Partner
Services
Statistiken
Wir
Krummholz: Rooted In Despair (Review)
Artist: | Krummholz |
|
Album: | Rooted In Despair |
|
Medium: | Download | |
Stil: | East African Black Metal |
|
Label: | Eigenveröffentlichung | |
Spieldauer: | 20:35 | |
Erschienen: | 31.10.2018 | |
Website: | [Link] |
Reingefallen – und zwar auf die eigenen Hirngespinste und Vorurteile! Atmosphärischer Black Metal aus Ostafrika, genauer gesagt Uganda und Kenia – wie fremdartig mag das wohl klingen? Können "die" dort unten (gemeint sind Menschen) überhaupt Black Metal spielen, und falls ja, dürfen "die" das überhaupt, noch dazu in Zeiten von Cultural-Appropriation-Debatten?
Ihr seht: Zwei kleine Info-Schnippsel reichen aus, um allerhand saudumme Fragen zu stellen, die vieles unnötig verkomplizieren. Das Trio KRUMMHOLZ (das zu einem Drittel übrigens amerikanisch ist) kümmert sich um solchen Unfug nicht, sondern liefert mit seiner ersten EP ein wirklich schön geratenes Debut ab, das in musikalischer Hinsicht problemlos bei Eisenwald oder Northern Silence ins Programm passen würde. Träumerisch-melancholischer, melodischer Black Metal, der ähnlich wie zum Beispiel Fellwarden zum Wandern einlädt, mäßig schroff, mäßig aggressiv, doch hörbar mit Herzblut intoniert. Epische Gitarrenmelodien und stolzer Gesang verleihen dem Mid Tempo Black Metal etwas Schwelgerisches, die Keyboard-Passagen tönen auf angenehme Weise (nicht zu) kitschig.
Die je nach – vorurteilsbeladener – Herangehensweise größte Überraschung könnte darin liegen, wie stark "Rooted In Despair" an mehr oder minder bekannte (Post) Black Metal Bands aus Europa und Amerika (oder zum Beispiel auch Indonesien, man denke nur an Vallendusk) erinnert, und deswegen vergleichsweise wenig Neues und Überraschendes bereithält. Enthusiasmus und Naivität gehen Hand in Hand, und genau diese Mischung verleiht der EP etwas Sympathisches: An manchen Arrangements könnte noch gefeilt werden, der Atmosphäre schadet dieser Demo-Charakter nicht. Und das alles steht auch in keinem Widerspruch dazu, dass die ostafrikanische Band mit dem deutschen Namen (dessen Wahl Schlagzeuger Noktal im Fratzenbuch wie folgt erklärt: „It is a German word for a type of deformed tree that grows on mountains. Its growth is stunted by constant freezing winds. It is beautiful, yet tragic. We wanted to capture that essence.“) mit dem 16minütigen „To Father Worlds In The Bones of Ancient Solitude“ einen respektablen Longtrack raushaut, der diese Wind- und Wetter-gepeitschte karge Schönheit in anheimelnde Klänge übersetzt. Nasse Socken ausziehen, Ofen anheizen, und dann den Klängen lauschen!
FAZIT: KRUMMHOLZ ist ein Name, den sich Liebhaber atmosphärisch-melodischen Outback Black Metals notieren sollten. Das erste Lebenszeichen ist vielversprechend geraten, Musik immer noch eine Kunst- und Ausdrucksform, die der Tagespolitik sowie kleingeistigen Konzepten spottet, und die Aufmerksamkeit auf größere Zusammenhänge lenkt. Rooted In Despair – nicht jedoch ohne Hoffnung, vor allem auf weitere prächtige Songs.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- A Morning In The Autumn Forest
- To Father Worlds In The Bones of Ancient Solitude
- Rooted In Despair (2018) - 11/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Ulf Otto
gepostet am: 11.11.2018 User-Wertung: 12 Punkte |
Ich möchte nunmehr nicht Michel de Certeau definieren, weil dessen Definitionen in der Musik nichts zu suchen haben. Musik verbindet uns auf dem ganzen Planeten, woher auch immer. Ich beschäftige mich nunmehr seit 50 Jahren mit Musik und es war mir grundsätzlich Latte aus welchem Erdteil jene stammt. Nun zur EP. Der athmosphärische BM ist Klasse, aber expandierbar. Bin gespannt auf nachfolgendes.... |
Thor
gepostet am: 11.11.2018 |
Fürwahr: Das ist eine der vielen schönen Eigenschaften von Musik, intuitive und Grenzen transzendierende Verbindungen zu bewirken. Ich finde es gerade beim Black Metal spannend, wie er als eher traditionale Form von Metal - der ohnehin zum Konservativen neigt - immer weitere Kreise zieht, und sich längst nicht mehr auf "westliche" Länder beschränken lässt. |