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Manuel Schmid: Seelenparadies (Review)
Artist: | Manuel Schmid |
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Album: | Seelenparadies |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter mit beeindruckenden deutschen Liedern zwischen Pop und Rock sowie etwas Prog |
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Label: | A&O Records / Edel | |
Spieldauer: | 47:10 | |
Erschienen: | 01.07.2016 | |
Website: | [Link] |
So gewöhnlich der Name MANUEL SCHMID beim ersten Hinhören auch klingen mag, so un- und außergewöhnlich ist der Musiker, der sich hinter diesem Namen verbirgt.
Er ist nicht nur der kreative Kopf und die erste Stimme der STERN-COMBO MEISSEN, sondern auch die zweite Stimme von CYRIL und nun zusätzlich noch ein Solo-Musiker, der wandelnd auf Liedermacher-Pfaden mit viel Emotion und Pop-Appeal sein Album „Seelenparadies“ veröffentlicht und dabei anfangs ein wenig an den 80er-Jahre-Sänger von STERN MEISSEN, IC (Falkenberg) genauso wie an die poppige STERN MEISSEN-Zeit erinnert, als die mit besagtem Sänger noch „Taufrisch“ (1985) in den „Nächte(n)“ (1987) mitten im „Neonmeer“ feststellten: „Wir sind die Sonne“.
Die „alten“ Fans der STERN-COMBO wendeten sich damals von ihrer Kunstrock-Band ab, der Schmid nunmehr mit Keyboard und Stimme wirklich wieder echtes, „altes“ Artrock-Leben einhaucht. Darum ist es nur zu gut, dass MANUEL SCHMID wirklich solo ohne großes TamTam mit „Seelenparadies“ sein ganz persönliches und recht melancholisches, mitunter sogar sehr hymnisches Album veröffentlicht und dabei trotzdem die eine oder andere STERN-COMBO MEISSEN-Parallele unverkennbar ist. Wen wundert es, denn spätestens nach einem Blick auf die Musiker, die Schmid begleiten, lassen sich einige aktive oder ehemalige SCM-Musiker entdecken, von denen mit MAREK ARNOLD auch noch eine echte Prog-Rock-Größe mit im Boot sitzt, der nicht nur fleißig an mehreren Kompositionen beteiligt war, sondern auch Großartiges an den Keyboards und Saxofon leistet. Dazu ist der Sound eine wahre Meisterleistung. Ein Blick auf den „Master“-Mann macht sofort klar warum: EROC, ein Name, der nicht nur als Musiker bei GROBSCHNITT für höchste Qualität sprach, sondern auch als einer der größten Könner beim hochwertigen Klang-Feinschliff.
Im Mittelpunkt von „Seelenparadies“ steht natürlich die warme Stimme des Sängers und seine Affinität für den anspruchsvollen Pop der 80er-/90er-Jahre. Unglaublich ist fast, dass er auf „Liebe“ ausschließlich mit sich selbst (dank der modernen Technik) einen Chor bildet und gleich vokal die Instrumente mit intoniert. Dieser Song würde garantiert die PRINZEN erst maßlos überraschen und dann erblassen lassen. Doch nicht nur an die erinnert Schmids Musik, auch an die MÜNCHNER FREIHEIT oder PURPLE SCHULZ, welche echte Pop-Hymnen schufen, denkt man bei solchen Songs wie „Das Paradies“, „Glaube mir“ oder „Hüte deinen Traum“.
Ein Schwachpunkt allerdings, der fast wie ein Fremdkörper auf „Seelenparadies“ wirkt, ist – kaum zu fassen – gerade die ein(zig)e Cover-Version des STERN-COMBO MEISSEN-Songs „Also was soll aus mir werden“, auf dem den größten Teil ANNA-MARLENE BICKING singt. Zum Glück wird nach diesem Tiefpunkt ein paar Songs später ein weiterer Gastsänger mit für den absoluten Höhepunkt des Albums sorgen!
Bis hierhin wäre das Album wohl nicht wirklich etwas Besonderes, obwohl nach und nach eine Steigerung der musikalischen Spannung und des Anspruchs erfolgt, wobei auch die Texte allesamt über jeden Zweifel erhaben sind. Sogar zwei Texte von KURT DEMMLER finden wir auf „Seeleneparadies“. Demmler war einer der besten Ex-DDR-Lyriker, Liedermacher und Kinderarzt, der auf tragische Weise nach Vorwürfen von Kindsmissbrauch in der Untersuchungshaftanstalt Moabit 2009 seinem Leben selbst ein Ende setzte. Die Texte aber, die er hinterließ, sind noch heute wahre Höhepunkte hochkarätiger deutschsprachiger Lyrik.
