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Sequentia Legenda: Over There (Review)
Artist: | Sequentia Legenda |
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Album: | Over There |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Elektronische Musik aus dem Berliner-Schule-Nähkästchen |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 72:13 | |
Erschienen: | 25.01.2019 | |
Website: | [Link] |
“Lebendige Musik kommt direkt aus dem Herzen. Meine Vision von der Berliner Schule bewahre ich mir voller Aufrichtigkeit und Leidenschaft.“ SEQUENTIA LEGENDA
Im Grunde ist mit diesen Worten aus dem Munde von LAURENT SCHIEBER, dem elektronischen Tastenzauberer aka SEQUENTIA LEGENDA, schon alles gesagt. Die Berliner Schule ist/war das krautrockige Universum elektronischer Musik aus Deutschland, speziell geprägt von TANGERINE DREAM, KLAUS SCHULZE und ASHRA (TEMPEL) bzw. MANUEL GÖTTSCHING. Und mit „Over There“ erhebt sich SEQUENTIA LEGENDA drei schwebende Longtracks lang auf genau deren elektronische Höhen und lässt die elektrischen Krautrock-Samen nicht nur gedeihen, sondern sich auch in ihrer ganzen Pracht und Schönheit entfalten.
Noch dazu ist „Over There“ wortwörtlich ein zeitloses Electronic-Album geworden, das sich in Vergangenheit „The Return“ (1984), Gegenwart „Floating Time“ und Zukunft „Mind Lake“ (2019) abspielt und über einen Zeitraum von sage und schreibe 35 (!!!) Jahren erstreckt.
In allerbester KLAUS SCHULZE-Manier beginnt ein 19-jähriger junger Bursche, umgeben von einem Haufen analoger Instrumente, stundenlang bei Tag und Nacht zu komponieren. Nur für sich – Andere sind ihm egal, denn die hören mehr Radio-Mucke als sich in die Klangwelt namens „Berliner Schule“ zu begeben. Denn die erfordert mehr als eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS), die bei vielen faulen Schülern als Rechtfertigung für ihr Desinteresse gilt und dass man sich für eine Aufgabe, die man sich vornimmt, nicht auch mal mit offenen Ohren den Arsch aufreißen muss. Denn dieser junge Bursche hatte mit 17 Jahren sein ganz persönliches elektronisch-krautrockiges Erweckungserlebnis, in Form eines Albums von KLAUS SCHULZE: „´Mirage‘ (1977) anzuhören war für mich ein musikalischer Durchbruch! Eine Offenbarung! Im Alter von 17 Jahren kaufte ich meinen ersten monophonen Synthesizer und fing an stundenlang elektronische Musik zu spielen.“
Schrecklich also, dass heutzutage Radio-Plops und Bohlen-Scheiße funktionieren, aber nicht dieser deutsche, sich so in die Länge ziehende Elektronik-Kram, dessen wahre Faszination sich in den lang andauernden Schwingungen zwischen leidenschaftlichem Musiker und ihm verfallenen Hörer bewegt. Ein KLAUS SCHULZE verwirklichte diesen Traum auf „X“ und ein Laurent Schieber ließ sich dazu 35 Jahre Zeit: „Mit 19 Jahren hatte ich 1984 einen Traum. Ein Album zu verwirklichen, das den Titel „Over There“ tragen sollte. Auch die Gestaltung dafür stand schon fest...
Im Jahr 2019 verwirklichte ich dann den Traum, den ich als 19jähriger zu träumen begann. Dazu verwende ich die modernen Instrumente. Die Softwaresynthesizer wurden sorgfältig ausgewählt, um die klassische Berliner-Schule-Atmosphäre der Mitt-Siebziger und Mitt-Achtziger zu erzeugen. Ich hoffe sehr, du wirst als Hörer genau die gleiche Freude empfunden wie ich sie beim Komponieren empfand.“
Stellenweise ist man bei den drei langen Stücken, die das Ergebnis eines 35-jährigen Projekts sind, regelrecht geplättet, wenn man zu den Freunden der Berliner Schule und besagter „Schulmeister“-Musiker bzw. Bands gehört. Laurent Schieber gelingt auf „Over There“ tatsächlich in brillanter Weise, genau die Atmosphäre zu erzeugen, die seine Vorbilder – besonders KLAUS SCHULZE, aber auch ASHRA – zu ihren besten (frühen) Zeiten erschufen und damit sich selbst und den Zuhörer in eine regelrechte Trance oder einen Rausch zu versetzen. Noch dazu ist der Sound, in dem die drei Mammut-Werke regelrecht aus den Boxen fließen, ausgezeichnet. Viel räumliches Volumen, kristallklare Höhen, gut gesetzte Effekte. Der Percussion-Einsatz auf „Floating Time“, dem meditativsten Stück des Albums, setzt noch dazu akustische Glanzpunkte, wie sie ähnlich beeindruckend beispielsweise auch immer wieder HARALD GROSSKOPF in seiner Zusammenarbeit mit KLAUS SCHULZE und MANUEL GÖTTSCHING vollbrachte.
FAZIT: Ein Pflichtalbum für alle Fans der Berliner Schule, die TANGERINE DREAM, KLAUS SCHULZE und ASHRA TEMPEL lieben. Nie klang eine Album der Gegenwart mit Aufnahmen aus 35 Jahren Krautrock-Electronica so sehr nach der Berliner Schule wie „Over There“ von LAURENT SCHIEBER bzw. SEQUENTIA LEGENDA!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Return: To The Essence Of Berlin School Music (27:13)
- Floating Time: A Mediative Berlin School Music (21:12)
- Mind Lake: An Introspective Berlin School Music (23:48)
- Keys - Laurent Schieber
- Blue Dream (2014) - 11/15 Punkten
- Amira (2015) - 11/15 Punkten
- Ethereal (2017) - 12/15 Punkten
- Renaissance – Three Sound Universes To Explore (2018) - 13/15 Punkten
- Over There (2019) - 13/15 Punkten
- Beyond The Stars (2020) - 12/15 Punkten
- Alcyone (2023) - 13/15 Punkten
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