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Europe: Walk The Earth (Review)

Artist:

Europe

Europe: Walk The Earth
Album:

Walk The Earth

Medium: CD/Download
Stil:

Hardrock

Label: Hell & Back / Silver Lining
Spieldauer: 55:26
Erschienen: 20.10.2017
Website: [Link]

Nur wenige Acts wurden und werden so krass verkannt und auf einen unsäglichen Hit ('The Final Countdown', welchen sonst?) reduziert wie EUROPE, denn was das Hardrock-Flaggschiff über die Jahre hinweg ungerührt von seinem riesigen Welterfolg geleistet hat, scheint abgesehen von wirklichen Musikliebhabern (statt Bierzelt-Besuchern, die den Gassenhauer nicht oft genug grölen können) niemand so richtig zur Kenntnis zu nehmen. Sicher, die Millionenseller brauchen gewiss nicht mehr auf ihre Brieftaschen zu schauen oder sich darüber zu ärgern, dass man sie womöglich als Künstler verkennt, doch andererseits …

Ja, andererseits legte schon “War Of Kings” 2015 entschieden Zeugnis vom Willen der Gruppe ab, nicht auf der Stelle zu treten, und wenn man ihr Schaffen vorbehaltlos betrachtet, darf man durchaus zu dem Schluss gelangen, dass sie ihre stärkste Schaffensphase gerade jetzt durchlebt. Als müssten die Musiker mit einem für traditionellen Melodic Rock sehr unkonventionellen Artwork darauf hinweisen, zeigen sie sich mit "Walk The Earth" nicht nur absolut zeitgemäß und zukunftsträchtig zugleich, sondern drittens von einer finster nachdenklichen Seite.

Schon das Titelstück, eine stimmige Vorab-Single, macht Alteingesessene, die einen Haufen gefälliger Hymnen erwarten, mit der Stirn runzeln. Es handelt sich um ein eher wehmütiges Lied, trotzig letztlich mit einem Siegesverprechen im Text und Mellotron, das auch eine tragende Säule der bombastischen Ballade 'Pictures' (neben einem Klavier) darstellt. Statt diese zu kontrastieren, ergänzen selbst eher klassisch melodische Antreiber wie 'Election Day' oder 'GTO', ein veritabler Nachfolger zu DEEP PURPLEs 'Speed King', solche ruhigen Momente mit Hammondorgel.

Einen wirklichen Gegensatz markiert indes das nachgerade brutale, auf jeden Fall aber unheilvolle Instrumental 'Haze', ehe EUROPE mit dem flotten Arschtreter 'Whenever You're Ready' noch einmal alle Energiereserven des mitgerissenen Hörers beanspruchen. Der Track erinnert wiederum an die vom Bluerock entkoppelten Werke von Glenn Hughes. Ohnehin legt Sänger Joey Tempest auf diesem Album einige seiner stärksten Performances überhaupt ab.

Im düsteren 'Siege' zeigt er sich vor dem Hintergrund orchestraler Keyboard-Arrangements kämpferisch oder gar verbittert, wobei man den langjährigen Organisten der Band, Mic Michaeli, kaum hoch genug schätzen schätzen kann. Gerade sein Verdienst ist die eindringliche Stimmung, die auf "Walk The Earth" vorherrscht. Sie rührt nicht zuletzt daher, dass sich EUROPE nicht vor für die Weltgesellschaft tagesaktuellen und brisanten Themen scheuen, vor allem in 'Kingdom United' und 'Election Day'.

Dass sich die Schweden Anfang der 1990er wiedervereinigten, war eines der erfreulichsten Fügungen für die Rockszene; den Beweis dafür treten sie unter völlig verblendeten Hörern spätestens jetzt an. Die 2016er “The Final Countdown Anniversary Shows” führten insofern in die Irre, als EUROPE kein Interesse daran hatten oder haben, sich in schaler Nostalgie zu suhlen. Klar kann man mit so etwas Geld verdienen, aber in kreativer Hinsicht steht die Band aktuell ganz woanders - mit beiden Beinen in der Gegenwart und auf diesem Planeten, wie auch der Titel ihres neuen Knalleralbums beweist.

FAZIT: Mit unschlagbar denkwürdigen Riffs von Fabel-Gitarrist John Norum versehen ist "Walk The Earth" eines der, vielleicht nicht sogar das Referenzwerk schlechthin in EUROPEs Diskografie. Ein absolut massentaugliches und dennoch in jeder Hinsicht anspruchsvolles Album traut man wenigen Acts und nicht einmal dieser Legende zu, doch hier ist sie - die voraussichtliche Hardrock-Scheibe des Jahres 2017.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4832x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Walk The Earth
  • The Siege
  • Kingdom United
  • Pictures
  • Election Day
  • Wolves
  • GTO
  • Haze
  • Whenever You're Ready
  • Turn To Dust

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
evilknievel
gepostet am: 26.10.2017

User-Wertung:
12 Punkte

Seit John Norum wieder zurück ist, hat die Band qualitativ sehr dazugewonnen. Musikalisch hingegen ist man hingegen durchaus Retro in die 70er gegangen.
Fettes Georgel und das echte Mellotron sorgen seitdem dafür, daß die Ursprungseinflüsse von Rainbow oder auch Michael Schenker wieder deutlich mehr zum tragen kommen.
Da auf War of Kings die besseren Hooklines zu finden sind, würde ich hier einen Punkt weniger geben.
Außerdem befindet sich auf War Of Kings mit Light me up das beste nicht von Michel Schenker gespielte 1A Schenker Solo. :)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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