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Dunderbeist: Hyklere (Review)

Artist:

Dunderbeist

Dunderbeist: Hyklere
Album:

Hyklere

Medium: CD/LP/Download
Stil:

norwegischer Rock/Modern Metal

Label: Indie Recordings
Spieldauer: 37:12
Erschienen: 13.03.2015
Website: [Link]

Drei Jahre zwischen zwei Alben, das ist eigentlich ein Standardwert in der modernen Musikwelt. Für Fans von DUNDERBEIST muss es sich dagegen wie eine halbe Ewigkeit angefühlt haben. Fünf Jahre, fünf Alben, 2012 gab es sogar zwei LPs und zwischendurch tourten die Norweger auch noch diverse Male durch ganz Europa, das sind die rekordverdächtigen Arbeitsdaten. Mit dem neuen Album „Hyklere“ hat sich die Band zum ersten Mal in ihrer Karriere Zeit gelassen und gibt mal wieder eine neue Marschroute aus.

Von ihrem theatralischen Auftreten haben sich die fünf Skandinavier verabschiedet, nun folgt auch musikalisch zum Teil eine Wandlung. Zum einen singen DUNDERBEIST wieder auf Norwegisch, was sie zuletzt auf ihrem selbstbetitelten Album aus 2011 getan haben. Eine mutige Entscheidung, denn gerade in Deutschland sind die Norweger nach ihrem Durchbruch vor drei Jahren oft und gerne unterwegs. Zum anderen scheint die Rechnung tatsächlich so simpel zu sein: Band lässt sich Zeit -> Material wirkt erwachsener. In diesem Falle wird zunächst das frische und freche „Aus-dem-Bauch-Musizieren“ gegen einen gefühlvolleren und nachdenklicheren Ansatz eingetauscht, der aber nicht automatisch weniger zu bieten hat.

DUNDERBEIST erforschen ihre Wurzeln, indem sie ihrem durchaus eigenständigen Stil auf den Grund gehen. Von Folklore zu sprechen wäre wohl etwas zu hoch gegriffen, aber doch sind da Riffs und Melodien, bei denen etwas Althergebrachtes durchschimmert. Ein wahrer Glücksfall für das Label Indie Recordings, das sich ja bekanntlich ausschließlich um norwegische Künstler kümmert. Ohnehin wird man das Gefühl nicht los, dass da etwas im Hintergrund schlummert, ein Gefühl, das nicht explizit zum Ausdruck gebracht wird. Denn trotz der simplen Songaufbauten, den wenigen Schichten und dem begrenzten Wissen über die norwegische Kultur stellt sich so etwas wie Vetrautheit ein, aber auch der Verdacht, dass da etwas Dunkles lauert. Es könnten noch die letzten Spuren von Kirchenverbrennungen in der Blütezeit des norwegischen Black Metal-Underground sein (oder eben wie auf dem Cover angedeutet verbrannte Erde), ausgesprochen wird das aber nicht.

Das passt recht gut zum Albumtitel, der sich ziemlich genau mit „Heuchelei“ übersetzen lässt. Statt Blastbeats kommt nur ab und an die Doublebass zum Einsatz, DUNDERBEIST lenken ihre Wut in andere, auf den ersten Blick gesündere Bahnen. Die Musik ist rockiger, ab und zu sogar richtig leise, was vor allem die melodischen Elemente zur Geltung kommen lässt. Daran muss sich selbst der Fan erst einmal gewöhnen, aber auch so kommt das Album schwer in Tritt. Im Eröffnungstriplett steckt vermutlich die meiste Arbeit und vielleicht etwas zu viel Kopf. Alle drei Songs verfügen über atmosphärische und rockige Momente, ein roter Faden ist dagegen (so platt sich das auch anhören mag) nicht zu erkennen. Dass sich das erst mit ‚Groms‘ ändert, lässt sich als kleiner Rückschlag werten.

Rockig, metallisch, eigensinnig und ein wenig kauzig, so sind DUNDERBEIST bekannt geworden und genauso klingt der vierte Song, der in seiner Melodieführung dezent an das Werk von FINNTROLL anknüpft. Das Gleiche mit ein wenig mehr Epik bietet ‚Langsint (Og Tresk)‘ und lässt einen schon am Erfolg des Experiments zweifeln. Dann aber folgt mit ‚Sjøldestruksjon Pkt.1‘ ein wunderschönes Ausrufezeichen, das zeigt, wozu die neuen DUNDERBEIST im Stande sind. Der ruhige Beginn ist Teil eines fachmännisch ausgeführten Spannungsaufbaus, der durch eine gewisse Epik und den schönen Gesang getragen wird.

Nur im abschließenden ‚Vardøgger (Det Var Jo Da)‘ werden ähnliche Versuche in Richtung neuer Ausrichtung unternommen, alles andere ist mehr oder weniger typisch DUNDERBEIST, sprich: gute Songs mit eingängigem Gesang, rockig-metallischem Grundgerüst und eigener Handschrift. Das ist natürlich legitim und wird die Fans freuen, insgesamt will sich das Ganze aber nicht zu einem Gesamtbild verbinden lassen. Es fühlt sich eher so an, als hätten die Norweger nach den ersten Songs selbst gemerkt, dass ihr neuer Stil noch nicht ganz ausgegoren ist. Dabei klingt dieser eigentlich interessant und könnte der Band zu einer neuen Hörerschaft verhelfen. Beim nächsten Mal sollten sie einfach mehr Mut haben und dran bleiben.

FAZIT: DUNDERBEIST möchten sich auf „Hyklere“ neu erfinden, ergründen den neuen Ansatz aber nur in ein paar ausgewählten Songs. Während der Rest bandtypisch und gut klingt, sind die angesprochenen Lieder ruhiger und überlegter komponiert. Gerade zu Beginn will das nicht so richtig funktionieren, ‚Sjøldestruksjon Pkt.1‘ wiederum zeigt, was da in Zukunft auf die Hörerschaft zukommen könnte. So bleibt das Album einerseits unausgegoren und andererseits risikoscheu, schlecht ist es aber auf keinen Fall.

Norman R. (Info) (Review 4004x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Skaubror
  • Gryta
  • Punktum Mortale
  • Groms
  • Langsint (Og Tresk)
  • Sjøldestruksjon Pkt.1
  • Slagord
  • Spaan
  • Ti Tusen Timer
  • Vardøgger (Det Var Jo Da)

Besetzung:

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