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Atomic: Pet Variations (Review)

Artist:

Atomic

Atomic: Pet Variations
Album:

Pet Variations

Medium: CD/Download
Stil:

Jazz / Fusion

Label: Odin / Broken Silence
Spieldauer: 54:23
Erschienen: 18.01.2019
Website: [Link]

Bei ATOMIC handelt es sich um eine Zusammenrottung von Musikern der skandinavischen Combos Fire House, Fredrik Norén Band und Element, die mit diesem Album bereits ihren 15. Langspieler vorlegen, ohne bislang im Jazz-Mainstream wahrgenommen worden zu sein. Das dürfte daran liegen, dass sich die Gruppe nicht bequem in die Szene ihrer Region einordnen lässt, denn ob bewusst oder nicht: dem Klischee vom leisen, kühlen und mitunter elektronisch verbrämten - Kritiker sprechen manchmal nicht zu Unrecht von Seichtheit - Nordic Jazz entspricht auch die Musik auf "Pet Variations" zu keinem Zeitpunkt.

Umso weniger, als sich ATOMIC hierfür erstmals nicht mit Eigenkompositionen zurückmelden, sondern ausnahmslos Material fremder Herkunft bearbeiten. Viel von sich selbst geben die Mitglieder natürlich trotzdem preis, weil ihre Musik seit je stark improvisatorisch ausgerichtet ist. Das einleitende Titelstück gibt also zwar zugleich den Ton für alles weitere an, doch die folgenden Stücke sind alles andere als vorhersehbar.

'Pet Variations - Pet Sounds' ist nichts weniger als das, was der Titel suggeriert: ATOMIC toben sich hier auf der Grundlage der Komposition von Beach Boy Brian Wilson aus, bevor sie das Hauptmotiv relativ originalgetreu adaptieren. Der generelle Klangcharakter changiert dabei zwischen der herrschaftlichen Opulenz alter amerikanischer Big Bands und der Ästhetik der frühen Ensembles von Miles Davis hin und her, komplett mit harmonisierten Bläsersätzen einer- und rhythmisch wie tonal sehr freien Passagen.

Das getragene 'Art' erinnert danach genauso wie später 'Cry Want' und 'Louange A LEternite De Jesus' zunächst an eine Lautmalerei von Ligeti oder Messian, die ins Jazz-Idiom übertragen wurde, bevor es einen tänzerischen Charakter annimmt, fast wie eine Auftragsarbeit von Klavierkomponisten der Klassik-Periode. 'Walking Woman' stolpert hingegen einher wie eine Mischung aus Monk und Mingus, wobei letzterer vor allem wegen der halb groovenden, halb dahingeworfenen Basslines in den Sinn kommt. Hierbei handelt es sich um einen der "freisten" Momente auf "Pet Variations"

'Un Grand Sommeil Noir' und 'Inri' verbinden möglicherweise die Eleganz französischer und norwegischer Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz (Jan Garbarek) mit dem fiebrigen Gebrodel der frühen US-Fusion-Vorreiter (wieder Davis, John Coltrane), ehe 'Karin's Mode' mit hypnotischem, steten Groove (auf diesem Album selten zu hörenden) als verträglichste Nummer durchgehen würde, wären da nicht die Saxofon- und Trompeten-Urschreie, die unweigerlich an Albert Ayler (die Soloparts) oder Ornette Coleman (die mehrstimmigen Segmente) denken lassen.

FAZIT: Dass ATOMIC konventionelle Vorstellungen von Ensemble-Jazz seit schon fast 20 Jahren widerlegen, hört man "Pet Variations" an. Hier arbeitet sich keine allzu ambitionierte Truppe von Jungspunden an Vorlagen der oben Erwähnten (und von Edgar Varése, Carla Bley, Jimmy Giuffre, Steve Lacy sowie Alexander von Schlippenbach) ab; vielmehr handelt es sich um eine erfahrene Mannschaft, die Symphonie, Free Jazz und die Phonstärker der Rockmusik zusammenführt, ohne verkrampfte "Innovationen" zu bemühen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3213x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Pet Variations - Pet Sounds
  • Art
  • Walking Woman
  • Un Grand Sommeil Noir
  • Cry Want
  • Louange A LEternite De Jesus
  • Inri
  • Karins Mode

Besetzung:

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