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Orm: Intet • Altet (Review)
Artist: | Orm |
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Album: | Intet • Altet |
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Medium: | Download/Do-LP/Kassette/Do-CD | |
Stil: | Epic-Metal, Progressive Black Metal |
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Label: | Interdisciplinarian | |
Spieldauer: | 92:09 | |
Erschienen: | 30.09.2022 | |
Website: | [Link] |
Aus dem, was ORM in vier Songs machen, basteln andere Bands vier Alben. Nachdem das Intro von „Fra dyden“ eher Bilder eines lauen Sommerabends erzeugt, klingt das folgende Schwarzmetall sehr urwüchsig. Müsste man der Musik ein Element zuordnen, wäre es wohl die Erde. Denn kalt klingt hier nichts, vielmehr wachsen die Klänge, wie der massive Stamm eines Mammutbaumes, zu einem gleichermaßen schroffen und kantigen Stück an.
Gleichzeitig sorgen die episch angelegten Klangteppiche der Gitarren für eine oft auch zart anmutende Schönheit. Beinahe wähnt man sich als Hörer auf einer vertonten Wanderung durch bewachsene Berglandschaften. Einerseits ist da die überwältigende Schönheit unberührter Natur, andererseits birgt dieser urtümliche Charakter, das Fehlen jeglicher Zivilisation auch seine Gefahren. Denn ein Fehltritt, eine unbedachte Bewegung am Hang führt unweigerlich zum Absturz.
Wie vom Eiswind gepeitscht grollt „Floden, som kann skabe“ los. Und doch findet sich in den Gitarrenmelodien immer ein Gefühl von Melancholie und Sehnsucht. Die Wanderung führt hin zu kargen Landschaften voller Totholz, der Blick auf die Weiten des Himmels wird immer klarer, während die Umgebung immer rauer und lebensfeindlicher wird.
Und doch findet sich ungeahnte Schönheit in den kleinen Dingen. Die Wechsel hin zu akustischer Ruhe erzeugen, ein Gefühl von 'Angekommen-sein'. Doch in jedem Moment schlummert die Gefahr von Verlust oder wenigstens die Unausweichlichkeit von Veränderung. Zwar zieht die Gefahr weniger abrupt herauf als anfangs bereits erlebt, aber doch sitzt im Nacken das Gefühl eines ungewissen Drangs.
Dieser Drang zwingt gleichfalls zur Bewegung, zur Entwicklung. Musikalisch flechten sich sehnsüchtige Klänge in die sich aufbäumende Black-Metal-Heroik, ehe die Melodien am Ende imposante Bilder malen. Es wirkt wie die schmale Gratwanderung zwischen einem Triumph (z.B. über die eigenen Ängste) und dem Wissen darüber, dass der alles verschlingende Abgrund (z.B. an einem Berghang) nur einen Schritt weit entfernt ist.
Die Frage ist: Worauf liegt der Fokus?
„Trance / Floden som kann lede“ beantwortet diese Frage mit überwiegend instrumentalen Klängen und einem Gefühl von Ruhe. Die Gefahr scheint vorerst überwunden und der Fokus verschiebt sich hin zur Schönheit der Natur. Die Kontraste im Großen (karger Stein und fruchtbare Wälder) finden sich aber auch im Kleinen. Damit weckt die bedachte instrumentale Herangehensweise genau jene Gefühle, die bereits der Titel verspricht.
Zur musikalischen Ruhe schweift der Blick nach innen.
Das eigene Wesen und sein Platz in der Welt rücken in den gedanklichen Mittelpunkt. Damit gehen Fragen einher wie „Wo ist mein Platz in der Welt?“, „Was bedeutet es, zwischen den Kontrasten von innen und außen, von eigenem Gefühl, eigener Wahrnehmung und dem sichtbaren Kreislauf der Natur zu existieren, oder gar zu leben?“, „Und worin besteht der Unterschied?“
Die Riffs am Ende des Songs reißen jäh aus dem aufkeimenden Zustand von Apathie und bereiten den Weg für „Mod døden“.
Hier liegt der Fokus wieder auf Gefahr und damit auf der Angst. Aber der persönliche Umgang damit hat sich verändert. Denn auch wenn die Schwärze grollend heraufzieht, bleibt das Wissen, dass jede Hürde bewältigt werden kann. Ja, der eisige Wind peitscht schneidend ins Gesicht und ja, der felsige Hang kann den Tod bedeuten. Aber jeder Schritt nach vorne ist ein Schritt ins Leben.
Natürlich sitzt einem die Angst im Nacken und doch überwiegt die Gewissheit im Hier und Jetzt sein größtmögliches Potenzial aus Körper und Geist hervorgeholt zu haben. Angesichts dieser Tatsache wird der Tod plötzlich bedeutungslos, denn unausweichlich war er schon immer. Karg ist der Stein auf dem der Körper liegt. Aber der Himmel ist klar und die schwindenden Sonnenstrahlen lassen die Nacht Gewissheit werden. Gestorben wird hier und jetzt, doch ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.
Musikalisch vereinen sich hier kantiger Black Metal und flächige Soundscapes à la PINK FLOYD und münden in einen fulminant inszenierten, geifernden Schluss.
Das Ende ist unausweichlich…
FAZIT: So monumental „Intet • Altet“ wirkt, so zeitintensiv es auch sein mag, ORM aus Dänemark haben hier ein Meisterwerk episch-progressiven Black Metals abgeliefert. Ja, dieses Werk will erst einmal erfasst werden, aber die dichte Konsistenz der Musik und die emotional kleinteilige Geschichte, welche die Songs erzählen, fesseln mit jedem Durchlauf mehr und stellen die Frage in den Raum, in welche Sphären diese Band in Zukunft noch vorstoßen wird. Brillant!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Fra dyden
- Floden, som kan skabe
- Trance / Floden, som kan lede
- Mod døden
- Bass - Theis Wilmer Oulsen
- Gesang - Simon Sonne Andersen, Theis Wilmer Oulsen
- Gitarre - Simon Sonne Andersen, Theis Wilmer Oulsen
- Schlagzeug - Adam Schønemann
- Sonstige - Mads Peter Steenstrup (Trompete), Nils Gröndahl (Violine)
- Intet • Altet (2022) - 14/15 Punkten
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