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Ornah-Mental: Remix & Outtake (Review)
Artist: | Ornah-Mental |
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Album: | Remix & Outtake |
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Medium: | CD | |
Stil: | Ethno- und krautige Worldmusic plus Dub, Ambient und fliegende Teppiche |
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Label: | AmygdaLand Music / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 149:51 | |
Erschienen: | 29.04.2016 | |
Website: | [Link] |
Na, das ist doch mal was.
Da flattert einem die neue ORNAH-MENTAL-Doppel-CD voller Remixen und Outtakes ins Haus samt dem Promo-Sheet für uns Kritiker, von dem einen direkt das Kollegen-Zitat von Andreas Schiffmann aus unserem Hause anspringt, welches mit noch nicht einmal einem kompletten Satz trotzdem sehr bildhaft die Musik hinter der deutschen Krautrock-Ambient-Ethno-Band beschreibt: „ORNAH-MENTAL sind hierzulande eine Referenz für Tribal-Sounds, klangvolles Ethno-Grundrauschen und evokatives Percussionspiel...“ Mehr braucht man zur Vorgeschichte dieses deutschen Quartetts unter Federführung des ehemaligen TON STEINE SCHERBEN-Multiinstrumentalisten DIRK SCHLÖMER auch nicht zu wissen, denn auf ihrem nunmehr siebten Album lernen wir ihre Musik gleich aus zwei unterschiedlichen Blick-, oder besser noch, Hörwinkeln kennen.
Auf CD 1 als Remixe von anderen relativ namhaften deutschen „Krautis“, aber auch einem extrem namhaften sechzigjährigen amerikanischen Schlagzeuger, der aktuell Mitglied von KING CRIMSON ist, PAT MASTELOTTO.
CD 2 präsentiert uns dann alternative Eigen-Mixe und Auskopplungen aus den vorherigen sechs ORNAH-MENTAL-Alben sowie drei völlig neue Stücke: „Berlin By Bus“, „Burg Hauenstein“ und „Mare Vaporum“.
Versucht man die Musik von ORNAH MENTAL zwischen bekannten Größen einzuordnen, dann muss man erstens TON STEINE SCHERBEN außen vor lassen und sich wohl deutlich intensiver für solche Bands wie POPOL VUH, CAN und AMON DÜÜL interessieren - also experimentellen Ethno-World-Krautrock mit progressiven Tendenzen. Allerdings steuern die vier Herren, die man einer eigenen Aussage wegen ständig mit irgendeinem blöden Bild vom Fliegenden Teppich vergleicht, der viel eher Erinnerungen an orientalische Märchen als an orientalische Musik weckt (Zitat aus dem Promo-Sheet, diesmal nicht vom Kollegen Schiffmann: „Zweieinhalb Stunden auf dem fliegenden Teppich, wer könnte da nein sagen?“), noch eine gehörige Portion Ambient, Dub, Trance und sogar Dancefloor bei. Eine Mischung, die den Kraut(rock) so richtig schön fett macht!
Und SCHLÖMER selbst bezeichnete in einem „Ragazzi“-Interview die OM-Musik (War die Abkürzung mit der „heiligen Silbe der Buddhisten“, die den Beginn vieler Mantren darstellt, Absicht? Ich weiß es nicht!) als „gehaltvolle, tiefe und dunkle Musik mit mystischer Komponente, die für eine ganz breite Hörerschaft geeignet ist“!
ORNAH-MENTAL soll uns in einer hektischen Zeit zur „Entschleunigung“ verhelfen. DIRK SCHLÖMER selbst bringt dabei seine vielfältigen esoterischen Erfahrungen ein, die er während Meditationen genauso wie beim Malen von Mandalas und spirituellen Erlebnissen sammelte. Die Atmosphäre ist der bestimmende Moment in der Musik. Sie schwebt, aber sie schläfert nicht ein. Eine große Kunst im Zeitalter todlangweiliger Ambient-Exkursionen, die man beim Teetrinken genauso wie bei Toilettenbesuchen einsetzen kann.
Ähnlich Beeindruckendes gelang zuvor Bands wie CLUSTER, NEU! und HARMONIA. So reiht sich auch Schlömer zwischen Musik-Typen wie MOEBIUS, ROEDELIUS, ROTHER und CZUKAY nahtlos ein.
Natürlich übertragen die Remixe diese Atmosphäre, je nach Band mit gehörigem Eigenanteil versehen, auf ihre eigenen Interpretationen. Diese dürfen dann auch gerne einmal etwas härter ausfallen oder sogar post- und spacerockig bis rein elektronisch daherkommen.
HARALD GROSSKPOFs Variante klingt dann wirklich nach ASHRA und PAT MASTELOTTO spürt man seine Mitgliedschaft bei KING CRIMSON an, während bei SANKT OTTEN und IN-OUT ihre Vorliebe für KRAFTWERK unüberhörbar ist.
