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Konstantin Wecker: Sage Nein! (Review)

Artist:

Konstantin Wecker

Konstantin Wecker: Sage Nein!
Album:

Sage Nein!

Medium: CD
Stil:

Deutsche linksanarchistische sowie antifaschistische Liedersammlung

Label: Sturm & Klang Musikverlag/ALIVE
Spieldauer: 71:51
Erschienen: 16.11.2018
Website: [Link]

Er hat es wieder getan – natürlich mit guter, anarchistischer Absicht – dieser KONSTANTIN WECKER, der auch im immer höheren Alter es nicht sein lassen kann, sich einzumischen, wenn rechtsorientierte Fratzen ihre hässlich braunen Gesichter auf die Straßen und besonders durch das Bundesland, in dem auch der Schreiber dieser Review lebt, tragen. Eigentlich schien er ja schon begraben, sein „Willi“, doch für seine „Spenden-CD“, benannt nach einem der stärksten und zugleich bewegendsten Wecker-Protest-Songs „Sage Nein!“, der dummerweise nur als die lasche 2018er-Neuversion mit CONCHITA WURST, ASP, CETIN ORANER und PIPPO POLINA enthalten ist, erweckt er ihn wieder zum Leben und bastelt dabei auch noch die schwächste Willi-Version, da sie mehr nach philosophischen Deutungen als nach dem echten Hau-drauf-Willi klingt. Nicht nur Wecker ist in die Jahre gekommen, seine musikalische Figur Willi auch!
Gerade das hört man daher, weil die ursprüngliche Original-Version von „Willy“ das antifaschistische Spenden-Album abschließt, bevor noch zwei nicht weiter weltbewegende Bonus-Versionen draufgepackt werden.

Grund für diese spartanische CD, ohne Booklet oder weiterführende Informationen, mit „antifaschistischen Liedern von 1978 bis heute“ ist Weckers Frust über den Rechts(d)ruck, der durch unser Land – und angeblich ganz speziell Sachsen, ganz besonders durch die Ereignisse in Chemnitz – sowie ganz Europa geht, was ihn besonders wütend macht: „Mit Erschrecken muss ich feststellen, dass auch meine älteren Lieder gegen rechte Gewalt, Fremdenhass und Unmenschlichkeit so aktuell sind wie nie!“

Also entschloss sich Wecker, dieses Album mit alten und sogar acht (!!!) neuen Aufnahmen für einen läppischen Zehner unter‘s widerständige Musikvolk zu werfen und deren Erlös teilweise der antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München zu spenden. Ach wie fein!
Oder?

Hört man sich diese Lieder des, wie er es immer wieder betont, Anarchisten und „immer Radikalen“ sowie zugleich Pazifisten (Hey, Konstantin, das ist ein innerer und äußerer Widerspruch schon in sich!) wirklich genauer an, dann überkommt einen mitunter die Wut auf KONSTANTIN WECKER, der „seinen Antifaschismus“ im Grunde mit einem völlig falsch verstandenen Linksradikalismus verwechselt und sich genau denjenigen anbiedert, die Hauptsache gegen Rechts sind und damit ganz legitim den einen Radikalismus mit dem anderen zu bekämpfen versucht.
Der Antifaschist Wecker begreift einfach nicht, dass er sich dabei mit den „rot lackierten Faschisten“ (Zitat: Kurt Schumacher) immer mehr ins Bett legt und die Schwarz-Weiß-Für-oder-Gegen-Denke“ anfeuert. Selbst ein 1979 so wichtiges Stück Zeitgeschichte wie „Vaterland“ wirkt fast unwirklich, aber eben nicht „so aktuell wie nie“!
Und war da nicht auch was mit der von der DDR-Stasi unterstützten RAF?

Mitunter kommt beim Kritiker dieser Zeilen der Wunsch auf, dass ein KONSTANTIN WECKER nur ein paar Monate das erlebt hätte, was der Kritiker 25 Jahre lang ertragen musste, als er von dem „Antifaschistischen Schutzwall“ „beschützt“ wurde, den er niemals als „Mauer“ bezeichnen durfte, die ihn gemeinsam mit über 16 Millionen Menschen in ein kleines Land namens DDR einsperrte, das von angeblichen Antifaschisten und Kommunisten regiert wurde, welche mit dem Wort „Antifaschismus“ alle niederschlugen und unterdrückten, die das Wort Freiheit auch nur in den Mund zu nehmen versuchten. Hier hätte sich der Liedermacher, Porno-Darsteller und berauschende Genüsse Konsumierer entscheiden müssen: Entweder Propaganda für eine antifaschistische Diktatur oder ewiges Schweigen (Zensur)! Mangelwirtschaft statt Marktwirtschaft! Stattdessen legte er sich nach Mauerfall mit den Linken ins Bett, die zum Großteil die kommunistische Diktatur zu verantworten hatten.

