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Frank Zappa: Funky Nothingness (Review)

Artist:

Frank Zappa

Frank Zappa: Funky Nothingness
Album:

Funky Nothingness

Medium: Do-LP/Deluxe/3 CDs/Limit. Box
Stil:

ZAPPA eben

Label: Zappa Records/Universal Music
Spieldauer: 74:54
Erschienen: 30.06.2023
Website: [Link]

Hier kommt schon die nächste Doppel-LP-Perle für alle Freunde des großen Maestros FRANK ZAPPA. Im Grunde kann man sich kaum noch retten vor den vielen Veröffentlichungen der bisher in den Zappa-Archiven schlummernden Aufnahmen, welche allesamt von der Zappa-Familie verwaltet werden. All diesen Aufnahmen ist bisher aber eins zueigen: Immer sind sie von hoher Qualität und überraschen selbst die beinharten Fans, da sie oftmals einer kleinen Sensation gleichkommen, die man auf diese Art nicht erwartet hätte und von der man bis dato tatsächlich keine Ahnung hatte. Wenden wir uns also „Funky Nothingness“ zu, ein weiteres von Zappa streng gehütetes Geheimnis, das eigentlich die Fortsetzung seines bahnbrechenden, Jazz und Rock in sich vereinenden, progressiven Albums „Hot Rats“ aus dem Jahr 1969 sein sollte.

Puhhh, das sind doch schonmal riesige Neuigkeiten mitten aus dem Zappa-Universum. Und zwar dem der Anfangszeiten, als FRANK ZAPPA gerade erst THE MOTHERS OF INVENTION aufgelöst hatte und sich verstärkt dem Jazz-Rock zuwandte. Das 'Heiße Ratten'-Album war extrem erfolgreich, also machte sich Zappa schon kurze Zeit später daran, in einem neuen Studio (Record Plant) mit neu zusammengestellten Musikern im Februar und März 1970 ein neues Album aufzunehmen.
Bis heute ist nicht bekannt, warum gerade diese Aufnahmen von „Funky Nothingness“, die sich deutlich an Zappas Blues-Wurzeln, aber auch schon den Jazz-Einflüssen, orientierten, nie veröffentlicht wurden. Im Grunde sind aus ZAPPA-Sicht diese Aufnahmen perfekt und werden jeden begeistern – nicht nur von der musikalischen sondern auch der produktionstechnischen Seite her.

Joe Travers und Ahmet Zappa, welche die Zappa-Archive durchforsten und besondere Entdeckungen neu aufarbeiten, stellen hierzu fest: „'Funky Nothingness' ist in jeder Hinsicht überzeugend und zeigt Zappas Liebe zum Rhythm'n'Blues. Er macht da weiter, wo 'Hot Rats' aufgehört hat, mit ausgedehnten instrumentalen Ausarbeitungen, die Rock, Jazz und klassische Elemente zu einer Musik verschmelzen, die man nur als ZAPPA bezeichnen kann.”
Am Ende enthält diese Doppel-LP drei Eigenkompositionen, zwei Coverversionen und einige Jam-Sessions, die allesamt bisher unveröffentlicht blieben. So gesehen bis heute eins der bestbehüteten ZAPPA-Geheimnisse schlechthin.

ZAPPA hat den Blues! Ganz offensichtlich! Denn gleich zum Beginn des Albums glaubt man, sich auf ein Album von JOHN LEE HOOKER verirrt zu haben – zumindest die ersten 1:49 min lang des Titeltracks. Und auch danach werden sich so einige alteingesessene ZAPPA-Fans wundern, wie eingängig und funkig und folkig und bluesig und melodiös dieses Album, das 'Hot Rats' auf stehendem Fuße folgte, ausgefallen ist. Sogar die vokalen ZAPPA-Ambitionen fallen melodieverliebt und stimmbändig sauber aus, ohne mit seltsam experimentellen Klängen zu experimentieren oder auf übertriebenen Sprechgesang zu setzen. Trotzdem ist das Album ZAPPA pur! Man höre nur die Ausflüge auf der Gitarre oder die eine oder andere komplexe Komposition, der ein unglaublicher Ideenreichtum innewohnt und so immer wieder 'Hot Rats'-Erinnerungen zutage befördert. Das gilt jedenfalls für die LP-A-Seite des Doppelalbums im hübsch gestalteten und sogar metallisch glänzenden Gatefoldcover, in dem zudem noch ein 12-seitiges LP-großes Booklet mit wunderschönen ZAPPA-Fotos und einem umfangreichen, von Joe Travers verfassten Begleittext steckt.

Die LP-B-Seite präsentiert dann die ganz typische Jazz-Rock-Instrumentalseite des Musik-Genies, bei der alle Hardcore-ZAPPA-Fans feuchte Augen bekommen werden. Und „Chunga's Revenge“ ist ja von den vielen Live-Shows sowieso weitläufig bekannt – eben nur bisher noch nicht in dieser Studio-Fassung.

