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Heir: Au Peuple de l'Abîme (Review)
Artist: | Heir |
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Album: | Au Peuple de l'Abîme |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Black Metal |
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Label: | Les Acteurs De L'Ombre | |
Spieldauer: | 39:37 | |
Erschienen: | 03.11.2017 | |
Website: | [Link] |
Dieses Quintett aus den Pyrenäen zeigt sich auf seinem Einstand ausgesprochen zitierwütig … aber nicht innerhalb seiner Kunstform Musik. HEIR spielen relativ herkömmlichen europäischen Black Metal, wie ihn zig andere Gruppen in jüngeren Jahren kultiviert haben, versuchen aber spürbar, dem Stil neue Seiten abzugewinnen, was gleichwohl ohne Treuebrüche geschieht.
Bei fünf Tracks in 40 Minuten steht anzunehmen, dass die Musik nichts weniger als episch ausgerichtet ist.
Nach einer EP und einer Split-Single mit zwei gleichgesinnten Bands (IN CAUDA VENENUM aus Lyon und SPECTRALE, einem Projekt von Jeff Grimal von THE GREAT OLD ONES) stellen HEIR auf ihrem ersten Album eine Form von modernem Black Metal vor, die man als ziemlich typisch für ihre Plattenfirma bewerten kann.
Den Titel hat die Band Jack Londons 1903 erschienenem Tatsachenbericht "the People Of The Abyss (auf Deutsch: "Menschen der Tiefe", auch "Volk am Abgrund") aus der Londoner Unterwelt entlehnt, in die sich der amerikanische Autor verstrickte. Heraus kam eines der ersten Werke des Investigativjournalismus überhaupt, doch einen ausgewiesenen Forschdrang legen HEIR selbst nicht an den Tag; das phasenweise atonal walzende 'Au Siècle des Siècles' etwa steht vielmehr exemplarisch für mittlerweile traditionell gewordenen Black Metal französischer Provenienz.
Für das zunächst fragile, sich langsam steigernde 'L’Heure D’Helios' gilt Ähnliches, aber unter all der Schroffheit entblättern sich regelrecht schöne Momente, insbesondere während des kurioserweise (hintersinnig?) mit einem Zitat aus einem Interview mit Hannah Arendt versehene 'Meltem'. In dem Gespräch,das der Journalist Günter Gaus 1964 mit der poltischen Schriftstellerin führte, ging es um ihr umstrittenes Buch "Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen", derweil HEIR auch am Text des Songs gemessen keinen offensichtlichen Bezug zu diesem Themenkreis herstellen.
Zum Ende der Platte hin sind kompositorische Schwächen bzw. sich einstellende Ideenlosigkeit offensichtlich. HEIR rasen letztlich ein wenig zu unkonkret durch die Szene. Das ändert nichts daran, dass man bis zu 'Cendres' viel Spannendes zum Liebgewinnen gehört hat.
FAZIT: Ein Paradebeispiel für französischen Black Metal gegen Ende des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts - HEIR spielen ihren abstrakt melodischen, relativ komplexen Schuh herunter, ohne allzu frisch oder abgeschmackt zu klingen. Dennoch oder gerade deswegen sollten sich Szenekenner mit "Au Peuple de l'Abîme" und vor allem den kulturellen Hintergründen beschäftigen, die der Scheibe zugrunde liegen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Au Siècle des Siècles
- L’Heure D’Helios
- Meltem
- L’Âme des Foules
- Cendres
- Au Peuple de l'Abîme (2017) - 10/15 Punkten
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