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Vly: I - Time (Review)
Artist: | Vly |
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Album: | I - Time |
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Medium: | CD | |
Stil: | Retroprogressiver Rock oder Retorten-Prog |
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Label: | Laser’s Edge / Alive | |
Spieldauer: | 60:40 | |
Erschienen: | 18.09.2015 | |
Website: | [Link] |
Langsam aber sicher werden wir wohl alle begriffen haben, dass man mit Geld tatsächlich nicht alles kaufen kann und besonders das Wichtige im Leben unverkäuflich ist. Einer dieser „Artikel“, die es nie im (Sonder-)Angebot gibt, ist die ZEIT - außer natürlich man kauft sie sich auf CD, weil man ein progressiv eingestellter Zeit-Geist ist, denn dann wird man unweigerlich früher oder später auf das eindrucksvolle, aber nicht rundum beeindruckende Debüt-Album „Time“ von VLY stoßen, dessen Musikern anscheinend eine gehörige Portion an Zeit fehlte.
VLY ist progressive Musik, die allerdings größtenteils im Retorten-Stil verwirklicht wurde. So eine Art „Gene Galaxo des Progs“ also, bei dem die beteiligten Musiker niemals als komplett gemeinsame Formation in einem Studio agierten, sondern persönlich unabhängig voneinander, aber eng als Musiker im Netz miteinander verbunden, „Time“ einspielten. Eine heutzutage immer gängigere Methode, die Musiker in aller Welt miteinander verbindet und auf einem Album gemeinsam erklingen lässt, obwohl sie sich nie die Hand drückten, dafür aber jede Menge Knöpfe und Regler. Ober-Regulierer ist im Falle von VLY, das also eher Projekt als Band ist, KARL DEMATA. Und wem dieser Name auf Anhieb nichts sagt, dem wird seine Band CRIPPLED BLACK PHOENIX sicher schon eher ein Begriff sein. Spätestens aber, wenn „Time“ erklingt, würde wohl auch ohne diesen Hinweis dem Hörer sofort klar, wo Demata in die Giattern-Saiten greift. Und mit dem Bassisten CHRIS HEILMANN holte er sich gleich noch einen zweiten CBP-Mannen ins weltweit vernetzte Boot, um mit ihm durch das www zu schippern. Den Briten gesellen sich außerdem im www-Musik-Bunde noch ein Amerikaner, eine Italienerin und ein Schwede hinzu, als da wären:
KEITH GLADYSZ, seinesgleichen Sänger bei DIET KONG, einer nur mittelmäßigen Indie-Band, die etwas an die B52s erinnert;
ELISA MONTALDO - Keyboarderin der bedeutenden italienischen Prog-Bands IL TEMPIO DELLE CLESSIDRE;
MATTIAS OLSSON - Schlagzeuger der hoch verehrten und wohl weltweit anerkannten Prog-Legende ÅNGLAGARD.
Wer nun allerdings erwartet, dass sich auch das schwedisch-italienische Duo mit den außergewöhnlich abwechslungsreichen Prog-Ambitionen ihrer Ur-Bands etwas mehr gegen das anglo-amerikanische Trio durchsetzt, sieht sich nach der guten Musikstunde schwer enttäuscht.
Mit diesem Wissen im Hintergrund kommt es am Ende des Albums genauso wie man es skeptisch befürchtet, aber nicht optimistisch erhofft hat. VLY klingen auf „I - Time“ wie die CRIPPLED BLACK PHOENIX während ihrer besonders intensiven Floyd-Phase, allerdings auf progressiver Sparflamme und im psychedelischen Schonwaschgang. Dazu Gesang, der ohne Ecken und Kanten klingt und etwas an TIM BOWNESS und BOB GELDOF erinnert. Im Midtempo kommt die Musik daher und im Midtempo verabschiedet sie sich von uns.
Was bleibt?
Nicht wirklich viel, außer ein in sich geschlossenes, größtenteils langweiliges Album, das im „Endless River“ floydianischer Klänge sowie an Bäume pinkelnden Stachelschweinen und NO MAN-ähnlichen Gesängen nach und nach absäuft.
FAZIT: „I - Time“ von VLY ist ein gutes Beispiel dafür, dass Musiker sich nicht nur virtuelle begegnen und miteinander musizieren sollten. Steril und kalt wirkt das manchmal und irgendwie auch ohne Herz. Vielleicht übertreibe ich diesbezüglich etwas, da mir diese „künstliche“, aber nicht kunstvolle, Tatsache eben bekannt war. Doch gerade die progressive Rockmusik sollte besonders auch von dem regen Austausch der Musiker untereinander, des kreativen Streits miteinander, der nicht nur auf vernetzter Ebene, sondern auch bei Konzerten stattfindet, leben. So ist „Time“ ein Album geworden, dem man anhört, dass den Musikern die Zeit fehlte, auch mal in einem Proberaum gemeinsam eigene Ideen im kreativen Mit- und Gegeneinander zu verwirklichen. Retorten-Prog eben!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Circles
- Time
- Time Elapsed
- Headache
- Out Of The Maze
- Hypnotic
- Time Remembered
- Silver Beaches
- Message In Water
- Dark Days
- Perfect Place
- Time Forgotten
- Bass - Chris Heilmann
- Gesang - Keith Gladysz
- Gitarre - Karl Demata
- Keys - Elisa Montaldo, Mattias Olsson, Karl Demata
- Schlagzeug - Mattias Olsson
- I - Time (2015) - 6/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Proggus
gepostet am: 22.10.2015 User-Wertung: 9 Punkte |
Die Frage wäre, wie das Review ausgefallen wäre, wenn dem Rezensenten die Vorgeschichte nicht so genau bekannt gewesen wäre... |
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 22.10.2015 |
Sicher ganz ähnlich, Proggus, denn die Musik wird auch so nicht viel besser. Nur gehört ja auch eine ordentliche Recherche mit zu einer Kritik. Und ich muss sagen, gerade im Prog sieht Kreativität anders aus als dieses künstliche Netz-Produkt. |