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Tiny Fingers: The Fall (Review)

Artist:

Tiny Fingers

Tiny Fingers: The Fall
Album:

The Fall

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Post Rock

Label: Pelagic Records / Cargo
Spieldauer: 46:46
Erschienen: 20.05.2016
Website: [Link]

Mein lieber Mann, was ist denn das für ein grandioser Post-Rock, in dem sich irre Schlagrhythmen mit duellierenden Gitarren und Synthies vermischen, um einen brutalen Mix aus Electronics und Psychedelic hervorzubringen?

MOGWAI lässt an allen Ecken und TORTOISE an allen Enden grüßen und das wird garantiert alle Freunde von MOGWAI und TORTOISE begeistern, wenn sie die Musik dieser israelischen Band TINY FINGERS hören, die bisher in Europa sträflich vernachlässigt wurde. Hoffentlich hängt das nicht mit dem Glauben oder der Angst vorm Terror zusammen, denn die TINY FINGERS terrorisieren höchstens den radiotauglichen Einheitsbrei, der einem von Radiostationen serviert wird, wenn man verzweifelt nach einem Sender sucht, der endlich mal nicht solche ohrwurmige Matsche-Pampe als musikalisches Genussmittel verbreitet bis man Ohren-Krebs bekommt. Egal also, ob sich das israelische Quartett nun KLEINE FINGER nennt oder nicht - sie machen jedenfalls ganz große Instrumentalmusik!
Und um noch einen draufzusetzen, wäre es wohl nicht verwunderlich, wenn bei vielen RADIOHEAD-Freunden während des Hörens von „The Fall“ deutliche Erinnerungen an „Kid A“ und „Amnesiac“ geweckt werden würden.

Post Rock trifft auf Electronics und vermischt dies zu einem psychedelischen Cocktail, aus dem manchmal ein paar metallische Bläschen blubbern, die aber auch ganz schnell im finsteren Morast doomigen Grusel-Klangs versinken können. Fast verstörende Musik, die sich bedrohlich aufbaut und als postrockige Monstrosität endet, vernehmen wir, was gleich beim Opener des Albums The Fall“, von dem es zugleich ein bedrückendes Video gibt, zum Ausdruck kommt. Doch auch akustisch und ziemlich zerbrechlich können die TINY FINGERS klingen, wenn sie auf „Drops“ traurige Klanglandschaften entstehen lassen, die fast zärtlich Balladeskes verbreiten, so als würden wir schwebend durch eine Unterwasserwelt tauchen. Bereits das Booklet vermittelt sehr intensiv diesen Eindruck. Da wundert‘s dann auch nicht, dass sich die Jungs aus Tel Aviv bei ihrer anstehenden Europa-Tour mit LONG DISTANCE CALLING vereinen. Eine ideale Verbindung! So heißt es auch im Eclipsed-Magazin zu deren ersten gemeinsamen Auftritt: „Die TINY FINGERS grooven sich in Trance. In ihrer Heimat sind die vier Israelis längst kein Geheimtipp mehr, denn ihr avantgardistischer Mix aus Krautrock, Wave und Techno entfaltet vor allem auf der Bühne einen fetten Sog.“

The Fall“ ist das bereits 5. Album der TINY FINGERS, das die Band während eines Jahres komponierte und aufnahm, während sie intensiv durch die ganze Welt tourten. Das gesamte Album erscheint einem wie ein großes Rätsel, denn in dem schönen, mystischen Digi-Pack befindet sich ein 16seitiges Booklet mit Texten zu jedem Stück von „The Fall“. Schieben wir allerdings die CD in unseren Player und genießen den ersten Hördurchgang, dann stellen wir verwundert fest, dass „The Fall“ komplett instrumental ist und nicht ein einziges Wort darauf gesungen wird. Die Booklet-Texte selber haben aber eine immense Tiefe und wirken recht bedrückend, wie beispielsweise „Eyes Of Gold“, in dem es folgendes zu lesen, aber nicht zu hören gibt: „Take me out of this hell / Fool me not I can tell / Pull me out of this spell / I don‘t belong in this hell.“

Das aktuelle TINY FINGER-Album ist also ein sehr persönliches geworden, so wenig man dies auch unmittelbar hören, dafür aber intensiv lesen kann. Gitarrist OREN BEN DAVID kommentiert dies folgendermaßen: „Das Album ist ein einziges Rätsel und jeder Titel darauf ein wahres Kapitel über Ängste und Hoffnungen oder schicksalhafte Verwirrung. ‚The Fall‘ dreht sich um das Leid und die Finsternis, aber auch um alle Schönheit und Intelligenz, die in jedem Menschen, der ganzen Welt und zu jeder Zeit zu entdecken ist.“

Bleibt zu hoffen, dass nach ihrer Konzert-Tournee die TINY FINGERS auch in Europa ein gewichtiges Wort im Post Rock mitzusprechen haben! „The Fall“ jedenfalls ist dafür ein gelungener Ansatz!

FAZIT: Wer‘s noch nicht wusste, der weiß es jetzt. Aus Israel kommt eine Band, die mit ihrem Post-Rock auf „The Fall“ für eine musikalische Völkerverständigung all derjenigen sorgt, die zwischen LONG DISTANCE CALLING bis zu THE MARS VOLTA nach neuen postrockenden Entdeckungen suchen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2753x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • The Fall
  • Eyes Of Gold
  • Traveller Soul
  • Deuteronomy
  • Drops
  • The Other
  • 9 Of Swords
  • Dispatcher
  • Music For The Sun

Besetzung:

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