KONSTANTIN WECKER jedenfalls beweist mit dieser aktuellen Veröffentlichung seiner ollen Kamellen und neuen Antifaschismus-Songs, dass er auf dem linken Auge komplett erblindet ist und seine Altersweisheit immer mehr einem Altersstarrsinn weicht.
Seine Meinung von einer Anarchie, als „Ordnung ohne Herrschaft“ (Vielleicht sollte ich Herrn Wecker ja mal an die Meißner Lernförderschule, in der ich unterrichte, einladen!) verstanden, zählt, die anderen taumeln eben aus seiner Sicht in Richtung Faschismus: „Wir müssen aufpassen, dass Europa nicht faschistisch wird!“, nur vergisst er dabei, dass das kommunistische Experiment längst gescheitert ist und unter Stalin noch mehr Tote als unter Hitler zu beklagen sind.
Doch statt beides gleichermaßen anzuprangern, drischt er auf eine Seite ein, während er die andere salonfähig macht. Ja, vielleicht sollte ein westdeutscher Alt-Achtundsechziger auch mal auf die von Wecker wohl längst vergessenen 1953er (Arbeiteraufstände in der DDR) und ebenfalls 68er des Prager Frühlings einen intensiven Blick werfen. Aber nicht doch, so kämen einem ja die so fein einseitig gestrickten Feindbilder abhanden.

So wirkt der Wunsch auf seinem besten Widerstandslied, nämlich „Die Weiße Rose“, beinahe wie eine fehlgeleitete Aufforderung: „Ihr wärt‘ hier so wichtig, Sophie und Hans (Scholl)“. Denn diese Studenten-Gruppe wehrte sich mit ihren Flugblättern gegen Radikales, Faschistisches und Undemokratisches – nicht nur gegen Hitler, sondern gegen die Unmenschlichkeit, egal aus welcher Ecke sie kam. Sie waren nicht Rot, sondern traten als gläubige Christen im kriegerischen Faschismus für den Frieden, Nächstenliebe und die Freiheit ein. Schade, dass Wecker auf „Den Parolen keine Chance“ zur Melodie von „Freude schöner Götterfunken“ im Grunde seine eignen Parolen singt, oder in „Das macht mir Mut“ feststellt, nach seiner eigen gefurzten Luft (die eigentliche braune Flecken in der Unterhose hinterlassen müsste) zu leben, während er dann auch noch auf seinem neuen Song „Das Leben will lebendig sein“ (Aha, und der Tod will wohl tot sein!) noch einmal sein „Rotsein“ betont. Wem das reicht, der wird auch Weckers antifaschistischen Lieder mögen und sich über die Spende, die er mit dem Kauf der CD automatisch an die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München abführt, glücklich werden.

FAZIT: Der singende Revoluzzer KONSTANTIN WECKER erhebt mal wieder seine Stimme für den Antifaschismus gegen Nazis und Rassismus und alles, was irgendwie auch nur im Ansatz braun gefärbt zu sein scheint. Der Rote polarisiert gegen Braun, weil er Angst hat, dass Europa faschistisch wird. Wer‘s noch hören will und solchen einseitigen Antifa-Liedern folgen kann, der kaufe bitte „Antifaschistische Lieder 1978 bis heute“ für 10 Euro und spende damit automatisch einen Teil des Geldes an die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München. Wecker ist mehr Angstmacher als Vereinender. Nach diesem Album lernt man seine Liebeslieder wieder deutlich mehr zu schätzen!

PS: Übrigens weiß der Autor der Zeilen sehr genau, wie es sich anfühlt, wenn linksradikale, komplett verpeilte Fans der bei uns plötzlich so hochgepushten linken Anarcho-Band FEINE SAHNE FISCHFILET (die übrigens aus der radikalen, rechts orientierten Fan-Szene von Hansa Rostock, der Ultra-Gruppe „Suptras“ kam) einen mit Morddrohungen überschütten, die aus Sicherheitsgründen sogar zur Anzeige gebracht werden mussten, nur weil man sich offensiv gegen deren linken Radikalismus zur Wehr setzte. Wer Radikalismus mit Radikalismus zu bekämpfen versucht, der ist auf dem Holzweg, gezimmert aus Hass und Intoleranz!
In diesem Falle gilt wirklich nicht: „Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder!“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4618x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Willy 2018
  • Sage Nein (2018)
  • Das Leben will lebendig sein
  • Vaterland
  • Die Weiße Rose
  • Sturmbannführer Meier
  • Stilles Glück, trautes Heim
  • Vaterland? (Live)
  • Empört euch
  • Anna R. Chie
  • Den Parolen keine Chance
  • Das macht mir Mut
  • Ich habe Angst
  • Willy
  • Bonus:
  • Bella Ciao
  • Blümlein stehn am Waldessaum

Besetzung:

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