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Delusion Squared: Anthropocene (Review)
Artist: | Delusion Squared |
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Album: | Anthropocene |
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Medium: | CD | |
Stil: | Neo-Progressive Rock |
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Label: | Eigenpressung/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 65:17 | |
Erschienen: | 20.04.2018 | |
Website: | [Link] |
Auf ihrem vierten Album machen DELUSION SQUARED ernst. Die französische Band, nach dem Ausstieg Lorraine Youngs faktisches Duo, hat die destruktive Seite der Menschheit im Focus. Hungersnöte, Umweltzerstörung und -katastrophen, Klimawandel, Krieg, Fluchtbewegungen, radikale Abschottung der Besserverdienenden, Machtmissbrauch in jeder Hinsicht – es wird kein freundliches und optimistisches Bild gezeichnet. Lediglich eine unbestimmte Hoffnung erscheint am Horizont („The Promised Land“), am Ende hilft aber nur ein instrumentales Gebet („Prayer“- klavierlastig, stimmungsvoll, gut).
Das Album beginnt – und wird immer mal wieder unterbrochen – mit Satzfetzen aus Funk und Fernsehen. Eine beliebte Methode um auf Aktualität und Dringlichkeit des konzeptuellen Inhalts hinzuweisen. Die Musik dazu verblüfft. Denn keine wütenden Attacken werden gefahren, kein vertrackter musikalischer Spießrutenlauf mitten hinein ins Gekröse. Stattdessen singt Steven Francis mit freundlicher, verträumter Stimme von all dem Unbill der Mutter Erde widerfährt.
Umspielt wird er von elegantem Neoprog, fließenden Keyboards, zurückhaltender Rhythmusbegleitung und nur selten schärfer angeschlagenen Gitarren („Walls and Protection“, „Original Sin“). „Necessary Evil“ erinnert in der ersten Hälfte gar an (bessere) Chris DeBurgh-Stücke, immer wenn gekonnt Satzgesang eingesetzt wird, linst Mike Batt, der Meister des Wohlklangs, um die Ecke. Die angenehm luftige Produktion sorgt für Behagen, der Flöten-Einstieg in „To This Day“ ist ein Fall fürs Kaffeekränzchen. Manchmal plätschert es arg höhepunktlos vor sich hin, doch meist gerät das gefühlvolle Schwelgen in dunklen Zeiten äußerst schmackhaft.
Und steht natürlich komplett konträr zu den pessimistischen Texten. Vielleicht eine wahre und sinngemäße Form von globaler Gesellschaftskritik: Die herrschenden Zustände widerzuspiegeln, in denen man von überall her sanft eingelullt wird, während im Hintergrund die Apokalypse heraufzieht.
FAZIT: „Anthropecene“ bietet süß säuselnden Neoprog, der über weite Strecken hörenswert aufbereitet ist. Der Klang ist sauber, die handwerkliche Umsetzung ebenso, ein paar einduselnde Stellen übersteht man problemlos. Zudem zeugt es von einiger Chuzpe, derart harmlose, freundliche Musik zu äußerst finsteren, zivilisationskritischen Texten zu kredenzen. Unverständige Mithörer mögen das bekritteln, wir befinden diese Methode als einen hintersinnigen Akt subversiver Indoktrination. Macht selbst was draus.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Devolution
- An Ominous Way Down
- Necessary Evil
- Walls and Protection
- To this Day
- Under Control
- Heirs of Time
- The Promised Land
- Original Sin
- The Great Leap
- Prayer
- Bass - Emmanuel de Saint Méen
- Gesang - Steven Francis, Emmanuel de Saint Méen, Emilie De Neef, Robert McClung
- Gitarre - Steven Francis
- Keys - Emmanuel de Saint Méen
- Schlagzeug - Steven Francis
- Sonstige - Emilie De Neef (flute)
- Delusion Squared (2010) - 11/15 Punkten
- II (2012) - 8/15 Punkten
- The Final Delusion (2014) - 11/15 Punkten
- Anthropocene (2018) - 10/15 Punkten
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