Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Kapelle Petra: The Underforgotten Table (Review)

Artist:

Kapelle Petra

Kapelle Petra: The Underforgotten Table
Album:

The Underforgotten Table

Medium: CD/Download
Stil:

Deutsch-Rock voller Humor

Label: Skycap Music
Spieldauer: 41:49
Erschienen: 05.02.2016
Website: [Link]

Ach ja, die KAPELLE PETRA - das ist schon ein lustiger „Ja-Sager“-Musik-Haufen, der sich nicht nur voller Ironie bei einem der besten U2-Alben bedient und aus „The Unforgettable Fire“ ihren „The Underforgotten Table“ werden lässt. Nein, nein - sie erheben die Blödheit (der Anderen) auch zum höchsten Musik-Gut (nämlich ihrem) und zimmern daraus an ihrem unvergesslichen Terrassentisch, den man auf dem Cover bewundern kann, Musikstücke, welche dieses Land mehr braucht als jeden klugen Politikerspruch. Denn ihre Ironie trifft ins Schwarze und so sehr man manchmal auch lachen möchte, die bitterböse Erkenntnis hinter jedem Scherz, trifft frontal. Gegen ein merkelsches „Wir schaffen das!“ wirkt dann ein KAPELLE PETRA-Song wie „Pogo in den Sonnenuntergang“ oder „Keine Hose - keine Probleme“ - besonders wenn FICKEN SCHMIDT dazu sein Schlagzeug traktiert - wie der höchste Motivationsschub eines Schöngeistes!
Unsere Politiker versuchen uns eben mit ernst gemeinten Floskeln zu verblöden, indem sie uns beispielsweise erklären, dass gute Verhütung nur durch Wichsen ins Taschentuch funktioniert!
KAPELLE PETRA zeigen uns dagegen mit abgefahrenem Humor, dass wir noch viel lernen müssen, weil es längst Kondome in allen Geschmacksrichtungen und wilder Noppen-Vielfalt gibt und die Taschentuchnummer längst überholt ist! Die Einen haben eben die Antworten auf Fragen, die nie gestellt wurden. Die Anderen stellen die Fragen, für die es keine vorgefertigten Antworten gibt, außer man lacht darüber.

Unter solchen Voraussetzungen ist es kein Wunder, dass KAPELLE PETRA derzeit mit zu den angesagtesten Live-Bands Deutschlands gehören, die sogar schon durch JOKO und KLAAS in die Fernsehlandschaft eingeführt wurden. Ihre Songs haben nicht nur textlich was zu sagen, auch musikalisch überzeugen sie mit ihrer Mischung aus Rock und Pop und sogar etwas Punk. Und wenn die Jungs etwas ernster agieren, werden sogar Erinnerungen an ELEMENT OF CRIME oder TOCOTRONIC und die Hamburger Schule geweckt, wo die STERNE überm BLUMFELD, in dem gerade FLOWERPORNOS gedreht werden, aufgehen.

Es ist was passiert mit der KAPELLE PETRA. Sie hat so gesehen ihre Jungfräulichkeit verloren und aus den heiß begehrten, tausendfach angeklickten, pubertierenden YouTube-Spaßnummern wie „Geburtstag“ oder „Gewitter“ werden jetzt reifere, sogar kritisch angehauchte („Keine Hose - keine Probleme“ - als scharfer Angriff gegen die Netz-Laberei), echt emanzipierte („Ja“ - ein gepfefferter Anti-Frust-Song), aber trotzdem humorvolle Indie-Songs der Marke „Frieden“ oder „Nicht ganz so laut wie sonst“. Vielleicht sollte sich FICKEN SCHMIDT jetzt besser BUMSEN MEYER nennen. Denn es hat sich was getan auf „The Underforgotten Table“. Auch musikalisch, denn hier gibt‘s straighten Rock neben feinen Hymnen und zärtlichen Balladen zu hören, die nich albern, sondern durchaus anspruchsvoll klingen. Gleiches gilt nun auch für die Texte und solche lyrischen Ideen wie ...
„Nett ist die kleine Schwester von Scheiße!“
„Große Schnauze - keine Zähne!“
„Wo gehobelt wird, da muss man Späne auffegen!“
„Mal eben da sein, wo‘s anders ist!“
„Für jede noch so bekackte Meinung gibt es Lobby überall!“
„Das Leben ist viel zu kurz, um Hardware sicher zu entfernen!“
... müssen einem erst einmal einfallen.

Natürlich gibt‘s auch den einen oder anderen Ausfall auf dem Album - wie „Befund“, „Blut Gehirn Massaker“, „Stau“ oder „Lehrer“ (ein schrecklich auf NDW getrimmter Song). Songs eben, welche versuchen, die alt gewohnten Albernheitstraditionen der vorherigen Alben wiederzubeleben. Irgendwie inkonsequent und inkontinent. Hier fickt der Schmidt eben wieder statt den Meyer ordentlich bumsen zu lassen.

FAZIT: Sag doch mal „Ja“ zu diesem Album und die KAPELLE PETRA wird es dir danken mit humorvoll „betexteter“ und indie-alternativer Musik, die viel zu schön ist, um in Vergessenheit zu geraten, auch wenn sie manchmal noch in Neu-Deutsche-Welle-Albernheit abrutscht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4885x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Ja
  • Morgen ist frei
  • Sensationell
  • Arbeit
  • Frieden
  • Pogo in den Sonnenuntergang
  • Befund
  • Blut Gehirn Massaker
  • Stau
  • Die Lehrer
  • Godzilla
  • Nicht ganz so laut wie sonst
  • Keine Hose - keine Probleme
  • Statement

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!