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The Zombies: Different Game (Review)

Artist:

The Zombies

The Zombies: Different Game
Album:

Different Game

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Sixties-Pop, Barock-Pop, Psychedelic-Rock, Blues-Rock, Yacht-Rock

Label: Cooking Vinyl
Spieldauer: 39:18
Erschienen: 31.03.2023
Website: [Link]

Wenn von den "British Invasion"-Bands der Sixties und ihrer musikalischen Welteroberung die Rede ist, fallen jedem Fan sofort The Beatles, The Rolling Stones, The Kinks und The Who ein. Bei etwas längerem Nachdenken dann The Animals, Small Faces und The Yardbirds. THE ZOMBIES, die bereits 1961 gegründete, immer noch (oder besser: wieder) existierende und damit langlebigste Formation von allen, wird indes bis heute in ihrer Bedeutung für die Pophistorie leider arg unterschätzt. Und das trotz einer längst legendären Barock-Pop-Platte ("Odessey And Oracle" von 1968) sowie der Single-Hits "She's Not There" und "Time Of The Season". Also nochmals Vorhang auf für THE ZOMBIES, die mit einem neuen Album ihr x-tes starkes Comeback feiern, in einer großen Filmdokumentation gewürdigt werden und seit Anfang April auch wieder auf Tournee sind. 

"Different Game" vereint in der idealen LP-Länge von knapp 40 Minuten alles, was diese Britpop-Pioniere so wichtig und so liebenswert gemacht hat: wunderbar melodische Songs, prachtvolle Gesangsharmonien, opulente, aber nie überladene Arrangements von Mastermind Rod Argent - und mit Colin Blunstone einen Sänger, der im gehobenen Alter von 77 Jahren noch jeden Ton (auch die höheren) trifft. Wenn es ein Beispiel für unpeinliche Alterswerke gibt, dann liefern es erneut THE ZOMBIES - schon die Vorgängeralben "As Far As I Can See" (2004), "Breathe Out, Breathe In" (2011) und das programmatisch betitelte"Still Got The Hunger" (2015) waren qualitativ top.

Die fünfköpfige Band um die Gründungsmitglieder Blunstone und Argent begann mit der Arbeit an "Different Game" nach der 2019 zelebrierten Aufnahme in die "Rock and Roll Hall of Fame" und einer US-Tournee mit Brian Wilson. Diese Erfahrung hört man insbesondere dem neuen Song "Rediscover" an, der den ikonischen Vokalsound des Beach-Boys-Genies aufgreift. "Er hat eine fantastische Band, und wenn man die jeden Abend hört, beeinflusst einen dies natürlich", sagt ein sehr entspannter, freundlicher Colin Blunstone im Zoom-Interview, um aber sofort klarzustellen: "Wir sind nie Trends hinterhergelaufen, wir haben nie jemanden kopiert."

So sei Argents von irgendwo her vertrauter Orgel-Sound im Titelsong "wohl ebenso von Bach inspiriert, wie es Procol Harums „A Whiter Shade Of Pale“ war", sagt Blunstone selbstbewusst. "Und wenn „Dropped Reeling & Stupid“ nach einem Song aus der Ära von Steely Dan klingt, dann ist das fantastisch – wir sind riesige Fans, das ist also kein Zufall."

Letztlich aber gebe es "auf unserem neuen Album vielleicht Einflüsse, aber nichts ist Kopie". Tatsächlich klingen die drei ersten Tracks von "Different Game" noch wie vornehme, handwerklich hochvirtuose Verbeugungen vor anderen Meistern des Fachs - ehe THE ZOMBIES in sieben weiteren Songs zwischen Psychedelic-, Blues- und Yacht-Rock ihre nach wie vor offenkundige Kreativität und handwerkliche Expertise für Balladen und Midtempo-Stücke unter Beweis stellen.

"Wir schreiben eben auch weiterhin echte Songs mit einer Struktur", sagt Blunstone über seine musikalische Lebenspartnerschaft mit dem gleichaltrigen Argent. "Wenn man viele heutige Lieder hören würde nur mit Piano und Stimme, würde man feststellen, dass eigentlich gar kein Song, keine Substanz vorhanden ist. Da geht es eher um Produktion und Sound. Rod und ich können Songs ohne jede Probe aufführen – was uns immer rettet, die Lieder sind sorgfältig am Piano oder an der Gitarre geschrieben."