Leider sind die Texte nicht im Booklet enthalten, aber eine kurze Anfrage direkt bei MANUEL SCHMID genügte schon, um umgehend einen Link zu allen Texten seines Albums von ihm zu erhalten. Es lohnt sich jedenfalls, beim ersten Hördurchgang das Mitlesen, denn der eine oder andere schwer bewegende Moment wird einem dabei mehr als einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Und wo wir nun schon bei den „schwer bewegenden Momenten“ sind, müssen wir natürlich unbedingt auf den zweite Teil von „Seelenparadies“ eingehen, der diesem Solo-Album von MANUEL SCHMID das ganz besondere Etwas verleiht, was es aus vielen anderen Solo-Veröffentlichungen angesagter Band-Musiker deutlich heraushebt.
Im zweiten Teil von „Seelenparadies“ schafft sich Schmid sein ganz persönliches Opus Magnum, das mit „Seelenlieder I (Hommage an Reinhard Fissler)“ beginnt, schon weil einem die Einleitung dieses Liedes so sehr zu Herzen geht. Auch hat ganz offensichtlich MAREK ARNOLD bei der Komposition seine Finger mit im Spiel, denn es wird ähnlich eingeleitet wie ein Titel auf „The?Book“ von den SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR. Plötzlich aber beginnt REINHARD FISSLER, der bekannteste Sänger der STERN-COMBO MEISSEN, der jahrelang bis zu seinem Tod 2016 schwer erkrankt ans Bett gefesselt war, zu sprechen. Direkt von Schmids Anrufbeantworter. Die Stimme aus dem Jenseits so gesehen.
Was ab diesem Zeitpunkt an Musik und Texten abläuft, ist wohl das Emotionalste und Beste, was es seit den letzten Jahren in der deutschsprachigen Rock- und Pop-Musik zu finden gibt. Früher klangen so mal die wundervollen Balladen von LIFT oder KARAT, als die stramm durchs Scherbenglas oder über 7 Brücken marschierten.
In „Seelenlieder II“ tritt dann auch noch DIRK ZÖLLNER als Sänger mit auf den Plan und verleiht dem ohnehin schon schwer bewegenden Song mit seiner charismatischen Stimme noch eine zusätzliche rauere und härtere Komponente, die zum impulsiven Höhepunkt des Albums wird, bis wir ganz zum Schluss durch „Das Ende vom Lied“ - der Text stammt von KURT DEMMLER – mit einer puren Gänsehaut-Ballade verabschiedet werden. MANUEL SCHMID singt und MAREK ARNOLD begleitet ihn am Keyboard. Ein besseres Ende für ein Album, das „Seelenparadies“ heißt, konnte einfach nicht gefunden werden!
Chapeau!
FAZIT: „Der Mut darf nicht sinken / Der Mut ist die Kraft / Und gegen das Leiden / Schützt nur Leidenschaft“ - mit diesen Worten endet „Seelenparadies“ von MANUEL SCHMID. Ein leidenschaftliches, mutiges, kraftvolles Album des aktuellen Sängers der STERN-COMBO MEISSEN, das gut beginnt und großartig endet.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Der Tag erwacht
- Das Paradies
- Also was soll aus mir werden (mit Anna-Marlene)
- Glaube mir
- Hüte deinen Traum
- Elena
- Worte sind wir Bilder
- Liebe
- Geld
- Seelenlieder I (Hommage an REINHARD FISSLER)
- Seelenlieder II (mit Dirk Zöllner)
- Vorbei
- Seelengarten
- Das Ende vom Lied
- Bass - Peter Rasym, Denis Straßburg
- Gesang - Manuel Schmid, Dirk Zöllner, Anna-Marlene Bicking
- Gitarre - Charis Karantzas, Rene Niederwieser, Knut Kielmann, Ralf Dietsch
- Keys - Manuel Schmid, Marek Arnold, Rainer Oleak, Bernhard Range
- Schlagzeug - Ekkehard Dreßler, Clemens Litschko
- Sonstige - Marek Arnold (Saxofon und Klarinette)
- Seelenparadies (2016) - 12/15 Punkten
- Deine Liebe und mein Lied (2017) - 12/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Robert
gepostet am: 25.02.2018 User-Wertung: 12 Punkte |
Schmid schafft es musikalisch und textlich interessanten Deutsch Pop zu erschaffen, der sicher mehr Leute erreichen könnte, wenn sich das Radio nicht nur auf Naidoo und Konsorten konzentrieren würde. Auch sein Weggefährte Marek Arnold ist wieder an vielem beteiligt, der ja seine Duftmarke schon bei vielen Bands aus dem Prog Rock Bereich gesetzt hat. Manchmal erinnert die Musik mich dezent an die beiden späteren, aber englisch sprachigen Werke von Anyone's Daughter, aber weniger rockig, die in ein paar Monaten nach längerer Pause wieder ein Album rausbringen. Was das mit Tarzan zu tun hat wär glaub ich eine interessante Gewinnspiel-Frage. Naja, wie auch immer: Lieber Herr Ulmer, hör Dir Manuel Schmid mal an, wäre vielleicht ein guter Opener für künftige AD-Konzerte... |