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Tilt: Hinterland (Review)
Artist: | Tilt |
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Album: | Hinterland |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive und New Art Rock sowie viel Akustik und Elektronik |
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Label: | Eigenvertrieb / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 55:39 | |
Erschienen: | 30.06.2016 | |
Website: | [Link] |
Alle reden über FISH!
Doch kaum jemand verliert Worte über seine Begleitband.
Das wird sich nun umgehend ändern – denn jetzt treten mitten aus dem „Hinterland“ TILT auf den Plan!
Drei Musiker plus ausgezeichnetem Sänger. Das Bindeglied der Instrumentalisten heißt FISH, denn sie alle haben ihn bereits als Mitglied seiner Band begleitet. Doch wer jetzt denkt, hier käme ein Album, das nach FISH ohne singenden „Fish“ klingt, der liegt gehörig falsch. Dieses Album ist progressiv und gut, doch eben nicht FISH, auch wenn es sich locker mit dessen Werken messen kann, ohne dabei schlechter abzuschneiden. Nein, im Grunde ist „Hinterland“ besser als die meisten FISH-Solo-Alben, wozu auch der grandiose Sänger, der nicht die entfernteste stimmliche Ähnlichkeit mit Mr. Dick hat, beiträgt.
„Hinterland“ hat ein eindeutiges Konzept, auch wenn es sich nur aus dem Rahmen ergibt, den es am Anfang montiert und am Ende demontiert: „Assembly“ und „Disassembly“ ähneln sich nicht nur von der Länge (9 Minuten) her, sondern strahlen eine anfangs ruhige Atmosphäre aus, spielen mit Klang-Collagen und Electronics, um dann nach und nach das Tempo hochzuschrauben, bis sich eine impulsive Dynamik entwickelt und im Falle von „Assembly“ dann direkt zu dem knallharten zweiten Song „Hinterland“ übergeht.
In einem Interview spricht STEVE VANTSIS darüber, wie er eines Tages FISH gesteht, dass er noch nie richtig GENESIS‘ „Lamb Lies Down On Broadway“ in einem Zuge gehört hat. FISH reagierte mit versteinertem Gesicht, befahl Vantsis, bei ihm zu bleiben und das Album komplett mit ihm durchzuhören. Das hinterließ immense Wirkung, wie man sicher auch auf „Hinterland“ hören kann.
Mit dem scharf rockenden, aber zugleich melodiös poppenden (also wirklich nur aus rein musikalischer Sicht) „No Superman“ wird dem Hörer, wenn er bis zu diesem Zeitpunkt noch darüber nachgegrübelt hat, woran ihn die beeindruckende Stimme von PAUL DOURLEY erinnert, endlich klar, das die Lösung CHRIS CORNELL von SOUNDGARDEN bzw. AUDIOSLAVE heißt. Doch bei der folgenden Ballade „Growing Colder“ klingt Dourley schon wieder völlig anders, aber keinen Deut schlechter.
Spannend auch die Geschichte hinter „Bloodline“, in welcher Sänger PAUL DORLEY den Tod seines alkoholkranken Onkels thematisiert und über die Grauen, welche eine Alkoholsucht mit sich bringt, singt. Wohl gerade durch diesen sehr persönlichen Bezug wirkt der Song auch auf den Hörer extrem intensiv und fast bedrohlich, denn in ihm dreht es sich auch darum, wie unerträglich es ist, seine Sucht zu verheimlichen, weil man Tag für Tag funktionieren muss. Und dass sogar ARENA-Gitarrist JOHN MITCHELL ein ausgezeichnetes Solo auf „Bloodline“ beisteuert setzt dem Song noch ein zusätzliches Sahnehäubchen auf.
Doch während man noch glücklich in „Bloodline“-Erinnerungen schwelgt, erwartet uns auf „Disassembly“ sogar noch eine elektronische Spielerei, die viele sicher auch von ROBERT FRIPPs „Frippertronics“ her kennen. Dann wird‘s akustisch und ruhig, fast melodramatisch. Aber wer nun denkt, wir werden aus „Hinterland“ mit einer Ballade entlassen, der irrt. Denn von Minute zu Minute steigert sich der Sound auf dem Neunminüter und nimmt postrockige Züge an, bis er dann mit einer ungewöhnlich düsteren Klang-Collage ausklingt. Ach ja, wie war das mit der ersten „Lamb Lies Down On Broadway“-Begegnung? „Disassembly“ jedenfalls ist rein atmosphärisch das musikgeistige Kind dieses Erlebnisses. Und ganz nebenbei wird im Text auch noch Gott „demontiert“: „His presence a myth, his love a lie / Are we alone“
FAZIT: Es sind oft die schönsten Dinge, die im „Hinterland“ lauern. In diesem Falle trumpfen drei Begleitmusiker von FISH und ein grandioser Sänger als TILT mit einem progressiv verspielten, sehr abwechslungsreichen Rock-Album auf, das garantiert zu den positivsten Überraschungen des 2016er Musik-Jahres zählt!
PS: Und da mich STEVE VANTSIS darum bat, noch einmal darauf hinzuweisen, dass es am besten ist, das Album direkt über die Homepage der Band zu ordern, wird diesem Wunsch hier natürlich umgehend entsprochen! Aber auch bei dem besten Prog-Vertrieb in Deutschland - Just For Kicks - kann man das Album außerordentlich günstig erwerben!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Assembly
- Hinterland
- Against The Rain
- No Superman
- Growing Colder
- Strontium Burning
- Bloodline
- Disassembly
- Bass - Steve Vantsis
- Gesang - Paul Dourley
- Gitarre - Steve Vantsis, Paul Humphreys, Robin Boult, John Mitchell
- Keys - Steve Vantsis, Paul Humphreys, John Beck, Irvin Duguid
- Schlagzeug - Dave Stewart
- Million Dollar Wound (EP) (2009)
- Hinterland (2016) - 13/15 Punkten
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keine Interviews