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Julian Siegel Quartet: Vista (Review)
Artist: | Julian Siegel Quartet |
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Album: | Vista |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Jazz |
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Label: | Whirlwind | |
Spieldauer: | 53:25 | |
Erschienen: | 27.04.2018 | |
Website: | [Link] |
Der gefragte Session-Saxofonist Julian Siegel aus Großbritannien hat es in seiner kurzen Künstlervita schon recht weit gebracht. Als Dozent an der Londoner Royal Academy of Music findet er Zeit, ein eigenes Quartett auf Bühnen und in Studios zu leiten, womit er sich um diverse Auszeichnungen verdient machte (etwa für "Urban Theme Park", den Vorgänger des vorliegenden Albums) und "nebenbei" das Holz bei Partisans bläst. Durch dieses Projekt dürfte er auch zu Whirlwind Recordings gelangt sein, denn dessen Langspieler "Swamp" erschien dort vor einigen Jahren.
"Vista" bietet ganz klassischen Combo-Jazz, bei dem der Alt- und Sopransaxofonist unleugbar alle Fäden zieht. Seine eigenwillige Musiksprache prägt das Album; Siegel versteht so gut wie wenige, fließende Melodielinien über kantige Rhythmen zu legen, ohne zu befremden. Das in dieser Hinsicht fürs gesamte Album repräsentative "The Opener" und das nicht minder nervöse, aber stets kontrolliert wirkende 'Pastorale' verdeutlichen den generellen Modus des Vierers am anschaulichsten, aber ihn darauf beschränken zu wollen, wäre vermessen.
Mit 'Un Poco Loco' wird Bud Powell Tribut gezollt und dem eigenen Geltungsdrang (Stichwort Virtuosität) Genüge getan, was sich später im leichtfüßigen 'Idea' fortsetzt, wozu Siegel sogar zur Bassklarinette greift, um eine zusätzliche Klangfarbe aufzustreichen. Das Quartett nimmt sich aber auch freimütig Latin-Jazz-Anklänge heraus ('I Want To Go To Brazil'), die vage an Miles Davis' "Sketches Of Spain" oder Stan Getz denken lassen. 'Song' hingegen ist seinem Titel gemäß die liedhafteste Komposition auf "Vista", eine Ballade mit (ausnahmsweise) Fokus auf Liam Nobles gefühlvolles Klavierspiel, das von einem fülligen Kontrabass unterfüttert wird.
Die Gruppe ist nach mehreren gemeinsamen Jahren trefflich aufeinander eingespielt, sonst wäre die hier gezeigte Geschlossenheit im Rahmen eines derart breiten Stilspektrums auch kaum zu gewährleisten. Darum braucht "Vista" auch kein in irgendeiner Weise neuerndes Werk zu sein; die hohe Instrumentalkultur und der Einfallsreichtum der Schöpfer genügt im traditionellen Rahmen vollkommen.
FAZIT: Fantasievoll, geerdet und teilweise unerhört eingängig trotz zahlreicher Kanten ist "Vista" ausgefallen, ein Stück Quartettjazz mit vertrautem Sound und Gestus, das dennoch immer wieder überrascht. Gewinnbringend umgesetzte Erfahrung zahlt sich gegenüber verkrampfter Avantgarde eben doch meistens aus.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Opener
- I Want To Go To Brazil
- Song
- Pastorale
- Un Poco Loco
- Billion Years
- Vista
- Full Circle
- The Goose
- Idea
- The Claw
- Vista (2018) - 13/15 Punkten
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