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Richard Koechli: The Real Chill (Review)
Artist: | Richard Koechli |
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Album: | The Real Chill |
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Medium: | Do-LP/Deluxe/CD+Buch | |
Stil: | Laid-back Country Rock |
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Label: | Fontastix | |
Spieldauer: | 52:34 | |
Erschienen: | 25.09.2020 | |
Website: | [Link] |
Was für eine Entstehungsgeschichte! Wenn sie nicht wahr wäre, müsste man sie erfinden… In den Hauptrollen: JJ CALE (1938 – 2013), einer der wirkungsreichsten und angesehensten Songschreiber der vergangenen Jahrzehnte sowie RICHARD KOECHLI, der seinerseits in Europa zu den besten und stilsichersten Blues ‘n‘ Roots-Gitarristen gehört. Neben bisher neun Solo-Alben hat der mehrfach ausgezeichnete Musiker auch Fachbücher und Musik-Romane veröffentlicht.
Mit seinem neusten Projekt nun, einem Tatsachenroman mit begleitender CD über den von ihm hochverehrten Singer-Songwriter aus Tulsa, kam KOECHLI erst einmal ziemlich ins Schleudern, denn CALES Nachlassverwalter wollten von einer Veröffentlichung vorerst nichts wissen. KOECHLI löste das Problem in ebenso eleganter wie außergewöhnlicher Manier: Er verschenkt sein Buch „JJ Cale – der stille Meister“ nun einfach als Beilage zu seiner CD „The Real Chill – Remembering JJ Cale“. Dieses Werk dürfte mit seinen beinahe 370 Seiten damit das weltweit wohl umfangreichste „Booklet“ sein.
Die schlichte CD aus dem Zellophan-Tütchen im Innern des Buches bleibt nur so lange unscheinbar, bis sie im Player rotiert. Bereits die ersten Takte der Bearbeitung von CALES „Don't Go To Stranger“ („Naturally, 1971) lassen nämlich erahnen, dass die nächsten gut fünfzig Minuten Erfreuliches bereithalten. Nach einer prächtigen, mit Elementen aus Irish Folk (Bütlers Fiddle!) und Bluegrass angereicherten Version von „Carry On“ sind dann auch alle Zweifel ausgeräumt: RICHARD KOECHLI liefert hier – mit Respekt vor dem Original, seinem großem Können und einer eben richtigen Prise Kreativität – ein wunderbares Andenken an JJ CALE.
Die weiteren sieben bearbeiteten CALE-Kompositionen überzeugen allesamt, sei es das herrlich relaxte „These Blues“ (Dolmetschs Piano!), in dem CALES Liebe zu Jazz und Swing anklingt, sei es die in seiner minimalistischen Art fast unheimlich schön groovende Version von „After Midnight“. Hohe Schule! Unbedingt erwähnenswert auch „Going Down“: Diesen Bluesrock-Klassiker von DON NIX, den JJ CALE auf seinem zweiten Album „Really“ (1972) in unnachahmlicher Weise entrockt hat, bringt KOECHLI in Form eines höchst munteren Walking Blues (Medicis Cajon!).
Die drei letzten Songs des Albums stammen zwar aus KOECHLIS Feder, fallen jedoch in keiner Weise aus dem Rahmen. Insbesondere „I Got Life“, ein leichtfüßiger und unbedingt zum Tanzen animierender Aufsteller (erschienen auf dem 2018er-Album „Parcours“), ist zu hundert Prozent „laid-back“ und in seiner Ausstrahlung ganz nahe beim großen Vorbild.
Zum Album gibt’s wie erwähnt den 368-seitigen Tatsachenroman „JJ Cale – der stille Meister“ als Geschenk. Nicht nur das: Das gediegene Hardcover-Buch, das im Buchhandel nicht separat erhältlich ist, enthält Zusätzliches zum Downloaden (Übersetzungen, mp3-Audiofiles, Konzert-Video). Und das Wesentlichste: Inhaltlich bereitet das Buch genauso viel Freude wie das, was aus den Boxen kommt.
KOECHLI lässt seine zwei Hauptpersonen, den Musikjournalisten Alvin Lindley und den Musikfreak und Cale-Kenner Brian Hartley, stundenlang und detailreich über CALES Leben, über seine Musik und seine Alben diskutieren und philosophieren. Die Schilderung des Zusammenseins und die Dialoge der beiden sind indessen mehr als bloß kurzweilige Lektüre: Der Text ist eine sehr ausführliche und gründlich recherchierte Reise durch ein wichtiges Kapitel der Rockgeschichte. Beeindruckend, was der Autor hier zusammengetragen hat!
Glücklich also, wer Zeit und Muße dafür findet, sich in das großartige und großzügige Doppelpack KOECHLIS vertiefen zu können – am besten natürlich auf die im Vorwort empfohlenen Weise: „In der einen Hand das Buch, die andere am Audioplayer.“
FAZIT: RICHARD KOECHLIS „The Real Chill“ ist kein Tributalbum im herkömmlichen Sinn, sondern zusammen mit dem Buch-Geschenk eine tiefe – und absolut formvollendete! – Verbeugung vor JJ CALE, einem der ganz Großen des „Laid-back-Universums“ (O-Ton KOECHLI). Gekonnter und respektvoller kann man dem Musiker aus Tulsa die Ehre nicht erweisen. Allergrößte Anerkennung dafür und nachdrückliche Empfehlung unsererseits!
PC: In Deutschland ist das Werk erhältlich bei www.cede.de
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Don't Go To Stranger
- Carry On
- I'm Going Down
- Sensitive Kind
- Cajun Moon
- Anyway The Wind Blows
- The Old Man And Me
- These Blues
- After Midnight
- River Runs Deep
- I Got Life
- Easy Road
- Just Look What You Have Done
- Bass - Richard Koechli
- Gesang - Richard Koechli
- Gitarre - Richard Koechli
- Keys - Michael Dolmetsch
- Schlagzeug - Fausto Medici
- Sonstige - Michael Dolmetsch (Hammond B3, Piano), Paddy Bütler, (Fiddle), Fausto Medici (Cajon), Richard Koechli (Percussion, Keyboard), Dani Lauk (Bordun, Querflöte), David Zopfi (Bass), Heini Heitz (Gitarre)
- The Real Chill (2020) - 14/15 Punkten
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