Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Achim Reichel: Regenballade (Deluxe Edition) (Review)

Artist:

Achim Reichel

Achim Reichel: Regenballade (Deluxe Edition)
Album:

Regenballade (Deluxe Edition)

Medium: LP/Vinyl-EP/Deluxe/Remaster
Stil:

Deutschrockige Klassiker-Vertonungen

Label: BMG
Spieldauer: 54:58
Erschienen: 25.10.2019
Website: [Link]

„Reichel schafft es tatsächlich, unsere Dichter und Denker rocken zu lassen, ohne dabei plump populistisch odere angestrengt schöngeistig zu wirken.“
(Stuttgarter Zeitung)

„Den Erfolg hätte ich mir nie träumen lassen. Als ich 'Regenballade' aufnahm, fühlte ich mich damals von den Texten so inspiriert. Wenn man sich mit denen auseinandersetzt, wird einem schnell klar, wie außergewöhnlich unsere Dichterfürsten mit der deutschen Sprache umzugehen verstanden. Mir klingeln jedesmal aufs Neue die Ohren. […] Da gibt es Texte, die lassen Bilder in dir entstehen – das grenzt an Zauberei. Texte so intensiv wie Musik. Und wenn Texte eine so starke Atmosphäre transportieren, dann kommen die bei mir an wie Musik. Daher fiel es mir auch überhaupt nicht schwer, sie zu Liedern zu verarbeiten.“
[Achim Reichel im Begleittext zur remasterten Vinyl-Ausgabe von „Regenballade (Deluxe Edition)”]

ACHIM REICHEL befindet sich auf einem gigantischen musikalischen Selbstfindungstripp wie es scheint. Na, das darf man mit satten 75 Jahren ja auch!
Gerade erst wurde Anfang des Jahres seine opulente 4-LP-Best-Of-Box veröffentlicht, kurz zuvor seine imposante Krautrock-Phase als A.R. & MACHINES mit „Die grüne Reise“, welche Inspiration für ENOs „Another Green World“ war, neu aufgelegt und mit einer Konzert-Tour illustriert, und sogar sein Album mit WONDERLAND, das er mit dem LES HUMPHRIES-Kopf einspielte und den Kult-Song „Moscow“, von JAMES LAST produziert, enthält, wird neu aufgelegt. Da werden sicher bald die RATTLES dransein, seine erste Band mit der alles begann.
Doch vorher dürfen wir uns über die liebevoll aufgemachten, von EROC neu abgemischten 180g-Vinyl-Deluxe-Versionen – alle mit einer zusätzlichen Vinyl-Maxi-12“-EP versehen – seiner vier Kult-Alben „Regenballade“ (1978), „Blues in Blond“ (1981), „Melancholie und Sturmflut“ (1991) sowie „Wilder Wassermann“ (2002) freuen.

Nach den ersten zwei Alben „Dat Shanty Alb‘m“ (1976) und „Klabautermann“ (1977), in denen Reichel Semannslieder rockig präsentiert, folgt mit „Regenballade“ (1978) eine riesige Überraschung, denn plötzlich und unerwartet nahm sich der Hamburger Shanty-Experte klassische Balladen von Goethe, Fontane und anderen Dichtern, die er als „Wortmagier“ bezeichnet, vor und erhält dafür gar den Preis der deutschen Schallplattenkritik.

ACHIM REICHEL, der selber extrem überrascht von dem „Regenballade“-Erfolg war, stellt dazu in dem vierseitigen LP-großen Einlegeblatt, das zusätzlich alle Texte und Hintergrundinformationen zu den klassischen Balladen enthält, fest: „Mir war daran gelegen, eine Form moderner Deutscher Volksmusik zu (er)finden. Solche Musikformen besitzen unsere europäischen Nachbarn schon seit Jahrzehnten. Ich bin seit Ur-Zeiten ein Fan des Folk-Rock on der Grünen Insel. STEELEYE SPAN, FAIRPORT CONVENTION und PENTANGLE haben mich schon in den Siebzigern inspirieret.“

BMG veröffentlicht nun diesen Album-Klassiker „Regenballade“ von 1978 erstmals als audiophile 180-Gramm-Vinyl-Pressung, welche ein großartig klingendes High-End-Remaster durch keinen Geringeren als den progressiven Grobschnitter EROC erhielt. Zum Originalalbum gibt es zusätzlich eine 180 Gramm schwere Bonus-12-Inch, mit den bereits bekannten Bonustracks der 2008 veröffentlichten CD und zwei weitere rare Stücke.