„Sternentor“ von SCHL@G wartet mit fast sympathisch schiefem Gesang und einem Text über die Himmelskörper und das große Vakuum, das uns umgibt, auf und hat etwas von der Neuen Deutschen Welle der Marke RHEINGOLD, als die noch ihre „Dreiklangdimensionen“ beschworen. Wahrscheinlich hat der Texter beim Schreiben an das gedacht, was sich in den Köpfen unserer Politiker abspielt, wenn sie aus dem Sternenhimmel mit Dronen nicht etwa nur auf Spatzen, sondern speziell auch auf Menschen schießen lassen. Gelungen ist die erste CD jedenfalls allemal, weil darauf kein Künstler den Versuch unternimmt, seine Musik in den Vordergrund zu spielen, sondern die Wirkung von ORNAH-MENTAL in ihren eigenen Klang-Kosmos integriert.
Auf der zweiten CD, den Outtakes aus 12 Jahren Bandgeschichte und sechs Alben, spielen natürlich der Dub, die Tribal-Sounds und die Ethno-Energie sowie anfangs ungewöhnlich viele Gesanganteile eine große Rolle. Gleich der erste bisher unveröffentlichte Titel fasst in seinen gerade mal 4 Minuten das zusammen, was uns dann gut 70 Minuten lang nicht mehr loslassen wird. Das zweite neue, mit gut 10 Minuten längste Stück „Burg Hauenstein“ „klaut“ doch tatsächlich bei SUPERMAX‘ „Lovemachine“ die Grundmelodie und hat gerade dadurch eine herrlich hypnotische Wirkung, die uns alte Zeit- und Freigeister wieder in eine Erinnerungskultur versetzt, die wir als längst vergessen wähnten! Dass dann sogar noch FRIPPsche Loops - kurz Frippertronics - den Abschluss von „Burg Hauenstein“ bilden, macht die Sache sogar noch reizvoller. „Mare Vaporum“, der letzte der drei neuen Tracks, lässt dann der Space-Gitarre und tief wummernden Bässen freien Lauf. Ein dunkel-atmosphärisches Stück, das in einem Gruselfilm ideal dafür geeignet wäre, eine bedrohliche Spannung vor dem endgültigen Overkill aufzubauen.
Und damit auch der CD-Sammler voll auf seine Kosten kommt, gibt‘s zu den beiden CDs auch noch ein liebevoll gestaltetes Digi-Pack samt 16-seitigem Booklet mit wunderschönen orientalischen und Natur-Aufnahmen sowie einem raren Konzert-Foto.
Ethno-Herz, was willst du mehr?
FAZIT: Sonst sind Remixe und Outtakes meist Boni auf irgendwelchen Neuveröffentlichungen alt bekannter Meisterwerke. Bei ORNAH-MENTAL sind sie zurecht eine eigenständige Doppel-CD geworden, weil sie quali- und quantitativ in keiner Weise den Original-Alben nachstehen!
Großartige Idee, von großartigen Musikern verwirklicht!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1 - Remix (79:07):
- ZIKATO - Samba Manie (Kamacosmic Remix)
- SANKT OTTEN - Ornah-Mynth IV - Anbetung (Zwei Neue im Himmel-Mix)
- CHOIR - Heliopolis - Part 1 (Choirs Remix)
- REDUNDANT ROCKER - Abu-Chiffre (Centrozoon Mix)
- SCHL@G - Sternentor (Vakuum Mix)
- HARALD GROSSKOPF - Control Of The Whole (Tempel Mix)
- PAT MASTELOTTO - Uxmal Ritual (Apokalypto Rework)
- DUBDIVER - Elevando (Hochata Mix)
- EROGAT - Never Ever (Mellotron Mix)
- IN-OUT - Transglobal Traveller (Remix Work)
- DON SHIVA - Raga Offering (Bollywood Mix)
- DIRK SCHLÖMER - Come With Me (Dub O Rama Mix)
- FAUST - Cara-Wahn (Chaos Mix)
- SCHALTKREIS - Tagore (Remix)
- CD 2 - Outtake (70:44):
- New Track: Berlin By Bus (Dubnobuswithmyheadman)
- Sweet Surrender (Alternative Version Of Ornah-Mynth VIII, The Maya Incident)
- Who Can Care? (Heliopolis Outtake)
- Ornah-Mynth X - Tapestra (A To Z Outtake)
- Imaginary Dub (Heliopolis Outtake)
- Silver & Green (The Maya Incident Outtake)
- Beijing Duck Dub (Heliopolis Outtake)
- Ornah-Mynth XI - Loup Orientale (A To Z Outtake)
- New Track: Burg Hauenstein
- New Track: Mare Vaporum
- Ornah-Mynth XII - Moonwild (Heliopolis Outtake)
- Secret Myths (Take Time Out Outtake)
- The Rain Forest Sunset Dub (The Maya Incident Outtake)
- In C-Minor (Testimony Outtake)
- Bass - Dirk Schlömer
- Gesang - Dirk Schlömer
- Gitarre - Dirk Schlömer, Leander Reininghaus
- Keys - Dirk Schlömer
- Schlagzeug - Carsten Agthe, Georg Lohfink
- Excursions (2013) - 9/15 Punkten
- Remix & Outtake (2016)
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