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The Intersphere: Relations In The Unseen (Review)
Artist: | The Intersphere |
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Album: | Relations In The Unseen |
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Medium: | CD/LP | |
Stil: | Alternative Rock |
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Label: | Long Branch Records | |
Spieldauer: | 45:54 | |
Erschienen: | 07.03.2014 | |
Website: | [Link] |
Machen wir uns nichts vor, Alternative Rock ist das vielleicht nichtssagenste Genre, in das eine Band eingeordnet werden kann. Darunter finden sich nämlich so ziemlich alle Kapellen wieder, die nicht in andere, enger zugeschnitte und deutlicher beschriftete Schubladen passen, aber doch über das dem Rock eigentümlichen Instrumentarium verfügen. Außerdem sind seine Helden keineswegs alternativ, sondern ohne Zweifel Teil des Mainstreams und gehören selbst zur ach so verschmähten Popkultur. Wie anders lässt es sich erklären, dass R.E.M., U2, aber auch MUSE, BILLY TALENT, COLDPLAY und 30 SECONDS TO MARS zwischen Stadiengigs, Arenenauftritten und Festival-Headline-Slots ihre Millionen einsacken? Andererseits: warum krebsen eigentlich THE INTERSPHERE immer noch in den Clubs der Republik rum? Oder schnippisch gefragt: Haben die Deutschen Angst vor anstrengender Musik?
Joa, wenn 2014 die gefühlt 10.Single des vor zwei Jahren erschienen DIE TOTEN HOSEN-Albums beim Radiosender xy läuft, dann scheint das Vertrauen in vorhersehbare Songstrukturen und Powerchordgeschrammel ungebrochen zu sein. Sollte die Theorie stimmen, dann bliebe alles, was nach Sekunde 25 von "Relations In The Unseen" passiert, ungehört. Das wiederum wäre äußerst schade, denn es folgt das wohl stärkste deutsche Rock-Album seit langer Zeit. Der Titeltrack ist ein waschechter Ohrwurm, bei dem Strophe und Refrain eine unzertrennliche Einheit bilden. 'Thanks For Nothing' tut es ihm gleich, profitiert von seinem an MUSE erinnernden "Breakdown", aber noch ein Stückchen mehr von seinem starken Refrain. Aber das Schöne an THE INTERSPHERE ist, dass sie viel mehr zu bieten haben, als "nur" tolle Musik.
Vielleicht ist 'Panic Waves' die Quintessenz des teilweise verlachten Alternative Rock-Genres. Die Mannheimer verpacken ihre bittere Zeitdiagnose und Prognose einer von Technik und Entertainment dominierten Gesellschaft in einen lupenreinen Pop-Song. Folge: Wenn du nicht richtig hinhörst, feierst du eine Band, die dich für dein Streben nach dem schnellen Genuss gerade in diesem Moment kritisiert. Das "Wolf Of Wall Street" der Musikwelt, großartig!
Auch sonst balanciert das Quartett zwischen lockerleicht und anspruchsvoll, greift aber anders als BIFFY CLYRO nie zu schrägen Takten. In 'Joker' werden mit markanter Bassline noch etwas deutlicher MUSE zitiert, 'Out Of Phase' ist ein zerbrechlicher Monolith aus dem All und im Refrain von 'The Ghost Of A Chance' meint man tatsächlich einen Geist zu hören. Um die Halbwertzeit der Platte deutlich zu verlängern, haben sich THE INTERSPHERE wie immer die Zeit für unzählige Details gelassen. In 'Origin: Unknown' schlägt die Stimmung beispielsweise für einen kurzen Moment von melancholisch in dramatisch um und sorgt so für Gänsehaut. Konzentriertes Zu- und Wiederhören ist also ausdrücklich erlaubt. Einzig 'Tonight' und 'Golden Mean' können das hohe Niveau nicht halten, was zu Abzügen in der B-Note führt. Einen weiteren Minuspunkt gibt es für die Verpackung: Das wirklich tolle Booklet im Posterformat ist nur durch einen ärgerlichen Knick des selbigen aus dem Jewel Case zu bekommen. Nichtsdestotrotz sind THE INTERSPHERE fokussierter als auf dem Vorgänger und schrauben die Hitdichte noch etwas nach oben. Hoffentlich dürfen sie jetzt endlich durchstarten und in die größeren Hallen Deutschlands umziehen. Und vielleicht, ja vielleicht können sie sogar den Alternative Rock retten...
FAZIT: "Relations In The Unseen" ist ein starkes, weil unglaublich dichtes und abwechslungsreiches Album, das sowohl zur kurzfristigen Befriedigung, aber bitte auch zur eingehenderen Auseinandersetzung genutzt werden kann. Damit untermauern THE INTERSPHERE ihren Anspruch zur besten Alternative Rock-Bands des Landes zu werden... wenn sie es nicht schon sind.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Relation In The Unseen
- Thanks For Nothing
- The Ones We Never Knew
- Out Of Phase
- Panic Waves
- Joker
- Tonight
- Origin: Unknown
- Walk On Broken Glass
- The Ghost Of A Chance
- ... Like It Is
- Golden Mean
- Bass - Sebastian Wagner
- Gesang - Christoph Hessler
- Gitarre - Thomas Zipner
- Schlagzeug - Moritz Müller
- interspheres >< atmospheres (2010) - 10/15 Punkten
- Hold On, Liberty! (2012) - 12/15 Punkten
- interspheres >< atmospheres (New Release) (2012) - 11/15 Punkten
- Relations In The Unseen (2014) - 13/15 Punkten
- The Grand Delusion (2018) - 13/15 Punkten
- Wanderer (2023) - 11/15 Punkten
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