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Matt Bianco & New Cool Collective: The Things You Love (Review)
Artist: | Matt Bianco & New Cool Collective |
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Album: | The Things You Love |
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Medium: | Download/CD | |
Stil: | New Jazz, Pop, Soul, Funk |
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Label: | ear Music / EDEL | |
Spieldauer: | 46:58 | |
Erschienen: | 28.10.2016 | |
Website: | [Link] |
Wenn wir ganz ehrlich sind, dann waren MATT BIANCO vom Musikgefühl her ein Zwei-Hit-Wunder, das 1984 mit „Half A Minute“ und „Get Out Of Your Lazy Bed“ zwei echte Radio-Hits hatte, die sich auch gut in den Charts positionierten. Überraschend war in dem damaligen neu gewellten Pop-Stream allerdings, dass MATT BIANCO ihre Pop-Musik mit zartem Jazz, Funk und Soul, aber keinen elektronischen Kinkerlitzchen, verbanden. New Jazz nannte man das wohl und diese swingende Bezeichnung passt auch heute noch sehr gut zu der Band um MARK REILLY.
Was bietet sich da anno 2016 für eine Album-Veröffentlichung besser an, als sich mit einer erfolgreichen, größeren (Bar-)Jazz-Band zusammenzutun und eine Scheibe aufzunehmen, die natürlich nicht nur musikalisch jede Menge Erinnerungen weckt, sondern auch auf einem silbernen CD-Flitzer und einem wunderschönen Plattenspieler, behäbig im dreiundreißigeindrittel Tempo seine Kreise ziehen darf, während das Vinyl dabei zärtlich von einem Diamanten gestreichelt wird. Kein Bild passt besser zu der Musik auf „The Things You Love“ als dieses!
Plötzlich sind die schwülstig-schwebenden „Half A Minute“-Zeiten vorbei und man fühlt sich beim Hören oft an STEELY DAN oder SIMPLY RED erinnert. Die Musik groovt, soult, swingt, funkt, popt „ohral“ und macht unglaublich Freude. Hier scheint mitten im Herbst hell die Sonne aus den Boxen und auch in den Nächten ist etwas los – da blasen uns die Trompeten ordentlich ein und teilen unmissverständlich mit männlichen und weiblichen Gesängen, die einfach nur ausgezeichnet sind, mit: „Your never gonna make me cry“ oder „Moving up / Breaking out / No regrets this time“.
Gut, textlich sind das keine Offenbarungen, aber es passt ausgezeichnet zur Stimmung, welche die Musik auf „The Things You Love“ verbreitet.
Hinzu kommt noch eine umwerfende Aufnahmequalität, die dem Sound ein volles Volumen und kristallklare Höhen sowie faszinierende Stereo-Effekte beschert. Man will sich sofort erheben und tanzen. Aber auch zuhören und genießen. Nach dieser Musik von MATT BIANCO und dem NEW COOL COLLECTIVE kann man beides in vollen Zügen genießen.
So erweist es sich als echter Glücksgriff, dass sich MARK REILLY gemeinsam mit MATT BIANCO mit dem holländischen Jazz-Ensemble NEW COOL COLLECTIVE für dieses Album zusammentat.
Das achtköpfige Jazz-Orchester ist bereits mehrfach ausgezeichnet und geehrt, obwohl es anfangs von den etablierten Jazzern gar nicht richtig ernst genommen wurde, weil ihre Musik diesen modern-frischen Soul-Latin-Nineties-Vibe besaß und nicht verstaubt traditionell klang. Doch spätestens seit MEZZOFORTE wissen wir, dass diese beschwingte Form des Jazz ein viel breiteres Publikum zu erreichen vermag, ohne sich in Banalitäten verlieren zu müssen. Genau hier setzen auch die Holländer an und ergänzen sich so perfekt mit MATT BIANCO und ihrem „ehemaligen“ New Jazz, der sich zwar von den elektronischen Spielereien verabschiedet, diese aber mit einem 30er-Jahre-Swing-Flair anreichert. Kein Wunder also, warum uns das Digipak-Coverbild- & das 16seitige Booklet-Motiv des Albums genau auf diese Zeitschiene versetzt.
Reilly meint zu dieser Fusion: „Ich hatte zwar von New Cool Collective gehört, mir war ihre Musik allerdings nicht vertraut. Nachdem ich ein paar ihrer Videos gesehen hatte, war ich nicht nur sofort begeistert, sondern auch schwer beeindruckt von ihrem musikalischen und energiegeladenen Sound. Ihr musikalischen Einflüsse sind vergleichbar zu meinen, aber doch unterschiedlich genug, um daraus eine interessante Zusammenarbeit wachsen zu lassen.“
Diese fast ein wenig überheblich erscheinenden Worte bringen es trotzdem auf den Punkt – nur dass dieses holländische Collective viel stärkeren Einfluss auf die MATT BIANCO-Musik hat als MATT BIANCO selber. Das beste Beispiel dafür ist der MB-Hit „Don‘t Blame It On The Girl“, der auf diesem Album deutlich verändert – ja sogar besser und noch rhythmischer – erscheint.
Höhepunkt ist allerdings der Song „Cry“, der in Zusammenarbeit und unter gesanglicher Mitwirkung von CLEAN BANDIT-Sängerin ELISABETH TROY entstand und durch den weiblichen Gesang eine gelungene zusätzliche Klangfarbe in die Musik einfließen lässt, die ruhig in dieser Form noch häufiger hätte auftreten können.
Der Name MATT BIANCO ist frei erfunden und soll einen Spion darstellen, auch NEW COOL COLLECTIVE ist eine Erfindung, die aber garantiert keinen Kühlschrank, sondern eine richtig coole (also heiße), moderne, rhythmusverliebte Jazz-Band bezeichnet. „The Things You Love“ ist dabei ein passender Album-Titel, denn diese Musik öffnet Herzen, Ohren und Münder, um dann ganz schnell in die Füße zu gehen.
FAZIT: Hier haben sich zwei zwar nicht gesucht, aber trotzdem gefunden. MATT BIANCO und das NEW COOL COLLECTIVE vereinen auf „The Things You Love“ New Jazz und Pop zu einem liebevollen Musik-Gemisch, das in ähnlicher Art bereits STEELY DAN ansetzten. Das Album enthält fünf neue Songs und alle Stücke der bereits veröffentlichten EP. Eine Tatsache, die vielleicht die EP-Besitzer enttäuschen, aber alle Anderen nicht stören wird, denn die Musik vermittelt ein Lebensgefühl, das uns für kurze Zeit unser Sieben-Tage-Regenwetter-Gefühl vergessen lassen und ein dreiviertelstündiges Lächeln auf‘s Gesicht zaubern wird.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- We Should Be Dancing
- The Things You Love
- Double Stitch
- Do The Right Thing
- Don‘t Blame It On That Girl
- Count Me In
- Cry (feat. Elisabeth Troy)
- Breaking Out
- Bring It On
- Samba Italiano
- Breaking Out (Nicola Conte Remix)
- Bring It On (Nicola Conte Remix)
- Bass - Leslie Lopez, Rory Ronde
- Gesang - Mark Reilly
- Gitarre - Rory Ronde
- Keys - Willem Friede
- Schlagzeug - Joost Kroon, Jos de Haas, Frank van Dok, Willem Friede
- Sonstige - Benjamin Hermann (Saxofone, Flöten), David Rockefeller (Trompeten, Posaunen, Hörner)
- The Things You Love (2016) - 11/15 Punkten
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