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Penguins By Choice: Phobobic (Review)
Artist: | Penguins By Choice |
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Album: | Phobobic |
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Medium: | CD | |
Stil: | Rockende Pinguine zwischen Klassik, Folk, Ska und sonstwas |
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Label: | Timezone | |
Spieldauer: | 62:52 | |
Erschienen: | 17.01.2014 | |
Website: | [Link] |
Oftmals ist es einfach nur ein Etikettenschwindel, der ein Album oder sogar eine Band erst richtig interessant macht. Im Falle von PENGUINS BY CHOICE, einer abgefahrenen Schweizer Band, deren musikalischen Ausflüge von finnischen Humppa-Rhythmen über jüdische Klezmer-Klänge und Wildwest-Country-Gewusel bis zu zappaesken Amerikanismen oder sogar Klassik reichen, trifft dies sogar im doppelten Sinne zu. Denn einerseits kommt einem beim Lesen des Bandnamens sofort eine ähnlich exzentrische Band aus Großbritannien, das PENGUIN CAFE ORCHESTRA, in den Sinn und andererseits beim ersten Hördurchgang eine leider längst vergessene deutsche Band, die durch die ironische Menschen-Kuh-Nachstellung eines PINK FLOYD-Covers zu „Atom Heart Mother“ von sich Reden machte: M. WALKING ON THE WATER.
Im einen wie im anderen Fall liegt der Hörer durchaus bei solchen Vergleichen richtig, denn auch die Band aus Luzern wird, genauso wie das PENGUIN CAFE ORCHESTRA, von einem Gitarristen, der aus der Klassik kommt, angeführt. Sein (Spitz-)Name ist JO STEADY, der im wirklichen Leben als der Ire BRENDAN WALSH nach seinem Musik-Studium der klassischen Musik den Rücken kehrte und unter besagtem Spitznamen diese wirre, aber reizvolle Musikmixtur aus Folk, Rock, Klassik, Ska, Pop, Punk, Indie und Elektro in Verbindung mit regelrecht verrückt anmutenden englischen Texten schuf. Auch kennt seine Leidenschaft vor breiten Instrumentierungen kein Halt, sodass wie selbstverständlich Bläser und Streicher neben Glockenspielen, Spinetten und Synthesizern auftauchen.
Auch in Deutschland gab es schon ähnliche Bemühungen, aus einem bunten Musiksparten- & -instrumenten-Topf sowie satirisch-zynischen, oder einfach nur zeitkritischen Texten ein mitunter für einfach strukturierte Musikhörer ungenießbares Gebräu zu mischen. Leider setzte sich dieses Bemühen nie richtig durch, sodass M. WALKING ON THE WATER oder die INCHTABOKATABLES viel zu schnell in Vergessenheit gerieten und nur eine sehr schöne, aber viel zu kleine Fußnote moderner Musikgeschichte blieben. Bleibt nur zu hoffen, dass den mutigen musikalischen Schweizern von PENGUIN BY CHOICE nicht ein ähnliches Schicksal vorbestimmt ist.
Was auf „Phobobic“ klangtechnisch alles passiert, ist nur schwer zu beschreiben, wobei uns allerdings eine Äußerung des Pinguin-Kopfs sehr hilfreich ist: „Ich liebe die Klangwelten von ARCADE FIRE, THE FOALS und TOM WAITS. Das sind für mich die drei größten Einflüsse auf meine Musik.“ Genau das hört man! Oder noch genauer ausgedrückt, vereinigen sich die foalschen-feurigen Klänge mit der textlichen Tiefe und berauschenden Vielfalt eines TOM WAITS. Dazu tauchen neben dem normalen Instrumentarium einer Rockband auch jede Menge ausgefallenere Instrumente, wie Flöten, Saxofone, Trompeten, Streicher, Spinett, Bouzouki, Synthesizer, Glockenspiele, Vocoder etc., auf
Kein Wunder also, dass die ersten CD-Eröffnungstakte auf „For The Love Of Frauds“ natürlich im klassisch-akustischen Gitarrengewand erklingen, die uns beweisen, dass hier ein in der Klassik ausgebildeter Gitarrero am Werk ist. Ein paar Sekunden später wird dem Hörer jedoch klar gemacht, dass PENGUINS BY CHOICE jeglicher Klassik den Rücken zukehren und am ehesten in die Fußstapfen von THEY MIGHT BE GIANTS treten. Ein musikalischer Freiflug durch jeden noch so ausgefallenen oder jeden noch so bekannten Musikstil beginnt, wobei die ganze Reise doch einen Pferdefuß besitzt. Die instrumentalen Ausflüge begeistern von Anfang bis Ende, sind auch durchaus einem PENGUIN CAFE ORCHESTRA würdig, die gesanglichen leider nur ansatzweise. Dabei wären die ironischen Texte, die wir in ähnlicher Form auch von den lyrischen Meisterwerken der CRASH TEST DUMMIES kennen, es wert, in ebenso charismatischer Manier vorgetragen zu werden, was leider auf „Phobobic“ nicht der Fall ist. Käme bei PENGUINS BY CHOICE jetzt noch ein Sänger hinzu, der mit einer Stimme ausgestattet ist, die hohen Erkennungswert besitzt, dann könnte diese ungewöhnliche Schweizer Musikformation zukünftig tatsächlich die Musikgeschichte fortschreiben, in der ihre Vorgänger noch als besagte Fußnoten stecken blieben.
FAZIT: Ausgefallene musikalische Ideen, breit instrumentiert und gekonnt vorgetragen, treffen auf einfallsreiche Texte, die verrückte, liebenswerte Geschichten, durchaus auch mal über Mord und Totschlag oder einfach nur das Skifahren und Lehrerinnen erzählen. Genauso vielfältig wie die Texte ist auch die Musik, die uns mal den Marsch bläst, mal abrockt oder einfach nur wieder bewusst macht, wie unterschiedlich moderner Indie-Sound heute in seiner ganzen „klassischen“ Bandbreite klingen kann.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- For The Love Of Frauds (Kayla – A Social Affliction)
- Blessed Cow
- Divine Misinterpretation
- Dirk's Coco Chanel Necklace
- Waves Of Screaming Pigeons
- The Ballad Of John McClane
- Submarine Man
- Satisfy Yourself
- Stereo Walking Polyphonic Mocking Bird Squawk
- Jo Said
- Penguins At Ska March
- A Dark Blue Fairytale
- New Adventures In WI-FI
- Disco Banjo
- Tribschenstrasse
- Confidence In Numbers
- Penguins By Choice
- Bass - Boot Schumacher, Morton Stringbender, Jo Steady, Danger Morat
- Gesang - Jo Steady, Morton Stringbender
- Gitarre - Jo Steady, Morton Stringbender, Danger Morat
- Keys - Morton Stringbender, Danger Morat
- Schlagzeug - Riffler
- Sonstige - David Sonton-Caflisch & Barbara Weber (Violinen), Deborah Morat (Viola), Beni Santora (Cello), Dani Fraefel (Kontrabass), Philipp Hutter (Trompete), David Engel (Posaune), Amin Mokdad (Saxofon), Cäcilia Schuler (Spinett), Julianna Wetzel (Flöte), Jo Steady (Glockenspiel)
- Phobobic (2014) - 11/15 Punkten
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