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Bladed: Halloween In Bagamoyo (Review)

Artist:

Bladed

Bladed: Halloween In Bagamoyo
Album:

Halloween In Bagamoyo

Medium: CD/LP+CD
Stil:

Nordischer Indie-Rock, afrikanischer Folk und kanadischer Post-Rock

Label: Stickman Records / Crispin Glover Records / NoisOlution
Spieldauer: 39:25
Erschienen: 11.12.2015
Website: [Link]

Würde man neben der besten Musik eines Jahres auch die beste „Musik-Verpackung“ des Jahres wählen, dann hätten die norwegischen BLADED die Nase ganz vorn. Die CD kommt in einem DVD-großen Papp-Tagebuch mit wunderschönem Booklet - ebenfalls in DVD-Größe - voller indianischer Zeichnungen und mit allen Texten. Übrigens Texten, die es wahrhaft in sich haben und Themen wie Alzheimer, Radikalismus oder Entfremdung aufgreifen und in herrlich metaphorischer Sprache wiedergeben, aber auch sehr deutlich werden können, wie beispielsweise in dem, dem Album seinen Namen verleihenden, Song: „The white kids / Compare their piles of candy / While the locals / Must make do without shoes [...] The teeth are / Growing in the jawbone / The Ogre / Will eat our hearts out.“

Doch wie sieht es mit der Musik hinter diesem optischen und lyrischen Meisterwerk aus?
Um es kurz zu machen: sie steht, mit der Ausnahme, dass eine Laufzeit unter 40 Minuten doch arg kurz ist, dem Äußeren in nichts nach. „Halloween In Bagamoyo“ ist ein Album, das von der Erscheinung und der Musik her stark afrikanische Züge trägt, und befasst sich intensiv mit diesem Kontinent, wobei es auf diesbezügliche Rhythmen und Instrumente zurückgreift, indem es diese in einer Mischung aus deutlich nordisch angehauchten Indie- und kanadisch orientiertem Post-Rock sowie jeder Menge Avantgarde plus Psychedelic einbindet.

Sofort kommen einem beim Hören, spätestens wenn ANITA KAASBØLL zu singen beginnt, die gaaaaanz großen Musik-Frauen der Zunft in den Sinn. PJ HARVEY also! Und NICO oder die FAITHFULL und für die „wahren Kenner“ noch besser SUSANNE SUNDFØR, die ihre Hörer sogar schon mit auf eine musikalische Reise ins Bordell nahm. Ganz ähnlich wie diese außergewöhnlichen Chanteusen malt die Norwegerin mit ihrer Stimme und ihren Texten wilde Bilder zwischen trübe und grell, abstrakt und naiv, filigran und verschwommen in die Ohren des hörenden Betrachters.

Doch der absolute Hammer erwartet uns noch. Mit dem letzten Song „Snakes And Ladders“ erheben sich BLADED wie Phoenix aus der Asche direkt in die Gefilde von VELVET UNDERGROUND & NICO. Man möchte es kaum glauben, aber dieses musikalische, 12 Minuten andauernde, finale Meisterwerk, das mit der lehrreichen Erkenntnis „We are pebbles in the water“ (Wir sind Luftbläschen im Wasser) endet, ist die psychedelische Inkarnation einer Zeit, in der sich die abgefahrene Kunst eines ANDY WARHOL mit der abgefahrenen Musik von VELVET UNDERGROUND vereinte und dabei eine unvergessene Banane, die man überall in der Welt (er)kennt, herauskam.

Genau diesen Weg beschreiten auch BLADED mit ihrer fast beängstigend verstörenden und zugleich hypnotisch faszinierenden Musik auf „Halloween In Bagamoyo“!

FAZIT: Wenn jemand auf der Suche nach der weiblichen Alternative für NICK CAVE ist, dann hat er diese ab sofort mit BLADED gefunden.

PS: Wer sich für die besonders empfehlenswerte LP-Ausgabe entscheidet, bekommt die CD samt Tagebuch mit dazu. Und wer jetzt noch großartig überlegt, wie er mit dieser Kritik und der Musik umgehen soll, der schaue sich einfach dieses Video an!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4870x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Halloween In Bagamoyo
  • Lament Of A Lost Young Radical
  • A Clean Slate
  • Bawler Hill
  • All Quiet From The Lighthouse
  • On That Day
  • Snakes And Ladders

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
ijb
gepostet am: 03.04.2016

User-Wertung:
12 Punkte

Hi Thoralf. Das sind keine indianischen Illustrationen, sondern ostafrikanische (Bagamoyo zählt nämlich zu den ältesten Orten im Staate Tansania und war einst die erste Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika, wie da ja teilweise selbst auch schon erwähnt hast), aus Henry Morton Stanleys Buch »In darkest Africa«.
Ich habe das Beiheft übrigens nicht als Tagebuch verstanden, sondern, wegen der fiktiven Stempel und handschriftlichen Zeichen, als Bücherei-Buch.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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