Seite C schließt sich atmosphärisch dann wieder an die A-Seite an. Sie bluest und rockt etwas, zeichnet sich durch interessanten Gesang aus und lässt einer durch 'Sugercane' Harris gespielten Folk-Geige ordentlichen Spielraum in bester EAST OF EDEN-Manier. Danach darf Schlagzeuger Aynsley Dunbar mit einem ausführlichen Solo, in das sich nach und nach ZAPPAs Gitarre einmischt, ran. Eine Aufnahme, die das Zeug zum Klassiker hat, während dann die melodramatische, über 12 Minuten lange Ballade „Sharleena – 1970 Record Plant Mix“ samt weinerlichem Gesang und ohrwurmigen Melodiebögen sowie Ian Underwoods Saxophonspiel die sanfte Seite hinter dem Genius auslotet. Spätestens hier fragt sich wohl jeder, der nur halbwegs etwas mit FRANK ZAPPA anfangen kann, warum der Maestro auf eine Veröffentlichung verzichtete und dieses schon jetzt fantastisch klingende Album als archivierte Musikleiche ein gutes halbes Jahrhundert lang in seiner Archiv-Gruft ruhen ließ.

Dass dann die letzte Seite auch noch als „Khaki Sack“ jazzig drauflosjammt, mit der wilden Orgelei sogar Erinnerungen an BOOKER T. & THE M.G.'s weckt, macht das herrliche ZAPPA-Musikkraut endgültig fett bis das fast viertelstündige Anti-Me-Too-Titten-Stück „Twinkle Tits“ als herrlicher ZAPPA-Fetisch mit viel Bass und Humor aus „Funky Nothingness“ dieses Meisterwerk vollendet, das in der riesigen Auswahl von ZAPPA-Veröffentlichungen einen Platz in der vordersten Reihe einnimmt.

FAZIT: Was nur hat den guten FRANK ZAPPA geritten, dieses großartige, unmittelbar nach „Hot Rats“ im Jahr 1970 von ihm und seiner Band aufgenommene Album „Funky Nothingness“ in seinem Musik-Archiv verstauben zu lassen, statt es schon damals zu veröffentlichen? Die Frage kann uns der Maestro seit 1993 nicht mehr beantworten, so bleibt nur viel Platz für jede Menge (interessante) Spekulationen. Am Ende kommt man aber – Spekulationen hin oder her – nach dem Hören dieser zudem großartig gestalteten und mit einem 12-seitigen Booklet versehenen Doppel-LP – zu dem eindeutigen Ergebnis, dass dieses Album unter der Kategorie 'ZAPPAs Meisterwerke' eine sicheren Platz einnimmt. Definitiver Fan-Jubel ist hier garantiert – und wer davon nicht genug bekommen kann, der sollte sich gleich noch das um 2 Bonus-CD's erweiterte CD-Package von „Funky Nothingness“, das übrigens bisher noch deutlich preiswerter als die Doppel-Vinyl-Version zu erstehen ist, mit gönnen.

PS: Von der hier besprochenen Doppel-LP gibt es die bereits erwähnte eine 3-CD-Version, die deutlich um Outtakes, Alternative Edits sowie wenig bekannten Aufnahme-Sessions erweitert wurde und gleich drei CD's (also zwei Bonus-CD's) enthält. Darum hier noch die genaue Tracklist von Funky Nothingness“ (3CD/Digital):
 
= CD 1: Funky Nothingness - The Album =
1. Funky Nothingness
2. Tommy/Vincent Duo I
3. Love Will Make Your Mind Go Wild
4. I'm A Rollin' Stone
5. Chunga's Revenge (Basement Version)
6. Basement Jam
7. Work With Me Annie / Annie Had A Baby
8. Tommy/Vincent Duo II
9. Sharleena (1970 Record Plant Mix)
10. Khaki Sack
11. Twinkle Tits
 
= CD 2: Zappa/Hot Rats ’70 Session Masters and Bonus Nothingness =
1. Chunga’s Revenge (Take 5)
2. Love Will Make Your Mind Go Wild (Take 4)
3. Transylvania Boogie (Unedited Master)
4. Sharleena (Unedited Master)
5. Work With Me Annie/Annie Had A Baby (Alternate Edit)
6. Twinkle Tits (Take 1, False Start)
7. Twinkle Tits (Take 2)
 
= CD 3: Zappa/Hot Rats ’70 Session Masters and Bonus Nothingness =
1. The Clap (Unedited Master-Part I)
2. The Clap (Unedited Master-Part II)
3. Tommy/Vincent Duo (Unedited Master)
4. Chunga’s Revenge (Take 8)
5. Halos and Arrows
6. Moldred
7. Fast Funky Nothingness

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2780x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (17:40):
  • Funky Nothingness (1:49)
  • Tommy/Vincent Duo I (0:45)
  • Love Will Make Your Mind Go Wild (2:46)
  • I'm A Rollin' Stone (12:20)
  • Seite B (15:46):
  • Chunga's Revenge (9:21)
  • Basement Jam (6:25)
  • Seite C (21:47):
  • Work With Me Annie / Annie Had A Baby (2:48)
  • Tommy/Vincent Duo II (6:42)
  • Sharleena – 1970 Record Plant Mix (12:17)
  • Seite D (19:44):
  • Khaki Sack (8:09)
  • Twinkle Tits (11:35)

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