„Regenballade“ war die dritte LP, nach „Dat Shanty Alb’m“ (1976) und „Klabautermann“ (1977) aus der Reihe der „Alten Dichter“, die sich nunmehr aus inhaltlicher Sicht vom Meer aufs Land bewegte. ACHIM REICHEL vertonte nun wieder also auf den Balken, die das Wasser nicht hatte, deutsche Lyrik-Klassiker, wie beispielsweise Fontanes „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ oder Goethes „Der Zauberlehrling“, aber auch modernere Gedichte wie die titelgebende „Regenballade“ von Ina Seidel als Rockversionen. So holte Reichel die deutschen Dichterfürsten, die es verstanden mit der deutschen Sprache zu zaubern, in die musikalische Gegenwart, in der Reichel ein großer Musik-Zaubermeister war und noch immer ist.

Einen ganz besonderen Stellenwert erhält hierbei speziell eine der schönsten deutschen Balladen überhaupt, die endlich erstmals auf der Bonus-Scheibe Berücksichtigung findet. Fontanes „John Maynard“, nicht nur Pflichtwerk in jeder Schule, sondern tatsächlich auch gerne von den Schülern gehört und gesprochen – und nicht etwa nur lerntechnisch, wie so viele Gedichte damals wie heute, in sich hineingequält und mit schwachsinnigen, literatur-wissenschaftlichen Techniken zwanghaft nach Lehrplanvorschrift interpretiert. Warum bis dahin „John Maynard“ es nicht auf die „Regenballade“ geschafft hatte, klärt Reichel nun im LP-Beileger auf: „Damals ist der Text durchs Auswahlraster gefallen, weil er vom Klang her nicht richtig überzeugte. Das, was mich damals immer am Klang störte, konnte heute, dank digitaler Remaster-Technik, korrigiert werden.“

So darf nun in höchster eroc-scher Klangperfektion auf „Regenballade“ der „Zauberlehrling“ auf „John Maynard“ und „Pidder Lüng“ sowie „Nis Randers“ und „Das Meerweib“ treffen.
Eine hochexplosive, fein rockige Kombination.

FAZIT: FAZIT: „Regenballade (Deluxe Edition)” ist eins von vier neu aufgelegten Klassiker-Alben des „Kulturbotschafters der besonderen Art“ ACHIM REICHEL. Erstmals erscheint dieses ursprünglich im Jahr 1978 veröffentlichte Album mit Vertonungen lyrischer Balladen-Texte endlich auf 180g-Vinyl im High-End-Remaster durch EROC! Noch dazu enthält die Bonus-Vinyl-EP endlich auch die Vertonung von „John Maynard“, die wegen klangtechnischer Unwägbarkeiten damals nicht mit für die „Regenballade“-LP ausgewählt wurde. Uneingeschränkt lohnenswert nicht nur für Rock-, sondern auch Literatur-Liebhaber!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4240x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A = LP = (19:26):
  • Herr von Ribbeck auf Ribbeck Havelland (1:40)
  • Pidder Lüng (6:44)
  • Een Boot is noch buten (4:21)
  • Regenballade (6:41)
  • Seite B = LP = (19:25):
  • Der Zauberlehrling (6:34)
  • Nis Randers (3:21)
  • Trutz Blanke Hans (4:45)
  • Der Fischer (4:45)
  • Seite A = Bonus-EP = (9:04):
  • John Maynard (3:49)
  • Das Meerweib – Studio Demo (5:15)
  • Seite B = Bonus-EP = (7:03):
  • Ein Liebeslied (3:10)
  • Alles sieht so festlich aus (3:53)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!