Aber wie schafft es Blunstone, auch noch im hohen Alter mit so viel Kraft zu singen?
Man müsse „bei Aufnahmen oder Tourneen auf sich achtgeben, denn die Stimme ist eine Reflexion dessen, wie man sich gerade fühlt“, sagt der 77-jährige ZOMBIES-Frontmann. „Also viel Schlaf bekommen und gut essen. Und sehr wichtig ist auch, viel Wasser zu trinken. (…) Das Allerwichtigste war, dass ich in meinen Fünfzigern angefangen habe, mit einem Gesangslehrer zu arbeiten.“

"Dieses Album zu machen war von Anfang bis Ende eine Freude", erklärt Argent. "Nach dem Lockdown waren wir fest entschlossen, zusammenzukommen und so live wie möglich aufzunehmen - um diese magische, flüchtige Qualität der Energie und die Unmittelbarkeit der Performance einzufangen." Das ist den ZOMBIES bestens gelungen: Man hört eigentlich nie, dass diese Band nun schon in ihr siebtes Jahrzehnt geht - und dies trotz eines oft schwierigen Timings mit Splits zur Unzeit. 

"Zunächst mal waren wir eine professionelle Band von 1964 bis 1967", erinnert sich Blunstone im Zoom-Gespräch. "Dann hatte Rod seine Band Argent und ich eine Solokarriere. (...) Rod und ich spielten zwar gelegentlich zusammen, aber 1999 fühlten wir uns noch nicht so wohl damit, den Namen THE ZOMBIES wieder zu benutzen. Wir bemerkten dann, dass in der ganzen Welt, vor allem in Fernost, unser Repertoire sehr bekannt war. Einige Jahre später tourten wir auch wieder mit den verbliebenen Originalmitgliedern als THE ZOMBIES."

Das zunächst rätselhafte Albumcover von "Different Game" steht fast ein wenig symbolisch für die komplizierte ZOMBIES-Karriere. "Wir waren auf dem Weg von Südkalifornien nach Tucson, als der Motor unseres Tour-Vans plötzlich Feuer fing", sagt Blunstone. "Wir saßen etwa fünf Stunden in der abgelegenen Wüste von Arizona fest, aber dank unseres unerschrockenen Teams und unserer Crew konnten wir gerettet werden und schafften es bis zu unserer nächsten Show. Es war eine erschütternde Erfahrung, aber auch wunderschön und surreal.“ Das animierte Lyric-Video zu "Dropped Reeling & Stupid" ist von diesem glücklich ausgegangenen Tournee-Missgeschick der Band inspiriert.

"Different Game" erscheint kurz vor einem neuen ZOMBIES-Dokumentarfilms mit dem Titel "Hung Up On A Dream", bei dem der Musiker und Filmemacher Robert Schwartzman Regie führte. Vielleicht ändert sich damit etwas am Status dieser sträflich unterschätzten Band. Colin Blunstone gibt sich diesbezüglich aber ganz gelassen: "Es ist nicht an mir, das zu beurteilen, also unsere künstlerische und kommerzielle Laufbahn zu bewerten. Da sind andere Leute besser qualifiziert. Ich kann nur betonen, dass wir immer mit ganzem Herzen geschrieben, aufgenommen und performt haben. Erfolg war nie unsere Hauptmotivation. Das mag jetzt ein bisschen prätenziös klingen, aber uns ging es immer um die Kunst und nicht um das Geld." 

FAZIT: Zwei Ikonen des britischen Sixties-Pop und drei jüngere Mitstreiter bilden heute im Studio (und auch immer noch live) THE ZOMBIES. Aber nach schnöder Verwaltung der eigenen Legende oder gar nach peinlicher Abzocke klingt nichts auf ihrem aktuellen Album "Different Game". Colin Blunstone, Rod Argent und Co. ist gut 60 Jahre nach der Band-Gründung erneut ein hervorragendes Alterswerk geglückt, mit dem sie fleißig an ihrem Denkmal als eine der besten "British Invasion"-Popgruppen werkeln. Chapeau!

Werner Herpell (Info) (Review 2107x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Different Game
  • Dropped Reeling & Stupid
  • Rediscover
  • Runaway
  • You Could Be My Love
  • Merry-Go-Round
  • Love You While I Can
  • I Want To Fly
  • Got  To Move On
  • The Sun Will Rise Again

Besetzung:

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