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Klaus der Geiger & Marius Peters: Piaddolla (Review)
Artist: | Klaus der Geiger & Marius Peters |
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Album: | Piaddolla |
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Medium: | CD | |
Stil: | Instrumentales von Jazz bis Tango und ein bisschen Liedermacherei |
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Label: | Westpark Music / Indigo | |
Spieldauer: | 64:19 | |
Erschienen: | 26.08.2016 | |
Website: | [Link] |
Es gibt mal wieder ein musikalisches Live-Lebenszeichen auf CD-Konserve von KLAUS DER GEIGER, der diesmal mit dem hervorragenden, klassisch ausgebildeten Gitarristen MARIUS PETERS live im Kölner Loft (Januar 2016) auftritt. So schließt sich im Kleinen der Kreis zwischen dem wohl bekanntesten, mehrfach für sein Lebenswerk ausgezeichneten, politisch links georteten Straßenmusiker und einem jungen, profilierten Gitarristen der Kölner Musikszene, der sich in der Klassik genauso wie im Jazz sehr wohl fühlt. Das hat – „zum Glück“ muss man schon sagen – zur Folge, dass die beiden ein zum größten Teil instrumentales Konzert von Geige und Gitarre präsentieren, das deutlich an den Stil von ASTOR PIAZZOLLA, den die beiden Musiker verehren, erinnert.
Diesbezüglich spricht der leicht verfremdete Album-Titel ja schon Bände und die Promo-Formulierung: „Ein Veteran und ein Bachelor Of Music der Hochschule für Musik und Tanz Köln haben sich gefunden“, trifft voll und ganz zu.
Auch die Geschichte hinter ihrer Bekanntschaft liest sich im vierfaltigen Digipak schön, denn als Ergänzung zum leidenschaftlichen, tangogeschwängerten „Black Orpheus“ erfährt man folgendes: „Bei diesem Stück haben sich Klaus und Marius unmittelbar auf der Bühne kennengelernt. Marius kam gerade von einer Tour aus Polen zurück und das Abschlusskonzert war in der Kölner Südstadt. Während des letzten Stücks tauchte ein Geiger aus der Menge auf und schon während er zur Bühne lief, spielte er bereits mit. Das Publikum war sofort begeistert und eine Verbindung zwischen beiden Musikern war spürbar. Dieses Konzert war der Startschuss für das Duo-Projekt.“
Doch dann gibt es da auch noch ein paar von Klaus gesungene Stücke, die einen echten Bruch auf diesem Album und beim Konzert darstellen. Erinnerungen an den 2011 verstorbenen FRANZ JOSEF DEGENHARDT kommen dabei auf, aber nur im gesanglichen Bereich. Die Texte von Klaus Christian von Wrochem (alias KLAUS DER GEIGER) reichen bei weitem nicht an die degenhardtsche Textqualität, so sehr sie auch den linken Zeigefinger, manchmal fast boshaft erheben.
Absoluter Schwachpunkt des Albums ist „Pegidamann“. Schon der plakative, mitunter schlecht gereimte Text vermag mit seinen Plattitüden und der Einseitigkeit nicht zu überzeugen, selbst wenn manchmal hervorragende Aussagen darin auftauchen, wie „Wir mussten flieh‘n vor euren Waffen / vor Hecker-Koch und Leopard / und uns‘re Bauern müssen passen / vor eurem Landwirtschafts-Export.“ Nur ist dafür garantiert nicht Pegida, sondern die deutsche Rüstungs- und Wirtschafts-Politik sowie die kapitalistische Gier zuständig, nicht aber die Vielzahl unzufriedener Pegida-Mitläufer, zu denen man stehen kann wie man will, welche aber am Ende im Grunde auch nur das Ergebnis, aber nicht der Auslöser, solcher Politik sind.
So erscheint es schon kaum noch verwunderlich, dass sich KLAUS DER GEIGER gerade bei diesem Text mehrfach versingt. Und schaut man sich das aktuelle Video der ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN an, dann scheint Pegida auch in der linken Musikkunst derzeit ein ziemlich ergiebiges Thema zu sein.
Aber auch Klaus‘ Anti-Merkel-Pro-Snowden-Song „Angie“, samt einem absichtlich extrem schiefen Geigen-Solo, vermag trotz aller Kritik an Merkels Politik und dem Eintreten für Snowden nicht zu überzeugen, weil die Worte, in die er seine Kritik kleidet plus dem idiotisch-symbolischen Vergleich mit der Kuh, einfach zu banal sind, um wirklich ernst genommen zu werden. Man erkennt zwar die gute Absicht, aber das verfolgte Ziel wird verfehlt.
Am Ende von „Piaddolla“ kommt man sogar zu der traurigen Erkenntnis, dass die mit Abstand besten Stücke die instrumentalen sind. Genau diesen Eindruck vermittelte sein letzte Album „Von allen Seiten“ nicht.
Die CD „Piaddolla“ jedenfalls ist bereits für den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ nominiert.
Sollte er diesen erhalten, wäre es nicht der erste, denn bereits sein Vorgänger-Album „Von allen Seiten“ wurde damit ausgezeichnet.
FAZIT: Ein Geiger und ein Gitarrist huldigen in sehr guter musikalischer und Sound-Qualität instrumental ASTOR PIAZZOLLA und seinen Tango-Rhythmen. Aber sie versuchen auch mit vier Liedern politisch Stellung zu beziehen, was ihnen bei weitem nicht so gut gelingt und einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Primavera Portena
- Verano Porteno
- Otono Porteno
- Invierno Porteno
- Nora Helene
- Black Orpheus
- La Calle 92
- Café 1930
- Hallo, Hallo Pegidamann
- Bordel 1900
- Made In USA
- Die Angie
- Nightclub 1960
- Steckt mich nicht ins Heim
- Gesang - Klaus der Geiger
- Gitarre - Marius Peters
- Sonstige - Klaus der Geiger (Geige mit Rundbogen gespielt)
- Piaddolla (2016)
- Imma Dolla (2019) - 12/15 Punkten
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