MAX BRAUN widmet sich auf „Till Morning Comes“ dem Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit – dem Einschlafen.
Ist es also ein Kompliment wenn der Hörer wegdämmert, während das Album im Player rotiert?
Das ist natürlich Ansichtssache, aber der generell ruhige Ton der Musik lässt einen doch sehr schnell sehr tief entspannen. Dabei kreieren die Musiker mit Instrumenten wie einem Mellotron, Synthesizern oder auch einem Glockenspiel eine wohlig-warme Stimmung die stellenweise wie ein alter Ohrensessel wirkt.

Der Ersteindruck ist einladend, nachdem man Platz nimmt, versinkt man zügig und immer mehr in dem angenehm weichen Stoff oder dem durchgesessenen Leder und dämmert nach und nach tatsächlich weg. Im Falle des vorliegenden Albums tröpfeln Songs wie „My River“ mit relaxter Zurückhaltung und repetitiven Mustern immer tiefer ins Unterbewusstsein und die Augenlider werden immer schwerer.
Ein Titel wie „Dreamland“ kommt auch nicht von ungefähr und zudem der intimen Vertonung einer persönlichen Utopie gleich. Es geht darum, den Moment in seiner vollen Intensität zu genießen und zu lieben. Der sanfte Ton der Musik lässt tatsächlich sehr intime Gefühle wach werden und könnte eine Hymne an die Liebe des Lebens sein.
Und dann wird es Morgen.

Der Titeltrack klingt aufgeweckter, vielleicht sogar ein klein wenig hibbelig (zumindest wenn es nach dem locker-flockigen Groove geht). Nach und nach sticht der warme Bass heraus, denn er könnte auch dazu animieren im Nachthemd aus dem Schlafgemach zu tanzen, was den morgendlichen Kaffee vielleicht sogar überflüssig macht. Es finden sich aber auch intime Momente, die das Herz von innen nach außen kehren.
„Whisper of Words“ birgt in seiner Stimmung sogar eine Menge Schmerz. Schmerz, der über lange Zeit vergraben wurde und in einsamen Momenten trotzdem wieder an die Oberfläche ploppt und der Nummer reichlich Potenzial für Tränen verleiht.
Am Ende breitet „Nightingale Lullaby“ aber seine samtweichen Flügel um den Hörer aus. Bedacht und doch mit positivem Blick auf den Werdegang des Tages bis zum Abend und schließlich in die Nacht hinein geht es darum, sich von einer Nachtigall in den Schlaf singen zu lassen.
Es ist also keineswegs ein Frevel wenn die Augen nach diesem sanften Abschluss zufallen.

FAZIT: Die knappe Dreiviertelstunde Musik von „Till Morning Comes“ ist am Ende viel schneller vorbei als gedacht, auch ohne während des Hörens eingeschlafen zu sein. MAX BRAUN zeigt sich auf seinem Debüt als gefühlvoller Singer/Songwriter, der ein Händchen dafür hat, die Themen seiner Songs in genau die passende Stimmung zu verpacken. Und sollte einen während des Hörens doch der Schlaf übermannen, ist das in diesem Falle wirklich nicht verkehrt, denn so zeigt die Musik eine zusätzliche Wirkung.