Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Shakey Graves: Can't Wake Up (Review)

Artist:

Shakey Graves

Shakey Graves: Can't Wake Up
Album:

Can't Wake Up

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indierock, Pop, Country

Label: Dualtone Records
Spieldauer: 52:48
Erschienen: 04.05.2018
Website: [Link]

SHAKEY GRAVES – ein Begriff? Falls nicht, lohnt es sich, weiter zu lesen, falls ja unter Umständen auch. Denn aus dem sympathischen sweaty Texas-Boy Alejandro Rose-Garcia, der mit gefühlvollem Raspiton, Klampfe und Koffer-Kickdrum bewaffnet und mit Unterhemd und Cowboyhut angetan durch alle möglichen Youtube-Sessions geisterte, ist inzwischen und auf seinem zweiten, „Can‘t Wake Up“ betitelten Album ein ganzer musikalischer Kerl geworden, der charmant und lässig durch sein ganz persönliches Wunderland (siehe Cover) geleitet.

Das gesunde (und nicht aus der Luft gegriffene) Selbstbewusstsein von SHAKEY GRAVES, was inzwischen nicht mehr nur Rose-Garcia, sondern standardmäßig eine regelrechte Band ist, zeigt sich schon in den ersten Spielminuten daran, dass eine so starke Nummer wie „Counting Sheep“ als Opener verfeuert wird. Wohl dem, der sich einen solchen Song, der sich mit einer Art leisem Sprechgesang aufwärmt, um sich dann kopfüber in einen wilden Refrain zu stürzen, nicht als Trumpfkarte aufheben muss. Einen Refrain, der von einem fast verzweifelten Pathos lebt: Zum einen heißt es „'Cause tonight / I've got nothing on my mind but you“, andererseits werden auch die Zustände, „nobody's / Nothing after all“ bzw. „somebody's / Something after all“ zu sein, einander gegenübergestellt. Es sind diese nachdenklichen, melancholischen Töne, die das Ende des Songs und auch manche Minute des Albums im Ganzen beherrschen.

Allerdings ist Rose-Garcia zu reflektiert (oder einfach zu sonnengeküsst), um um die Tür zum Sad-Club nicht einen weiten Bogen zu machen – was wie angedeutet nicht heißen soll, dass er auf diesem Ohr taub wäre – man höre den leicht ironischen Millennials-Blues „Dining Alone“: „I wonder what it's like to fly a plane / To meet a girl on Friday night … / To swim across the ocean blue / To walk a mile upon the moon … / But it's getting late, the sun is coming up / Off to work I go“. Zeilen, die auf deutsch auch von einem FABER stammen könnten.

Was einem FABER jedoch nicht zu Gebote steht, ist diese Fülle an Ausdrucksmöglichkeiten, aus denen sich SHAKEY GRAVES bedienen. Das gilt für die Instrumente und auch für den Gesang. Die ungezwungene Art, wie Rose-Garcia auf Synthesizer zurückgreift, wenn sie ihm nützlich sind, nötigt zu Anerkennung: Sei es ein glitzernder Regenbogen-Lead, oder die Aufgabe, einen Song („Climb The Cross“) mit einem gedämpften 60er-Pop-Feeling auszustatten.
Noch größere Anerkennung fordert jedoch Rose-Garcias gesangliche Darbietung ein. Eine solche Freiheit, sich auf dem musikalischen Fundament zu bewegen, so flüssig zwischen inhalts- (in Richtung Sprechgesang) und emotions-, melodiebewussten Formen zu wechseln, ist nicht allzu häufig zu finden.

Ebenso flüssig ist der Übergang zwischen Ernst und Emotion und Ironie und auch musikalischer Hommage. Natürlich wohnt dem erwähnten „Dining Alone“ ein gewisses Augenzwinkern inne, wie auch dem bissigen „My Neighbor“, das (schon wieder ein Vergleich mit hiesigen Musikschaffenden) fast von der EAV in einen ihrer helleren Momente stammen könnte. Und natürlich fällt auch „Aibophobia“, ein Spaßsong über – die Angst vor Palindromen… – in diese Kategorie.
Doch niemals geben sich SHAKEY GRAVES mit dem Zitat, dem Scherz, der Ironie zufrieden. So ist auch „Aibophobia“ musikalisch gesehen durchaus interessant und – ein Trademark des Albums – sehr abwechslungsreich gestaltet.
Stücke wie „Backseat Driver“ oder „Foot of Your Bed“ dagegen wirken durchgehend ehrlich und aufrichtig gefühlt, ersteres ist eine NEIL YOUNG-meets-DEATH CAB-Ode an alles, was „Lost and gone forever“ ist, letzteres ein fast geflüstertes Liebeswiegenlied.

Mit „Tin Man“ gibt es dann noch ein Es-ist-zuletzt-noch-alles-gut-gegangen-oder?-Finale („You ain't dead yet / Twenty-seven came and went / Now you live to fight another day / As the hero of the carpool lane“), dann ist‘s vorbei und weder ist man erleuchtet, noch suizidgefährdet, sondern – in beiderlei ungefährem Gegenteil – (FAZIT:) bestens unterhalten von diesem Album, das von der grinsenden über die nachdenkliche zur wehmütigen alle Schattierungen des Lächelns kennt.

Tobias Jehle (Info) (Review 3246x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Counting Sheep
  • Kids These Days
  • Climb on the Cross
  • Dining Alone
  • My Neighbor
  • Excuses
  • Cops and Robbers
  • Mansion Door
  • Aibohphobia
  • Big Bad Wolf
  • Backseat Driver
  • Foot of your Bed
  • Tin Man

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!