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Love Your Witch: A Journey Into The Unknown (Review)
Artist: | Love Your Witch |
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Album: | A Journey Into The Unknown |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Heavy Rock |
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Label: | Reality Rehab Records/Fantasticore Productions | |
Spieldauer: | 53:33 | |
Erschienen: | 15.09.2023 | |
Website: | [Link] |
Stoner + Thrash = Heavy (!) Rock?
Geht es nach LOVE YOUR WITCH dann geht diese Gleichung auf. Die Israelis vertonen auf „A Journey Into The Unknown“ einen okkulten Reisebericht mit ungewissem Ausgang. Dabei trifft die groovende Schwere des Stoner Rock auf okkult angehauchten Doom-Rock und wird von einer gehörigen Thrash-Würzung angeschoben.
Dabei klingt der Hexenzauber zunächst eher sanft. Denn die „Fire Lady“ startet als akustischer, nur zögerlich ansteigender Dunkelrocksong und nimmt damit etwaigen Erwartungen von okkulter, schwarzer Härte gekonnt den Wind aus den Segeln. Ähnlich verhält es sich bei „Under Water“, das ab der zweiten Hälfte mit einem Schneckensound par excellence aufwartet. Doom Metal heißt das Motto und der raue Gesang bekommt eine unheilvolle Atmosphäre (vorwiegend durch den warm-drückenden Bass) aufgezwungen. Das klingt nicht nur musikalisch spannend, sondern passt in seiner Intensität auch zum Thema, das sich mit der sog. Wasserprobe beschäftigt. Einer Praxis, nach der, laut dem mittelalterlichen Hexenhammer, eine Hexe an ihrer Fähigkeit unter Wasser zu atmen überführt werden kann.
Das mit der Hexerei ist so eine Sache, das mit dem unter Wasser atmen auch, aber dass LOVE YOUR WITCH astrein spielen können und es verstehen, zusammenhängende Stimmungen zu kreieren, beweisen sie auch dadurch, dass sie aus einem anfänglichen Schneckenkommando wie „Breaking Point“ im Handumdrehen einen schnellen, leicht angestaubten Rocker machen, ohne dass die Wandlung erzwungen wirkt.
Hier und da schleicht sich sogar eine gewisse Grunge-Attitüde in den Sound. Die kommt zwar nicht in erster Linie musikalisch zur Geltung, macht sich aber durch die Atmosphäre, die das Album umgibt, nach und nach breit. Wäre die grundlegende Hexenthematik nicht, es könnte auch der Eindruck entstehen hier eine Band kurz vorm Abnippeln zu begleiten. Zwar propagieren LOVE YOUR WITCH kaum Selbstzerstörung oder Lebensverdruss, aber sie sind auch nicht auf Teufel komm raus okkult. Stattdessen wird die Musik geerdet, die Riffs knarzen gerne mal etwas schief aus den Boxen und wabern dank Hall und Reverb oftmals etwas unsicher, aber nie ziellos durchs Ohr.
Dazu kommt eine Stimme, die mal klingt, als sei sie nur dank Whiskey-Ölung funktionsfähig und im nächsten Moment eine interessante Zerbrechlichkeit an den Tag legt. In diesem Zusammenhang ist „Witches Blues“ wohl eines der intensiveren Stücke. Der Titel trifft ins Schwarze und der langsame, aber beständige Aufbau des Songs macht ihn zu einem der Highlights des Albums. Sehr schöne Gitarrenarbeit wird von einem Grundknarzen unterfüttert und der Sänger tänzelt gleichsam unmelodisch-rau, wie auch hörbar emotionsgeladen über die Riffbreitseiten hinweg.
Danach wird’s dunkel, denn „Temples Down“ legt den Fokus mehr auf die eindringliche Klarstimme des Frontmanns und lässt erst nach ca. vier Minuten Spielzeit die ersten Knarz-Riffs zu. Davor zeigt der Gesang, dass klangliche Wärme und emotionale Kälte doch näher beieinander liegen können, als es den Anschein hat. Das klingt dunkel und strahlt eine morbide Atmosphäre aus, die sehr gut zur Hexenthematik passt.
Am Ende leben LOVE YOUR WITCH aber doch in der Welt der Comics, denn „Superman“ kommt geflogen um die schreckerstarrte Welt von dem bösen Hexentreiben zu befreien. Dass das natürlich Quatsch ist, sollte klar sein, denn gerettet werden muss hier nix, angesichts des langsam ansteigenden Instrumentalfeuerwerks, das speziell die Gitarristen zum Abschluss abfeuern. Man achte nur mal die kompletten, fast sechs Minuten Spielzeit auf die Gitarrenmelodien!
FAZIT: Um die Einstiegsgleichung aufzulösen: Ja, in gewisser Weise treffen hier Thrash Metal und Stoner Rock aufeinander. Wobei der thrashige Anteil mit der Zeit an Dominanz verliert und Platz für die Schwere des Riffs macht. LOVE YOUR WITCH vertonen auf „A Journey Into The Unknown“ genau das: Eine Reise ins Unbekannte. Dabei klingt kaum etwas berechenbar und doch unterliegt das Album einem hörbaren Fluss, der vorwiegend düster wirkt, dabei aber immer mehr fesselt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Fire Lady
- Under Water
- Breaking Point
- Barrel In The River
- Care Free
- Witches Blues
- Temples Down
- Superman
- Bass - Mor Gal
- Gesang - Mor Gal
- Gitarre - Mor Gal, Michael Kozlovsky
- Schlagzeug - Amit Abrahamy
- A Journey Into The Unknown (2023) - 11/15 Punkten
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