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Lion Shepherd: Heat (Review)
Artist: | Lion Shepherd |
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Album: | Heat |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Rock, Folk, Prog und orientalische Weltmusik |
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Label: | MJM Music | |
Spieldauer: | 47:49 | |
Erschienen: | 28.07.2017 | |
Website: | [Link] |
Wer sich dafür entscheidet, die CD dieser polnischen Musik- und Tierliebhaber (Oder warum benennen sie sich nach einer Schäferhund-Rasse?) zu bestellen, den erwartet erst einmal eine faustdicke Überraschung, wenn sie bei ihm eintrudelt, denn dieses geprägte, in alle vier Richtungen zu einem Plus ausklappbare Digipak, an dessen oberem Flügel ein 24seitiges Booklet mit allen Texten und einigen Bildern eingeklebt wurde, ist nicht nur bewundernswert, sondern verlangt dem Betrachter jede Menge Hochachtung und zugleich viel Neugier ab. Ein idealer Start bzw. ein hervorragend gelungenes Vorspiel, um sich auf die Musik hinter „Heat“ von LION SHEPHERD einzulassen .
Wer sich zudem noch die Zeit nimmt, vorm ersten Hördurchgang das Booklet genauer zu betrachten, die zeitkritisch (und besonders friedliebenden) Texte darin zu lesen, sich verwundert über die Landkarte, in deren Mittelpunkt Syrien steht, Gedanken zu machen und am Ende des Booklets die Widmung: „We dedicate this record to PIOTRE GRUDZINSKI“, zu entdecken, der weiß zumindest als Liebhaber des polnischen Progs, in welche Richtung sich wohl auch die Musik auf „Heat“ bewegen wird. Grudzinski war immerhin der ehemalige, ganz plötzlich an einem Herzstillstand verstorbene Gitarrist von RIVERSIDE. Und genau mit dieser Band waren auch LION SHEPHERD bereits gemeinsam auf Tour, was spätestens, wenn man ihren 2015er Live-Auftritt in Tilburg kennt, sicher niemanden mehr verwundern wird.
Glaubt man nun, alle Geheimnisse hinter dem tiefschwarzen Digipak entdeckt zu haben, so bliebe einem das bestgehütete, welches sich auf dem vermeintlich nur schwarz erscheinenden Flügel, auf dem das Booklet aufgeklebt wurde, verborgen. Denn jeder Blinde würde dieses Geheimnis wahrscheinlich als erstes entdecken, wir Sehenden in unserer hektischen, aber kaum noch suchenden Art es wohl größtenteils übersehen. Ein auf den Karton geprägter, englischer Satz, den man eher ertasten als entziffern kann. Das kostet Mühe – aber auch die lohnt sich: „Choose your side as soon there will be no return in our world, it will be only white and black.“ (Wähle zur rechten Zeit deine Seite in unserer Welt, bevor es am Ende nur noch ein Weiß und Schwarz gibt.) - ein Satz, der uns dann im Titelsong des Konzept-Albums, in dem es darum geht seinen friedlichen, widerständigen Weg in kriegerischen, profitorientierten Zeiten zu finden, wiederbegegnet.
Spätestens jetzt sollte man sich unbedingt auch auf weitere Suche – allerdings nicht mehr hinter dem Digipak, sondern im weltweiten Netz der verführerischen Online-Spinne begeben, die uns viel zu oft gefangen nimmt und ihre ausschnüffelnden Fühler nach uns ausstreckt. Hier entdecken wir dann eins der ungelogen wunderschönsten, sehr liebevoll gestalteten und am Ende mit einer erschütternden Symbolkraft gestalteten Videos zu dem Song „Dream On“: „Shift the currents, go upstream / be yourself at any price / change reality you are the one / follow your dreams whatever it takes.“
Genauso ansprechend wie dieses „Dream On“-Video, welches eins der bewegendsten Videos ist, das ich als langjähriger Kritiker je gesehen habe, verhält es sich auch mit der Musik hinter der aufwändigen Verpackung und ihrer audio-visuellen Umsetzung.
Selbst wenn man auf dem Album nicht die ganz großen Melodien entdeckt, so gibt es jede Menge Besonderheiten zu erforschen, von denen die stärkste in den vielen orientalischen Einflüssen liegt.
Deutlich erkennbar ist auch die Nähe zu ihren polnischen Landsleuten RIVERSIDE – allerdings ohne deren härter rockenden Momente. Weiterhin kommen einem besonders THE TEA PARTY oder MIDNIGHT OIL bei dieser gelungenen musikalischen Synthese aus Rock, Folk und Prog sowie orientalischer Weltmusik immer wieder in den Sinn und auf dem Titelstück kombinieren LION SHEPHERD sogar ansatzweise GENESIS zu „We Can‘t Dance“-Zeiten, die erst mit akustischer Weltmusik und dann dynamischen Folk eingeleitet werden.
Weltmusikalische Akustik ist zugleich der Musik-Klebstoff, der alle Stücke auf „Heat“ zusammenhält, wobei neben vielen akustischen Gitarren zugleich jede Menge Percussion, eine arabische Oud (Kurzhalslaute aus dem Vorderen Orient) und eine irische Bouzouki erklingen.
FAZIT: Der polnischen Band LION SHEPHERD gelingt auf ihrem aktuellen Album „Heat“ die gelungene Fusion aus Prog, orientalischer Weltmusik, Folk, Alternative Rock und einem nachdenklichen Textkonzept, das nicht nur musikalisch ein echtes Erlebnis ist, sondern auch von der faszinierenden, kunstvollen Gestaltung des Digipaks her. Noch dazu gibt es von dem Song „Dream On“ ein Video, das ganz große, verdammt nachdenklich machende Kunst ist!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- On The Road Again
- Heat
- Code of Life
- When The Curtain Falls
- Dream On
- Fail
- Storm Is Coming
- Dazed By Glory
- Farewell
- Swamp Song
- Bass - Lukasz Adamczyk
- Gesang - Kamil Haidar, Kasia Roscinska
- Gitarre - Mateusz Owczarek
- Keys - Wojtek Olszak
- Schlagzeug - Slawek Berny
- Sonstige - Mateusz Owczarek (Oud, Bouzouki)
- Heat (2017) - 12/15 Punkten
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