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Noekk: The White Lady (Review)
Artist: | Noekk |
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Album: | The White Lady |
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Medium: | LP/Download | |
Stil: | Medieval Mellow Prog |
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Label: | Ancient Tree Music | |
Spieldauer: | 38:53 | |
Erschienen: | 05.12.2021 | |
Website: | [Link] |
Als den "obskuren Bruder von EMPYRIUM" beschrieb Markus "Schwadorf" Stock kürzlich das Mellow-Prog-Duo NOEKK, welches er mit Thomas Helm bildet, und das trotz der mehr als ähnlichen Personalstruktur offenbar bislang wirklich zu eigenbrötlerisch gewirkt hat, um eine auch nur annähernd so große Hörerschaft zu erreichen wie die eingangs genannte Band. Ob sich daran etwas mit dem faszinierend altfrönsch tönenden Konzeptalbum "The White Lady" ändert?
Vor langer, langer Zeit, als das Wünschen noch half... In jene märchenhafte Zeit entführen uns NOEKK mit ihrem fünften Langspielalbum, das in nahezu jeglicher Hinsicht, nun ja, wahrlich märchenhaft und schauerlich geraten ist. Erzählt, das heißt größtenteils von Thomas Helm gesungen, sowie eingangs und ausgangs von Rezitator Fritz Stavenhagen vorgetragen, wird die Sage der unglückseligen, ihre beiden Kinder mordenden "Weißen Frau", die seitdem als Gespenst u.a. auf der Plassenburg in Kulmbach in Erscheinung trat - und heuer noch Menschen wie z.B. den Textdichter PWK inspiriert, ihre Geschichte in Worte zu kleiden, die wiederum NOEKK im wahrsten Sinne be-geist-ern...
Sobald die Musik erklingt, gibt es kein Zurück mehr: Hinfort führen die Melodien in nebelumwallte Szenerien, zunächst auf den Spuren der jungen Tenhi und Landberk. Harter Rock oder gar Metal spielen keine Rolle mehr. NOEKKs Musik auf "The White Lady" ist eine zuweilen dramatische, häufig jedoch ins Träumerische gleitende, erzählerische Tondichtung, die mit ihren meist samtenen Klängen - wie sollte es anders sein? - hier und dort an EMPYRIUM erinnert, im Großen und Ganzen allerdings noch ein wenig weltentrückter tönt. Wo die Folk-Black-Metal-Pioniere zur Nachtwanderung durch die Rhön einladen und ihr Publikum an Naturschauspielen teilhaben lassen, da setzen NOEKK noch einen drauf und veranstalten eine düster-romantische Lesung für jene wenigen Handvoll Phantasten, die das Träumen nicht verlernt haben.
Dabei trifft skandinavischer, vor allem schwedischer Mellow Prog auf kammermusikalische Darbietungen, und auch kurze Abstecher in die absonderlichen Zwischenreiche von Neoklassik und Dungeon Synth finden auf "The White Lady" in einigen Details einen liebevollen Nachhall. Wer nun befürchtet, das klänge ganz fürchterlich obskur, dem sei gesagt, dass es vor allem herrlich unaufgeregt wiewohl auch ziemlich gestrig klingt. Song numero vier - die Lieder sind als "The White Lady I - XI" betitelt - weckt Erinnerungen an Opeths herausragendes "Damnation"-Album, und im siebten Song könnte auch das eiskalte Händchen der Adams Family eine Melodie auf dem Cembalo gespielt haben. Thomas Helms gesangliche Darbietung gerät so dicht wie auf keinem vorigen NOEKK-Album, und der mittelalterliche Stoff der Dichtung wird auf der Laute (anstatt der Gitarre) intoniert.
Das fünfte Langspielalbum von NOEKK ist das erste, das nicht auf Prophecy Productions erscheint, sondern von den Musikern in Eigenregie veröffentlicht wird, und zwar vorerst als LP und Download. Die auf 20 Stück limitierte Variante der Schallplatte nebst Devotionalien in einer Holzbox war im Nu vergriffen, und auch die reguläre Version dürfte in der Erstauflage zügig ausverkauft sein. Eine Kleinauflage von CD-Tonträgern ist derweil angedacht. Dass sich bei einem Konzeptalbum der Erwerb eines klassischen Tonträgerformats lohnt, liegt vor allem dann auf der Hand, wenn ein Textheft beiliegt und Sebastian von Helrunar für die Illustrationen verantwortlich zeichnet.
FAZIT: Mit "The White Lady" legen NOEKK ihr bislang inniglichstes Album vor, das Fans von Landberks "Riktigt Äkta" und Tenhi sicher mehr als nur gefallen wird, und auch EMPYRIUM-Hörer brauchen sich vom "obskuren" Charme nicht abschrecken lassen, ganz im Gegenteil: Für den älteren Prophecy-Freundeskreis dürfte "The White Lady" ohnehin den viel zitierten "Pflichterwerb" darstellen, denn "eerie emotional music" wird hier von Anfang bis Ende auf hohem Niveau geboten.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The White Lady I
- The White Lady II
- The White Lady III
- The White Lady IV
- The White Lady V
- The White Lady VI
- The White Lady VII
- The White Lady VIII
- The White Lady IX
- The White Lady X
- The White Lady XI
- Bass - Markus Stock
- Gesang - Thomas Helm, Fritz Stavenhagen
- Gitarre - Thomas Helm
- Keys - Thomas Helm
- Schlagzeug - Markus Stock
- The Minstrel´s Curse (2008) - 10/15 Punkten
- The White Lady (2021) - 14/15 Punkten
- Byron (2023) - 14/15 Punkten
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