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Herren: Neue Deutsche Herrlichkeit (Review)
Artist: | Herren |
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Album: | Neue Deutsche Herrlichkeit |
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Medium: | CD | |
Stil: | Neue Deutsche Härte und RAMMSTEIN-Rock auf NDW-Suche mit HUBERT KAH als deren Urgestein |
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Label: | Laute Helden/SPV | |
Spieldauer: | 43:58 | |
Erschienen: | 17.11.2017 | |
Website: | [Link] |
Sind die HERREN tatsächlich auf dem Neue-Deutsche-Welle-Trip?
Es kann Entwarnung gegeben werden!
Sie sind‘s natürlich nicht, auch wenn sie sich diesmal ein wenig davon beeinflussen lassen, bleibt ihre Musik auf „Neue Deutsche Herrlichkeit“ auch weiterhin eine Mischung aus RAMMSTEIN-Rhythmen und etwas Gothic mit makabren Texten – die Dessauer Band bleibt der Neuen Deutschen Härte, in der sich auch ein ehemaliger NDW-Star, (Joachim) WITT momentan ausgiebig suhlt, treu.
Genau das eben, wovon die HERREN von ihren Fans so heiß und innig geliebt werden.
Mögen muss man diese Form der selbstverliebten Herrlichkeit aber nicht – und noch weniger muss man den neuen HERREN-Sänger, wegen dem sie wohl besonders ihre NDW-Keule rausholen, lieben: HUBERT KAH, der nachdem „der Mond die Sonne berührt“, am „Sternenhimmel“ seinen „Engel 07“ mit Namen „Rosemarie“ suchte. Doch dass ist schon gut 35 Jahre her – und sein Gesang in der HERREN-Gegenwart ist ein gänzlich anderer – ziemlich gewöhnungsbedüftiger.
Vergessen wir also die Vergangenheit.
HERREN – das ist eine musikalische Mischung aus Testosteron-gesteuerter Stakkato-Riff-Männlichkeit, die sich in Musik- und Text-Ideen manchmal schamlos bei RAMMSTEIN bedient und mitunter jegliche Grenzen des guten Geschmacks überschreitet und selbst am Ende solche textliche Peinlichkeit wie: „Ich möchte einmal nach Amerika / In einem rosa Luftballon“ nicht auslässt oder sich auf „Liebessachen“ in sexueller Trucker-Traum-Mentalität verliert: „Auf der Autobahn zurück / 30 Tonnen pures Glück / 30 Tonnen Superfrauen / Oder war das nur ein Traum???“
Dazu verleiht HUBERT KAH den Songs eine auf düster getrimmte, gepresst wirkende, gut gewollte und schlecht gemachte Till-Lindemann-Attitüde, die mitunter lächerlich wirkt und endgültig zeigt, dass die NDW-Zeiten für ihn – auch aus stimmlicher Sicht – längst vorbei sind: „Rufe Engel 07 / hörte ich aus der Ferne / Die Zentrale der Sterne.“
Aus HERREN-Sicht klingt das nunmehr rau-rotzig und bewegt sich vom Himmel in die Hölle: „Ich bin verliebt in den Teufel“, oder: „Du bist so kalt, Eisengel.“
Dazu inszenieren sich die HERREN entsprechend im und auf dem Booklet-Cover als Tote im Leichenschauhaus, neben denen Sexy-Krankenschwestern posieren.
Aber hallo, das ist doch spätestens in diesem Sinne ein Fall für den Pathologen … und die sehen gewöhnlich gar nicht so sexy aus mit ihrer Knochensäge. Das muss man aber bei den HERREN nicht so ernst nehmen, denn hier werden eben alle RAMNMSTEIN-Klischees ausgiebig und wollüstig ausgeschöpft.
Nur über eins sollten die HERREN am Ende dann doch noch einmal nachdenken: Ob HUBERT KAH, nach dem sehr guten Vorgänger Christian, wirklich der richtige Sänger für sie ist oder sie ihn lieber auf ihrer höllischen Musik-Mission wieder auf seine ewige Suche nach dem Sternenhimmel ins vokale Off schicken. Er kann dazu ja den rosa Luftballon verwenden: „In einem rosa Luftballon, so richtig groß und schwerelos“.
FAZIT: Wenn die RAMMSTEIN-Musik-Fraktion namens HERREN plötzlich mit dem NEUE DEUTSCHE WELLE-Ex-Star HUBERT KAH gemeinsame Sache macht, dann kommt ein Album wie „Neue Deutsche Herrlichkeit“ dabei heraus, das zwischen Zynismus und Größenwahn, Ekel und Ironie, purem Klau und Eigenartigem, brachialer Härte und melodiösen Tanz-Rhythmen viel zu bieten hat. Das Einzige, was wirklich fehlt, ist die gute, eigenständige Qualität und Texte, die mitunter mehr zu bieten haben, als Provokation und schlechten Geschmack: „Ich wärme dich mit meinem Samen / Und flüstre zärtlich deinen Namen.“ Wer‘s braucht – bitte sehr: Hier kommt die „Neue Deutsche Herrlichkeit“ der HERREN mit (leider) HUBERT KAH hinterm Mikro.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Mein
- Liebessachen
- Nordwärts
- Seelenräuber
- Komm zu mir
- Eisengel
- Verliebt in den Teufel
- Brennst du?
- Küss mich
- Herzton
- Einmal nach Amerika
- Bass - Thilo von Herren
- Gesang - Hubert von Herren
- Gitarre - Henry von Herren, Thilo von Herren
- Keys - Henry von Herren, Thilo von Herren, Steffen von Herren
- Schlagzeug - Henry von Herren, Marco von Herren
- Neue Deutsche Herrlichkeit (2017) - 6/15 Punkten
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