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Orchestre National de Jazz: Europa Oslo (Review)
Artist: | Orchestre National de Jazz |
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Album: | Europa Oslo |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Jazz |
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Label: | OnJazz | |
Spieldauer: | 65:34 | |
Erschienen: | 05.05.2017 | |
Website: | [Link] |
Intendant und Sologitarrist Olivier Benoit ist ein Klangforscher, wie er im Buche steht. Der Franzose sieht nicht ein, sich mit konventionellen (Jazz-)Musikmustern zufrieden zu geben, sondern strebt fortwährend nach neuen Sounds und Combo-Konstellationen, sei es in überschauberer Mitgliederzahl oder gleich in Gestalt ganzer Big Bands. Er würde aber nicht gegenwartsmusikalisch relevant bleiben, hätte die aus solchen Projekten erwachsene Musik nicht auch über ihren experimentellen Ansatz hinaus Bestand.
In dieser Hinsicht ist man beim Hören von "Europa Oslo" gespaltener Meinung. Die Formation reicht einerseits im positiven Sinn allgemeingültige Kompositionen ein - teilweise mit anheimelndem Gesang -, andererseits wird es gerade in den längeren Tracks ziemlich avantgardistisch, insbesondere während des narrativen 'Ear Against The Wall' mit seinen klagenden Bläsern vor klanglich rohem und Beat-technisch artifiziell wirkendem Hintergrund. Das ebenfalls über elf Minuten lange 'Intimacy' ist sogar über weite Strecken rein materialhafte Musik, also bar vordergründig fassbarer rhythmischer oder melodischer Strukturen.
Was dies angeht, gelingt den Machern aber ein fulminanter Crossover, der in seiner Gesamtheit wie aus einem Guss klingt. "Europa Oslo" (laufen alle inspirativen Linien in der norwegischen Hauptstadt als einer mutmaßlichen Jazz-Hochburg der Neuzeit zusammen) wird von einer Spannungskurve durchzogen, die ergreift, wie es Musik generell tun sollte, aber nicht wie ein typisches Jazzalbum. Das, was man hier hört, ist heavy nach dem Verständnis von Rock und zugleich elegant wie ein artiges Quartett bei einem loungigen Empfang mit Champagner und Häppchen.
Wer diesen Aberwitz nicht glaubt, sollte, ja muss das rhythmisch verflixt modern anmutende 'Sense That You Breathe'
mit kesser Stimme im Vordergrund hören. Bisheriger Höhepunkt dieses Schreibers im qualitativ ohnehin sehr starken Jazz des Jahres 2017!
FAZIT: Olivier Benoit nutzt seine vierjährige Zeit als Vorsteher de ORCHESTRE NATIONAL DE JAZZ (ONJ) optimal, um die elfte Besetzung dieser musikalischen Institituion unseres Nachbarlandes über Genre-Grenzen zu geleiten und eine aufwühlende Vision zu verwirklichen, die der hohen Riege des französischen Jazz, die sich in diesem Ensemble tummelt, zu langzeitlicher Ehre gereichen sollte. Muss man gehört haben, echt!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ostracism
- Sense That You Breathe
- Ear Against The Wall
- Intimacy
- A Sculpture Out Of Tune
- An Immoveable Feast
- Det Har Ingenting A Gjore
- Glossary
- Pleasures Unknown (Bonustrack)
- Europa Oslo (2017) - 13/15 Punkten
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