Partner
Services
Statistiken
Wir
Molesome: Are You There? (Review)
Artist: | Molesome |
|
Album: | Are You There? |
|
Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive Rock, Avantgarde, Electronics |
|
Label: | Roth Händle/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 50:00 | |
Erschienen: | 05.03.2021 | |
Website: | [Link] |
Ein Name der für alle Prog-Rock-Gott-Verehrer wie ein helles Licht am Fundament steht: ÄNGLAGÅRD, die schwedische Vereinigung progressiver Geister namens YES, KING CRIMSON und GENESIS. Und doch etwas völlig Eigenständiges im skandinavischen Klanggewand.
Eine Band, die man einfach lieben muss und mitunter sogar seinen anderen Prog-Legenden locker mal vorziehen könnte, ohne dabei irgendwelche Schmerzen oder ein schlechtes Gewissen zu empfinden. Und federführend bei alldem, was da musikalisch und bandtechnisch passierte, war anfangs ihr Schlagzeuger MATTIAS OLSSON!
Was aber bitteschön hat das mit MOLESOME zu tun?
Und dann auch noch einer Warnung, die im Beipackzettel von „Are You There?“ steht und folgendermaßen lautet: „Nichts für Einhornfanatiker, aber toll für Klangentdecker und Horizonterweiterer!“
Langsam leuchtet's einem ein: Hinter MOLESOME verbirgt sich wohl eben dieser MATTIAS OLSSON, aber nicht in erster Linie als Schlagzeuger, sondern als ein Multiinstrumentalist, der fast so viele Instrumente wie ein MIKE OLDFIELD oder ROBERT REED spielt und sich noch dazu mit HAMPUS NORDGREN-HEMLIN einen weiteren Multiinstrumentalisten ins Boot holt, auf den Ähnliches wie auf Olsson zutrifft.
Außerdem ist Olsson ein großartiger, hochanerkannter Produzent, der seinem Album selbstverständlich ein Klangbild verleiht, das einem bei solcher Dynamik regelrecht alle Haare zu Berge stehen lässt und die Ohren dermaßen verwöhnt, dass sich viele Aufnahmen anderer Bands dagegen nur noch wie eine dünne Sound-Suppe anhören.
Die totale Experimentierfreude bleibt natürlich auch auf diesem Album, das gleich 18 Stücke umfasst, aber mit fließenden Übergängen als Konzept-Album zu verstehen ist, erhalten. Doch es geht zugleich deutlich stärker in die elektronische als in die retro-progressive Richtung, greift auf klassische Streicher und Bläser zurück, lässt einen bei „Naturales“ gar denken, man hätte sich auf ein BJÖRK- oder bei „Blues Soaked Hope“ auf ein LAURIE ANDERSON-Album verirrt, und verbreitet eine oft melancholische und ruhigere Stimmung, die mitunter ein bedrückendes Ausmaß annehmen kann – weswegen es sich Olsson auch nicht nehmen lässt, im zwölfseitigen Booklet ein Vorwort zum Konzept und zum Konsumieren dieses Albums zu schreiben, das mit den Worten endet: „So, mein Freund, jetzt lasse dich an einem bequemen Platz nieder und begleite mich bei dieser ungewöhnlichen Geschichte. Am Ende – also 50 Minuten später – wenn die letzte Note verklungen ist, werden die Eiswürfel in deinem Glas geschmolzen sein und all deine Kuscheltiere haben sich vereint, um gemeinsam einzuschlafen, während ich nur noch eine Frage an dich habe: 'Bist du noch da?'“
Die Story selber ist komplett abgefahren, dreht sich angeblich um intergalaktische Kriege und kristallklar brennende Hobbits und Wrestler, die sich während einer Dinner-Party in die Haare bekommen, eben all den Kram, den man, wenn überhaupt, nur in seinem Spam-Filter wiederfindet. So erscheint die Idee hinter „Are You There?“ eher wie ein Running Gag als ein wirklich ernst zu nehmendes Konzept-Album.
Doch allein dieses Wirrwarr und die Tatsache, dass vokale Beiträge die absolute Seltenheit in den 50 Minuten sind, verrät zugleich, dass auch musikalisch viel passieren wird, selbst wenn die Stimmung ausgelassen ist und das dominierende Instrument – und hier schlägt sicher jedes Proggie-Herz höher – das Mellotron ist. Auch hierzu hält Olsson eine feine Bemerkung im Booklet parat: „Irgendwer erzählte mir mal, dass das Mellotron von PINK FLOYD in die Musik eingeführt wurde, um die Loops für 'Dark Side Of The Moon' überzeugend zu spielen. Darum fühlt es sich für mich großartig an, ein Teil dieser Tradition sein zu dürfen.“
FAZIT: „Eine Sammlung hochrhythmischer, vielschichtiger und aufregender Songs, die um Mellotron-Ostinatos und Patterns herum aufgebaut sind und konzeptionell locker zusammengehalten werden", so beschreibt der ehemalige ÄNGLAGÅRD-Schlagzeuger sein Solo-Projekt „Are You There?“, das er unter dem Namen MOLESOME veröffentlicht und sich dabei verstärkt den elektronischen und weniger den retro-progressiven Klängen widmet. Das ändert aber nichts daran, dass die Musik ähnlich spannend und verspielt ist, wie wir sie von seiner schwedischen Prog-Ausnahme-Band kennen, auch weil wir es hier mit einer wilden avantgardistischen Mischung zwischen Electronics und Streichern sowie asiatisch anmutendem Gesang zu tun bekommen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- You & Me (Intro)
- Spacestation Funeral
- Alphabat
- Naturales
- Being Kate
- Blues Soaked Hope
- Spirits
- Long Island
- The Second Voice
- Vernon
- Urge
- Tim (Original Soundtrack)
- Voice
- The Supreme
- Iceman
- Boxes
- Sport Bag
- Sorrow (Outro)
- Bass - Hampus Nordgren-Hemlin
- Gesang - Tiger Olsson
- Gitarre - Mattias Olsson, Hampus Nordgren-Hemlin, Anthony J. Resta
- Keys - Mattias Olsson, Hampus Nordgren-Hemlin
- Schlagzeug - Mattias Olsson
- Sonstige - Olsson und Nordgren-Hemlin (jede Menge weitere Instrumente), Valter Kinbom (Timbra, Shakers, Cuica, Tamborim, Blocks...), David Keller (Cello), Martin von Bahr (Oboe)
- Are You There? (2021) - 12/15 Punkten
-
keine Interviews