zügen präsentieren: MUMFORD & SONS und die FLEET FOXES. Doch während sich bei den Mumford-Söhnen gleich vier Musiker um die familiären Klänge kümmern und die Füchse als Sextett antreten, sind es bei den Adelaide-Kindern gerade mal zwei, die aber im völligen Alleingang, ausgerüstet mit Gitarren, Mandolinen, Banjos, Blues Harp, Percussion und wundervollen Stimmen, ihren britischen und amerikanischen Vorbildern in so gut wie gar nichts nachstehen.
Kein Wunder, denn BENJAMIN NOLLE & SEVERIN SPECHT haben ihr Musikgeschäft wortwörtlich auf der Straße gelernt. Als Straßenmusiker in Stuttgart, die sich wahrscheinlich ganz ähnlich wie GLEN HANSARD in Dublin, den wir seit dem cineastischen Meisterwerk „Once“ bestens kennen, Tag für Tag beweisen und ihre Anerkennung erspielen, wobei es durchaus auch boshafte Kunstbanausen geben kann, die einem schon mal die hart verdienten Tageseinnahmen aus dem Gitarrenkoffer klauen. Aber das Leben geht weiter und Musik entschädigt auch für alle Tiefschläge und das Glück wartet schon hinter der nächsten Ecke. Bei den KIDS OF ADELAIDE war es diesbezüglich sogar der ROLLING STONE, der auf die beiden Jungs aufmerksam wurde und über sie berichtete. Und dass die solche Aufmerksamkeit verdient haben, beweist überzeugend ihr aktuelles Album „Byrth“.
Mit „Old One“, einem Song voller Hitpotenzial sowie einer Hookline, die jedem ambitionierten Radio-Hörer, der gerne bei guter Musik im offenen Cabrio durch die Gegend saust, Freudentränen in die Augen treibt, wird „Byrth“ eröffnet und macht klar: „Wir haben was zu sagen und zu singen!“ Denn auch die Texte, die der Musik neben dem Klang ihren Inhalt verleihen, sind nicht etwa nur so dahingeschmiert. Nein, sie erzählen kleine Geschichten von der Liebe zu einer Verflossenen, über Drogensucht oder Veränderungen, die schwerer fallen als erwartet, weil sie auch immer einen Abschied von Geliebtem und Gewohntem mit sich bringen. Und hinter diesen Texten klingt fast immer ein bisschen Melancholie mit. Auch Traurigkeit, die sich hinter zu Herzen gehenden Balladen verbirgt, egal ob sich diese um die Ruhelosigkeit in „No Rest“ oder um das einsame Wolfsdasein in „Winding Road“ drehen. Auch leben die Songs ihr Eigenleben aus, indem sie nicht zwanghaft in Radio-Laufzeit-Korsette gezwängt werden, sodass sie größtenteils zwischen 5 und 6 Minuten ihre ganze Schönheit entfalten, selbst wenn einem die etwas übertrieben häufig eingesetzten „HuHuHuuu“-Gesangseinlagen doch ein wenig auf die Nerven gehen.
„Mother's Tears“ nimmt auf „Byrth“ eine echte Sonderstellung ein. Denn dieser Blues-Country-Folk-Song trägt mit seinem ausgiebigen Mundharmonika-Solo eine deutliche Prise BOB DYLAN in sich, während Banjos und Mandolinen eine deutliche Western-Atmosphäre verbreiten und sogar der Gesang etwas Kojoten-Geheul im positiven Sinne verbreitet. Zum Heulen schön - tatsächlich!
Und über allem thront der zweistimmige Gesang, der sich in den vielfarbigsten Facetten präsentiert und mal genauso kräftig wie weinerlich, voluminös wie zerbrechlich klingt. SIMON & GARFUNKEL klingen zwar anders, aber im Grunde genommen nicht besser als diese beiden deutschen Sangestalente, wobei ein Song wie „The Mountaineer“ eine ähnliche Stimmung beim Hören erzeugt, wie „Bridge Over Troubled Water“. Die KIDS OF ADELAIDE bauen ihre eigenen Musik-Brücken, nicht über wildes Wasser, sondern hin zu den Ufern, an denen sich der gute Musikgeschmack sonnt, weil er keinen Bock darauf hat, sich im Schatten massentauglichen Formatradios zu verstecken.
FAZIT: Wenn diese deutsche Musikkulturlandschaft etwas gerechter wäre, dann würde unsere Hitparade nicht von singenden Schlagertussis der müffelnden Duftmarken Fischer und Berg oder von kollektiv-hippig-hoppigen Rap-Gurken bevölkert, sondern von solch wohlklingenden, hitverdächtigen Indie-Folk-Pop-Bands wie den KIDS OF ADELAIDE, weil deren Musik viel erwachsener klingt, als es ihr Name uns weismachen will.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Old One
- Ache
- No Rest
- Cornerstones
- Mother's Tears
- The Mountaineer
- Sharing My Blood
- Ornithologist
- A.Y.E.W.
- Winding Roads
- Gesang - Benjamin Nolle, Severin Specht
- Gitarre - Benjamin Nolle, Severin Specht
- Schlagzeug - Benjamin Nolle, Severin Specht
- Byrth (2014) - 12/15 Punkten
- The Cabin Tapes (2022) - 12/15 Punkten
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